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Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.
in Dresden, Dresdner Galerie erkannt werden, welche erft 1862 als Werk Dughets erworben
wurde1)- Zu feinen bedeutendften Gemälden gehören feine drei Landfchaften
in München, in der Münchener Pinakothek, von denen diejenige mit dem Orangenhaine, in
dem eine Frau Früchte fammelt, ein neues Element in den Pouffmfchen Land-
in Sbjj|ters‘fchaftsftil einführt. Auch die Petersburger Eremitage, das Brüffeler Mufeum
inEnXnd’ un<^ Bridgewater Houfe in London, fowie einige Landfitze der englifchen Grofsen,
befitzen charakteriftifche Werke feiner Hand. Als Radirer hat er 28 Blatt
hinterlaßen2).
jean Miller. Sein Sohn Jean Millet (1666—1723), nicht aber, wie d’Argensville berichtet,
er felbft, wurde Akademieprofeffor in Paris.
Haben wir in Frangois Millet fchon einen Landfeh afts meifter kennen
maier diefer g-elernt, welcher, ohne Schüler einer der Pouffiris gewefen zu fein, doch deren
Richtung folgt, fo haben wir im Folgenden noch eine Reihe von anderen
Meiftern, in erfter Linie Hiftorien maier, von denen einige freilich zugleich
Landfehafter waren, zu befprechen. Es find Meifter, die theils wegen ihrer perfön-
lichen Beziehungen zu N. Pouffin, theils wegen der Verwandtfchaft ihrer Kunft-
weife mit der feinen zu einer befonderen Gruppe zufammengefafst werden
Die
Hiftorien-
Richtung.
können.
JsmiaS Zunächft ift Jacques Stella von Lyon3) (15954)—1657) zu nennen, ein etwas
nüchterner, aber gefälliger Meifter, welcher feinen erften Jugendunterricht bei
Stena' feinem Vater, dem in Lyon eingewanderten fiämifchen Maler Francois Stella
Jacques (geft. 1605) empfing, aber fchon 1616 nach Italien pilgerte. Hier war er zunächft
Leben, einige Jahre neben Callot (oben S. 306) in Florenz thätig, wo er unter
anderen das grofse Feftblatt radirte, welches fein bedeutenfter Verfuch mit
der Radirnadel blieb5); 1623 aber fiedelte er nach Rom über, wo er fich eng
an N. Pouffin anfchlofs, deffen Styl feitdem in allen feinen Werken durch-
fchimmerte; 1634 endlich kehrte er nach Paris zurück, wo er zum Hofmaler
ernannt wurde und eine Wohnung im Louvre bezog.
Sein Stil. Seine Gemälde find conventionell in der Formenfprache, kalt, nicht feiten
bunt in der Farbe. Befonders unangenehm wirkt das Ziegelroth feiner Fleifch-
seine werke töne. Für Parifer Kirchen fchuf er einige Altarblätter, die feinen Zeitgenoffen
in Pans, 0 , .
aufserordentlich gefielen. Ueber die Echtheit feiner Bilder im Louvre und in
den franzöfifchen Provinzialgalerien ift die franzöfifche Kritik fich felbft noch
keineswegs einig. Die Einen heben die »Anbetung der Hirten und Engel« im
in Lyon, Mufeum zu Lyon hervor, obgleich der Katalog diefes Mufeums felbft es nicht
für ausgemacht hält, dafs die Bezeichnung des Bildes auf Jacques deute; die
Anderen erklären die Darftellung des Heilandes mit dem Samariterweibe im
‘pemer1’ Mufeum zu Montpellier für fein Meifterwerk. Uebrigens befitzen nicht nur die
in aufser-’ franzöfifchen Provinzialmufeen, fondern auch die öffentlichen Galerien von
Sammlungen” Madrid, Petersburg, Augsburg und Wien Gemälde des Meifters. Heilige Familien
und Madonnenbilder pflegte er für die Ausführung in Oel zu bevorzugen.
1) Vgl. des Verfaffers Text zu Brauns Phot. Dresd. Galeriewerk, Lief. II, S. 64—65.
2) Bartfeh, a. a. O. V, p. 325 — 348.
3) (Felibieri) Entretiens etc., Ed. 1688, p. 652 ff.
4) Ueber fein Geburtsjahr vgl. Mariette, a. a. O. V, p. 256—257
5) Robert-Dumesnil VII, p. 161 no 5.
Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.
in Dresden, Dresdner Galerie erkannt werden, welche erft 1862 als Werk Dughets erworben
wurde1)- Zu feinen bedeutendften Gemälden gehören feine drei Landfchaften
in München, in der Münchener Pinakothek, von denen diejenige mit dem Orangenhaine, in
dem eine Frau Früchte fammelt, ein neues Element in den Pouffmfchen Land-
in Sbjj|ters‘fchaftsftil einführt. Auch die Petersburger Eremitage, das Brüffeler Mufeum
inEnXnd’ un<^ Bridgewater Houfe in London, fowie einige Landfitze der englifchen Grofsen,
befitzen charakteriftifche Werke feiner Hand. Als Radirer hat er 28 Blatt
hinterlaßen2).
jean Miller. Sein Sohn Jean Millet (1666—1723), nicht aber, wie d’Argensville berichtet,
er felbft, wurde Akademieprofeffor in Paris.
Haben wir in Frangois Millet fchon einen Landfeh afts meifter kennen
maier diefer g-elernt, welcher, ohne Schüler einer der Pouffiris gewefen zu fein, doch deren
Richtung folgt, fo haben wir im Folgenden noch eine Reihe von anderen
Meiftern, in erfter Linie Hiftorien maier, von denen einige freilich zugleich
Landfehafter waren, zu befprechen. Es find Meifter, die theils wegen ihrer perfön-
lichen Beziehungen zu N. Pouffin, theils wegen der Verwandtfchaft ihrer Kunft-
weife mit der feinen zu einer befonderen Gruppe zufammengefafst werden
Die
Hiftorien-
Richtung.
können.
JsmiaS Zunächft ift Jacques Stella von Lyon3) (15954)—1657) zu nennen, ein etwas
nüchterner, aber gefälliger Meifter, welcher feinen erften Jugendunterricht bei
Stena' feinem Vater, dem in Lyon eingewanderten fiämifchen Maler Francois Stella
Jacques (geft. 1605) empfing, aber fchon 1616 nach Italien pilgerte. Hier war er zunächft
Leben, einige Jahre neben Callot (oben S. 306) in Florenz thätig, wo er unter
anderen das grofse Feftblatt radirte, welches fein bedeutenfter Verfuch mit
der Radirnadel blieb5); 1623 aber fiedelte er nach Rom über, wo er fich eng
an N. Pouffin anfchlofs, deffen Styl feitdem in allen feinen Werken durch-
fchimmerte; 1634 endlich kehrte er nach Paris zurück, wo er zum Hofmaler
ernannt wurde und eine Wohnung im Louvre bezog.
Sein Stil. Seine Gemälde find conventionell in der Formenfprache, kalt, nicht feiten
bunt in der Farbe. Befonders unangenehm wirkt das Ziegelroth feiner Fleifch-
seine werke töne. Für Parifer Kirchen fchuf er einige Altarblätter, die feinen Zeitgenoffen
in Pans, 0 , .
aufserordentlich gefielen. Ueber die Echtheit feiner Bilder im Louvre und in
den franzöfifchen Provinzialgalerien ift die franzöfifche Kritik fich felbft noch
keineswegs einig. Die Einen heben die »Anbetung der Hirten und Engel« im
in Lyon, Mufeum zu Lyon hervor, obgleich der Katalog diefes Mufeums felbft es nicht
für ausgemacht hält, dafs die Bezeichnung des Bildes auf Jacques deute; die
Anderen erklären die Darftellung des Heilandes mit dem Samariterweibe im
‘pemer1’ Mufeum zu Montpellier für fein Meifterwerk. Uebrigens befitzen nicht nur die
in aufser-’ franzöfifchen Provinzialmufeen, fondern auch die öffentlichen Galerien von
Sammlungen” Madrid, Petersburg, Augsburg und Wien Gemälde des Meifters. Heilige Familien
und Madonnenbilder pflegte er für die Ausführung in Oel zu bevorzugen.
1) Vgl. des Verfaffers Text zu Brauns Phot. Dresd. Galeriewerk, Lief. II, S. 64—65.
2) Bartfeh, a. a. O. V, p. 325 — 348.
3) (Felibieri) Entretiens etc., Ed. 1688, p. 652 ff.
4) Ueber fein Geburtsjahr vgl. Mariette, a. a. O. V, p. 256—257
5) Robert-Dumesnil VII, p. 161 no 5.