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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0368
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356

Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.

Verfuchung des hl. Antonius (L. V. 32), die in der Vertheilung von Licht und
Schatten äufserft wirkfame Landfchaft mit der hl. Magdalena, welche zwar nicht
durchs Liber Veritatis, wohl aber durch Zeichnungen im British Mufeum und
in der Albertina zu Wien (datirt von 1648) beglaubigt ift, und die grofse Land-
fchaft mit dem betenden Einfiedler, von der es heifst, dafs Claude fie für
Philipp IV. gemalt habe.
ciaude’s Nach der Betrachtung aller diefer Gemälde des Meifters auf feine Radirungen
Radirungen. 0 . . ,
näher einzugehen, würde uns zu weit führen. Er wiederholt in ihnen theilweife
diefelben, theilweife jenen ähnliche Compofitionen, und es läfst fich auch in ihnen
der Entwicklungsgang des Meifters in ähnlicher Weife verfolgen ').
Srakteriftik' Ueberblicken wir nun noch einmal die ganze, reiche Thätigkeit Ciaude’s,
fo tritt uns der Idealismus feiner Kunft befonders auffällig entgegen. So irr-
thümlich freilich die frühere Anficht ift, er hätte niemals unmittelbare Natur-
ftudien gemacht, fo glänzend und packend uns vielmehr aus feinen Hand-
zeichnungen die Fülle der Motive anblickt, die er im Freien felbft der Mutter
Natur abgelaufcht hat, fo unzweifelhaft ift es, dafs er zwifchen Naturftudien
und Bildern ftets fcharf unterfchieden hat. Jene waren auch ihm und gerade
ihm nur die Baufteine, aus denen er diefe zufammenfügte. Als Ganzes erinnern
feine Compofitionen nur äufserft feiten an beftimmte Punkte beftimmter Gegenden.
Hierin liegt die Stärke, aber auch die Schwäche feiner Landfchaftsmalerei.
Hierin liegt feine ideale Kraft, die Landfchaftsmalerei mit überirdifcher Weihe
zu erfüllen, aber auch der Mangel unmittelbar überzeugender Wahrheit, der
feinen mit Einzelheiten oft überfüllten und nicht immer ftreng organifch zu-
fammengefügten Bildern nicht feiten anhaftet. Das letzte Wort der Land-
fchaftsmalerei war mit feinen Gemälden noch nicht gefprochen; aber feine
Schöpfungen wurden von feinen Zeitgenoffen doch mit Recht in ihrer Art
als neue, eigenartige Offenbarungen der Kunft angefehen.
Seine Zahllos waren daher auch feine Nachahmer. Seinen tüchtigften Nach-
folger, den Niederländer H. Swanevelt, werden wir fpäter in anderem Zufammen-
Sein Schüler hange kennen lernen. Als eigentlichen Schüler des Meifters nennen die Quellen
Giov. Dome- b b . . .
nico. nur einen gewiffen Giov. Domenico2), den er fchliefslich, nachdem er dreifsig
Jahre bei ihm gewohnt, aus dem Haufe jagen mufste. Näheres willen wir nicht
über diefen Domenico und feine Gemälde; doch mögen manche der nicht
durchs Liber Veritatis oder anderweitig beglaubigten Werke, welche noch
immer unter Ciaude’s Namen in der ganzen Welt zerftreut find, auf ihn, manche
auf die übrigen Nachahmer, über welche der Meifter fich befchwerte, zurück-
zuführen fein.

pie Patel, Von den letzteren feien hier nur noch die Patel, pcre et fils, genannt,
pere et fils. °
zwei Meifter, deren Lebensgefchichte in Dunkel gehüllt ift, von denen fich aber
einige bezeichnete und datirte Bilder erhalten haben. Der ältere P. Patel (um

1620 bis gegen 1676) war der tüchtigere. Er fcheint fich in Paris und in
Italien gebildet zu haben; 1635 trat er als Meifter der Parifer Malergilde bei.


1) Rob. - Dumesnil a. a. O. I, p. 3—38 zählt 42 Nummern. Das Eingehendfte über lie bei
Mmi. Mark Pattifon a. a. O., p. 161 —182.
2) L. Pascoli, a. a. O., p. 27—28.
 
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