Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Peter Paul Rubens. 427
Werken, die aus dem Atelier des Meifters hervorgegangen find. Rubens’ Ver-
handlungen mit England führten übrigens, wenn auch langfam, zum Ziele. Der
Friede wurde gegen Ende des Jahres 1630 wirklich gefchloffen. Doch verliefs
Rubens, der zu Anfang des Jahres von König Karl I. zum Ritter gefchlagen zu^URjtser
worden war, fchon im März desfelben Jahres England und kehrte nach Brüffel sefchlasen-
und Antwerpen zurück. Ob er gleich darauf eine abermalige Reife nach
Spanien gemacht, um feinem Könige über den Erfolg feines Aufenthaltes in
England zu berichten, ift ftreitig Jedenfalls war der Meifter gegen Ende
des Jahres wieder in Antwerpen, und wenn er in den nächften Jahren auch w^edbee"jn
noch einzelne kleinere Reifen unternahm, auch 1632 noch einmal in diploma- AntwerPen-
tifcher Sendung in das Lager vor Maeftricht gefchickt wurde, um mit dem
Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien wegen eines Waffenftillftandes zu ver-
handeln , fo brauchte er Antwerpen nun doch nicht mehr auf längere Zeit zu
verlaffen; und die Epoche der zweiten Wanderzeit des Meifters fand eigentlich
fchon durch feine zweite Vermählung, welche am 6. Dezember 1630 ftattfand, ^“b®tgS
ihren glücklichen Abfchlufs. Seine zweite Gattin, Helene Fourment, war blut- Heirat-
jung und bildfchön. Sie brachte feinem Haufe neues Leben, feinem Herzen
neues Glück, feiner Kunft neue Antriebe. Ehe wir uns dem durch diefe neuen
Anregungen beherrfchten Schlufsjahrzehnte des Lebens des Meifters zuwenden,
müffen wir aber noch einige Augenblicke bei den Werken verweilen, die in
den Jahren 1621 —1630 unter feinem Namen in die Welt gefchickt wurden.
Dafs er in diefem Zeitraum noch weniger eigenhändig ausführte, als vorher
und nachher, liegt in der Natur der Sache. Seine Werkftatt feierte gleichwohl
nicht. Seinen Schülern fiel nur mehr denn je der Hauptantheil an der Aus-
führung feiner Skizzen zu.
In Madrid erhielt Rubens 1628 den Auftrag, neun grofse religiöfe Bilder
für das Klofter zu Loeches zu malen. Es waren theils Gefchichten des Alten fürs, Klo,fter
Teftamentes, theils kirchliche Allegorien, die zufammen den Triumph der
Kirche darftellen feilten. Von den Skizzen befinden fich acht im Madrider
Mufeum, eine im Befitze des Königs von Belgien zu Brüffel. Die erft fpäter
in Antwerpen ausgeführten Gemälde, an denen Rubens eigener Antheil ein
äufserft geringer zu fein fcheint, aber befinden fich jetzt an verfchiedenen Orten:
u. a. zwei im Louvre zu Paris, nämlich »der Prophet Elias in der Wüfte« und
»der Triumph der Religion« , vier beim Duke of Weftminfter in London,
nämlich »Abraham und Melchifedek«, «die Mannalefe», »die vier Evangeliften«
und »die vier Kirchenväter.«
Nach ganz oder doch theilweife eigenhändigen Bildern diefer reifen Mittel- Ger?älde der
° mittleren
zeit des Meifters müffen wir uns nun aber in den verfchiedenften Gebieten, z.eit des
. Meifters um
die er feinem Pinfel unterthänig gemacht hatte, noch etwas näher umfehen. 1621-1630.
Dafs von den älteren der hier zu nennenden Bildern nicht einige fchon in der
Zeit vor 1621, von den fpäteren nicht einige erft nach 1630 entftanden fein
könnten, foll übrigens nicht getagt fein.
Als grofse Kirchenbilder find zunächft »die Auferweckung des Lazarus« im Gr°fse
. ° Kirchen-
Berliner Mufeum, »Chriftus und die Sünder« (Fig. 526) in der Münchener Pina- bilder-
1) Der Stand der Streitfrage ift dargelegt bei Riegel a. a. O. S. 311—312,
Werken, die aus dem Atelier des Meifters hervorgegangen find. Rubens’ Ver-
handlungen mit England führten übrigens, wenn auch langfam, zum Ziele. Der
Friede wurde gegen Ende des Jahres 1630 wirklich gefchloffen. Doch verliefs
Rubens, der zu Anfang des Jahres von König Karl I. zum Ritter gefchlagen zu^URjtser
worden war, fchon im März desfelben Jahres England und kehrte nach Brüffel sefchlasen-
und Antwerpen zurück. Ob er gleich darauf eine abermalige Reife nach
Spanien gemacht, um feinem Könige über den Erfolg feines Aufenthaltes in
England zu berichten, ift ftreitig Jedenfalls war der Meifter gegen Ende
des Jahres wieder in Antwerpen, und wenn er in den nächften Jahren auch w^edbee"jn
noch einzelne kleinere Reifen unternahm, auch 1632 noch einmal in diploma- AntwerPen-
tifcher Sendung in das Lager vor Maeftricht gefchickt wurde, um mit dem
Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien wegen eines Waffenftillftandes zu ver-
handeln , fo brauchte er Antwerpen nun doch nicht mehr auf längere Zeit zu
verlaffen; und die Epoche der zweiten Wanderzeit des Meifters fand eigentlich
fchon durch feine zweite Vermählung, welche am 6. Dezember 1630 ftattfand, ^“b®tgS
ihren glücklichen Abfchlufs. Seine zweite Gattin, Helene Fourment, war blut- Heirat-
jung und bildfchön. Sie brachte feinem Haufe neues Leben, feinem Herzen
neues Glück, feiner Kunft neue Antriebe. Ehe wir uns dem durch diefe neuen
Anregungen beherrfchten Schlufsjahrzehnte des Lebens des Meifters zuwenden,
müffen wir aber noch einige Augenblicke bei den Werken verweilen, die in
den Jahren 1621 —1630 unter feinem Namen in die Welt gefchickt wurden.
Dafs er in diefem Zeitraum noch weniger eigenhändig ausführte, als vorher
und nachher, liegt in der Natur der Sache. Seine Werkftatt feierte gleichwohl
nicht. Seinen Schülern fiel nur mehr denn je der Hauptantheil an der Aus-
führung feiner Skizzen zu.
In Madrid erhielt Rubens 1628 den Auftrag, neun grofse religiöfe Bilder
für das Klofter zu Loeches zu malen. Es waren theils Gefchichten des Alten fürs, Klo,fter
Teftamentes, theils kirchliche Allegorien, die zufammen den Triumph der
Kirche darftellen feilten. Von den Skizzen befinden fich acht im Madrider
Mufeum, eine im Befitze des Königs von Belgien zu Brüffel. Die erft fpäter
in Antwerpen ausgeführten Gemälde, an denen Rubens eigener Antheil ein
äufserft geringer zu fein fcheint, aber befinden fich jetzt an verfchiedenen Orten:
u. a. zwei im Louvre zu Paris, nämlich »der Prophet Elias in der Wüfte« und
»der Triumph der Religion« , vier beim Duke of Weftminfter in London,
nämlich »Abraham und Melchifedek«, «die Mannalefe», »die vier Evangeliften«
und »die vier Kirchenväter.«
Nach ganz oder doch theilweife eigenhändigen Bildern diefer reifen Mittel- Ger?älde der
° mittleren
zeit des Meifters müffen wir uns nun aber in den verfchiedenften Gebieten, z.eit des
. Meifters um
die er feinem Pinfel unterthänig gemacht hatte, noch etwas näher umfehen. 1621-1630.
Dafs von den älteren der hier zu nennenden Bildern nicht einige fchon in der
Zeit vor 1621, von den fpäteren nicht einige erft nach 1630 entftanden fein
könnten, foll übrigens nicht getagt fein.
Als grofse Kirchenbilder find zunächft »die Auferweckung des Lazarus« im Gr°fse
. ° Kirchen-
Berliner Mufeum, »Chriftus und die Sünder« (Fig. 526) in der Münchener Pina- bilder-
1) Der Stand der Streitfrage ift dargelegt bei Riegel a. a. O. S. 311—312,