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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0452
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440 Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
lichkeit für die Verbreitung feines Ruhmes durch die Vervielfältigung feiner
Werke. Er wufste fich Privilegien für feine Stiche in den Niederlanden, in
Frankreich, in Spanien zu verfchaffen. Er überwachte die Arbeiten feiner
Stecher mit der gröfsten Sorgfalt und trug fo das Seine zur Ausbildung und
Verbreitung des neuen, freien Stils des Kupferftiches bei, der dem grofsen,
flotten Zuge feiner Gemälde entfprach. Der vor 1611 entflandene Stich der
c. Galle, »grofsen Judith« von C. Galle (1570—1641) ifl noch kalt im alten Stile gehalten.
Auch die trefflichen holländifchen Meifter, die in den folgenden Jahren Rubens-
w-Swanen-fcpe Compofltionen flachen, wie W. Swanenburg (1581-—1612), Jak. Mathain
u/tham Jan Müller (thätig um 1589—1625) u. a. überfetzten den Stil
Jan Müller, des Meiflers noch mehr oder weniger in ihre eigene Formenfprache. Die
Pieter Reihe der eigentlichen Rubensflecher eröffnete erfl Pieter Soutman von Hartem
Soutman.
(1580—1653). Diefer wufste den dramatifchen Darftellungen des Meiflers, die er
flach — ich nenne nur die vier kleinen Jagden, den Sturz der Verdammten,
den Raub der Proferpina — echt Rubens’fches Leben und echt Rubens’fche
Vorfterman ^ewegung einzuhauchen. Dann folgten Lukas Vorßerman (geb. um 1580),
der markig und ausdrucksvoll unter Rubens eigener Leitung Blätter, wie die
Kreuzesabnahme, die Anbetung der Könige, die Rückkehr aus Aegypten, die
Stigmatiflrung des heiligen Franz von Affifi, das Martyrium des heiligen Lorenz,
Paul Pontius, flach, folgte Paul du Pont, Pontius genannt (1603—1658), der feinen Stichel
in der leichterten Weife den verfchiedenften Aufgaben, die Rubens ihm ft eilte,
anzupaffen wufste, und Gemälde, wie die Himmelfahrt Mariae, wie den heiligen
Rochus, wie die Pietas, wie die Tomyris, wie das Bildnifs des Meiflers mit
Boetius und dem Hut, treffend und fchwungvoll wiedergab, folgten die Brüder Boetius
Schelderic ö o o
Boiswert. (1580—1634) und Schelderic (geb. 1586) Boiswert mit ihren glänzenden, forg-
fältigen, liebevoll auf Rubens’ Eigenheiten eingehenden Blättern. Von B. Bols-
wert feien die grofse Kreuzigung nach dem Antwerpener und die Auferweckung
des Lazarus nach dem Berliner Bilde, von S. Boiswert feien der wunderbare
Fifchzug, die Bekehrung des Paulus, die Himmelfahrt Mariae, die Bilder aus
der Jefuitenkirche zu Antwerpen, eine Löwenjagd und eine Reihe der Rubens’-
fchen Landfchaften hervorgehoben. In der jüngeren Stechergeneration ragten
p. de jode, dann noch Pieter de Jode d. J (1606 bis nach 1667) und vor allen Dingen
wiuiTeci- Jan Witdoeck (geb- 1604) hervor. Unter den Händen des letzteren verflüchtigte
fleh freilich die Strenge der Zeichnung; aber er wufste die grofsen Gegenfätze
von Licht und Schatten fo wirkfam zur Geltung zu bringen, dafs Rubens feine
Blätter eine Zeit lang denjenigen aller übrigen Stecher vorzog. Er flach z. B.
die »Aufrichtung des Kreuzes« , eine der »Himmelfahrten der Jungfrau«, die
»heilige Cäcilie«, jetzt in Berlin, und den »heiligen lldephons«, jetzt in Wien.
Radirer: pjje Radirer nach Werken des Rubens, wie Th. van Thiddcn, find zum Theil
Thuiden. zugleich die Maler, die als folche die Schule des Meiflers bilden. Endlich aber
Holz- feierte im Dienfle des Rubens auch der Holzfchnitt in Antwerpen durch
ehr. jegher. Chrißoph Jegher (thätig um 1620 bis nach 1660) feine Auferflehung. Wir
können nur an feinen »Liebesgarten«, an feine »Ruhe auf der Flucht« (Fig. 533)
und an feine »Sufanne« erinnern. Die letztere nennt Hymans ’) den am
breiterten behandelten Holzfchnitt, der jemals gedruckt worden.

1) A. a. O. p. 450.
 
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