Die vlämifche Malerei des 17. Jahrh. D. Die übrigen belgifchen Grofsmaler des 17. Jahrh. 48 I
uns nicht wundern. Wir haben diefelbe Erfcheinung ja bei allen Niederländern,
die unter dem »akademifchen« Einfluffe Italiens ftanden, beobachtet.
An den Schlufs diefer Reihe haben wir endlich noch einen vlämifchen „ Juftus
buttermans.
Künftler zu Hellen, der ganz ins Ausland überfiedelte, aber als Bildnifsmaler
auch in Italien feine niederländifche Kraft und Wahrheitsliebe bewährte. Wir
meinen Juftus Suttermans (Soetermans, in der Regel Suftermans)!). Er war s ein Leben.
1597 zu Antwerpen geboren, trat hier 16091 2) bei Willem de Vos, einem fonft
unbekannten Meifter, in die Lehre, bildete fich fpäter in Paris unter der Leitung-
feines Landsmanns Fr. Pourbus d. J. (oben S. 86) zum Bildnifsmaler aus, ging
dann nach Florenz, wo er nach einander unter den Grofsherzögen Cosmo II.,
Ferdinand II. und Cosmo III. diente, arbeitete vorübergehend an den Höfen zu
Wien, Parma, Mantua und in Rom, kehrte aber immer wieder nach Florenz
zurück, wo er 1681 ftarb. Seine Bedeutung liegt ausfchliefslich in feiner Bildnifs-
malerei. Nächft Rubens, van Dyck und Corn, de Vos ift er der bedeutendfte Ant-
werpener Meifter diefes Faches. Die »Aehnlichkeit« der von ihm dargeftellten Sein Stil.
Perfönlichkeiten ift angenehm und überzeugend. Sein Vortrag ift fchlicht und
verfchmolzen, feine Färbung von feinem Helldunkel belebt. Weitaus die meiften Seine Bilder
feiner Bilder find in Florenz geblieben. Hier befitzen die Uffizien, der Palazzo Pittiin Florenz,
und die Gal. Corfmi zufammen mindeftens 36 Bilder feiner Hand. Das impofan-
tefte von ihnen ift die gewaltige Darftellung des florentinifchen Senats, wie er
dem Grofsherzog Ferdinand II. den Eid der Treue leiftet, jetzt in den Uffizien.
Das geiftvollfte und lebendigfte aber ift das Bruftbild des grofsen Naturforfchers
Galilei in derfelben Sammlung. Aufserdem feien aus den Uffizien noch die
Maria Magdalena mit den Zügen der Vittoria delle Rovere und das Selbft-
bildnifs des Meifters hervorgehoben. Seine fchönften Bilder des Palazzo Pitti
ftellen den Prinzen von Dänemark, den Grofsherzog Ferdinand II. und Vittoria
delle Rovere dar. Aus dem Palazzo Corfmi fei das Porträt des Cardinals Corfmi,
aus der Galerie zu Lucca dasjenige des Cardinals Leopold de’ Medici hervor- in Lucca>
gehoben. Nördlich der Alpen befitzen z. B. die Galerie zu Edinburg feinin Edinburs>
fchönes Bildnifs des Spinola, die kaiferliche Galerie zu Wien dasjenige der Erz- in Wien>
herzogin Claudia, das Mufeum zu Berlin ein früher dem Murillo zugefchriebenes in Berlin-
liebenswürdiges Bild einer jungen Frau.
Diefer ganzen Reihe mehr oder weniger felbftändiger Meifter, die fämmt- RUubens-
lich noch im 16. Jahrhundert geboren waren, tritt nun eine zweite, etwas Nachahmer-
jüngere Reihe von Meiftern gegenüber, die erft dem 17. Jahrhundert ent-
flammten, zum Theil die Enkelfchüler des Rubens waren, jedenfalls alle in
ftärkerem Mafse durch die Richtung der Schule diefes Meifters beeinflufst
wurden als die bisher in diefem Kapitel befprochenen Künftler. Wir können
nur kurz auf die bedeutendften von ihnen eingehen. Dafs die Antwerpener,
welche überhaupt neun Zehntel der belgifchen Künftler von Bedeutung in diefem
Zeitraum ausmachen, auch unter ihnen weitaus am zahlreichften vertreten find,
braucht kaum betont zu werden. Wir laffen ihnen wieder den Vortritt.
Zunächft kommen zwei Schüler des Cornelis de Vos in Betracht. Der
1) Baldinucci: Notizia, Bel. VI 1728, p. 167 —189. — Ed. Fetis. Les artiftes beiges ä l’etranger
p. 257—278.
2) Liggeren I, p. 457.
Gefchichte d. Malerei. III.
uns nicht wundern. Wir haben diefelbe Erfcheinung ja bei allen Niederländern,
die unter dem »akademifchen« Einfluffe Italiens ftanden, beobachtet.
An den Schlufs diefer Reihe haben wir endlich noch einen vlämifchen „ Juftus
buttermans.
Künftler zu Hellen, der ganz ins Ausland überfiedelte, aber als Bildnifsmaler
auch in Italien feine niederländifche Kraft und Wahrheitsliebe bewährte. Wir
meinen Juftus Suttermans (Soetermans, in der Regel Suftermans)!). Er war s ein Leben.
1597 zu Antwerpen geboren, trat hier 16091 2) bei Willem de Vos, einem fonft
unbekannten Meifter, in die Lehre, bildete fich fpäter in Paris unter der Leitung-
feines Landsmanns Fr. Pourbus d. J. (oben S. 86) zum Bildnifsmaler aus, ging
dann nach Florenz, wo er nach einander unter den Grofsherzögen Cosmo II.,
Ferdinand II. und Cosmo III. diente, arbeitete vorübergehend an den Höfen zu
Wien, Parma, Mantua und in Rom, kehrte aber immer wieder nach Florenz
zurück, wo er 1681 ftarb. Seine Bedeutung liegt ausfchliefslich in feiner Bildnifs-
malerei. Nächft Rubens, van Dyck und Corn, de Vos ift er der bedeutendfte Ant-
werpener Meifter diefes Faches. Die »Aehnlichkeit« der von ihm dargeftellten Sein Stil.
Perfönlichkeiten ift angenehm und überzeugend. Sein Vortrag ift fchlicht und
verfchmolzen, feine Färbung von feinem Helldunkel belebt. Weitaus die meiften Seine Bilder
feiner Bilder find in Florenz geblieben. Hier befitzen die Uffizien, der Palazzo Pittiin Florenz,
und die Gal. Corfmi zufammen mindeftens 36 Bilder feiner Hand. Das impofan-
tefte von ihnen ift die gewaltige Darftellung des florentinifchen Senats, wie er
dem Grofsherzog Ferdinand II. den Eid der Treue leiftet, jetzt in den Uffizien.
Das geiftvollfte und lebendigfte aber ift das Bruftbild des grofsen Naturforfchers
Galilei in derfelben Sammlung. Aufserdem feien aus den Uffizien noch die
Maria Magdalena mit den Zügen der Vittoria delle Rovere und das Selbft-
bildnifs des Meifters hervorgehoben. Seine fchönften Bilder des Palazzo Pitti
ftellen den Prinzen von Dänemark, den Grofsherzog Ferdinand II. und Vittoria
delle Rovere dar. Aus dem Palazzo Corfmi fei das Porträt des Cardinals Corfmi,
aus der Galerie zu Lucca dasjenige des Cardinals Leopold de’ Medici hervor- in Lucca>
gehoben. Nördlich der Alpen befitzen z. B. die Galerie zu Edinburg feinin Edinburs>
fchönes Bildnifs des Spinola, die kaiferliche Galerie zu Wien dasjenige der Erz- in Wien>
herzogin Claudia, das Mufeum zu Berlin ein früher dem Murillo zugefchriebenes in Berlin-
liebenswürdiges Bild einer jungen Frau.
Diefer ganzen Reihe mehr oder weniger felbftändiger Meifter, die fämmt- RUubens-
lich noch im 16. Jahrhundert geboren waren, tritt nun eine zweite, etwas Nachahmer-
jüngere Reihe von Meiftern gegenüber, die erft dem 17. Jahrhundert ent-
flammten, zum Theil die Enkelfchüler des Rubens waren, jedenfalls alle in
ftärkerem Mafse durch die Richtung der Schule diefes Meifters beeinflufst
wurden als die bisher in diefem Kapitel befprochenen Künftler. Wir können
nur kurz auf die bedeutendften von ihnen eingehen. Dafs die Antwerpener,
welche überhaupt neun Zehntel der belgifchen Künftler von Bedeutung in diefem
Zeitraum ausmachen, auch unter ihnen weitaus am zahlreichften vertreten find,
braucht kaum betont zu werden. Wir laffen ihnen wieder den Vortritt.
Zunächft kommen zwei Schüler des Cornelis de Vos in Betracht. Der
1) Baldinucci: Notizia, Bel. VI 1728, p. 167 —189. — Ed. Fetis. Les artiftes beiges ä l’etranger
p. 257—278.
2) Liggeren I, p. 457.
Gefchichte d. Malerei. III.