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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0502
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

wird dann jedoch leicht phantaftifch, ohne uns zu erwärmen. Das frühefte
mit feinem Namen bezeichnete und datirte Bild ift das grofse Küchenftück des
Kuchen- ö
ftück in Braunfchweiger Mufeums: es trägt die Jahreszahl 1616, fleht aber auf einem
Braun- ° °
fchweig. fo ganz anderen Boden, als feine übrigen Bilder, dafs man zweifelt, ob es
nicht von einem Namensdoppelgänger unteres Künftlers herrühre.1) Zu den
Bilder bezeichneten und datirten Bildern feiner gewöhnlichen Art, die übrigens alle
wohnlichen aus fpätefter Zeit flammen, gehören die »Landfchaft mit Jägern« von 1640
in Braun-LInd »Diana mit ihren Nymphen« von 1641 im Braunfchweiger Mufeum, »der
fchweig,
Raub der Europa« und »der Raub der Proferpina« von 1649 111 der Ham-
m Hamburg^ ]3Urger Kunfthalle, »die Himmelsleiter« von 1650 in der Darmflädter Galerie,
ftadt’ die hervorragende »Predigt Johannes des Täufers« von 1653 in der Akademie
in;7iTrlufi zu Venedig, »der Fehltritt der Kallifto« von 1654 wieder im Braunfchweiger
inCK^pen-Mufeum und »Chrifti Einzug in Jerufalem« von 1655 in der Kopenhagener
hagen. Galerie, die noch zwei andere Bilder feiner Hand befitzt. Dafs das ihm in
Brüffel zugefchriebene Bild nicht von ihm herrührt, ift fchon oben bemerkt
worden (S. 401).
p. v. Avont. Ein frifcherer Meifter von vlämifch-italifirendem Gepräge ift Peter van Avont.
Diefer war 15992) zu Mecheln geboren, wurde 1620 in die Malergilde feiner
Sein Leben. Vaterfladt aufgenommen, fiedelte zwei Jahre fpäter aber nach Antwerpen über,
wo er fofort der Lucasgilde beitrat, anfäffig blieb und 1652 ftarb. Sein künft-
Sein Stil, lerifcher Bildungsgang ift nicht nachgewiefen; feiner Eigenart nach aber möchte
man ihn faft den vlämifchen Albano nennen. Er malte nämlich vorzugsweife
kleine heilige Familien oder mythologifche Scenen mit Kindertänzen in eigene
Landfchaften oder in diejenigen feiner Antwerpener Freunde. Seine eigenen
Landfchaften beftehen in der Regel aus weichen, bräunlichen Baumgruppen und
Fernblicken auf blaue Gebirge. Seine Figuren, deren Formen zwifchen denen
H. Balens und Rotenhamers in der Mitte flehen, heben fich in warmen,
Seine Bilder leuchtenden Farben von der Landfchaft ab. Seine charakteriftifchen Werke
in Wien, lernt man am beften in Wien kennen. Die Kaiferliche Galerie diefer Stadt
befitzt drei bezeichnete Bilder feiner Hand: zwei Waldlandfchaften mit heiligen
Familien und eine »Flora im Garten«. Die Landfchaft des zuletzt genannten
Bildes rührt jedoch nicht von Avont felbft, fondern von Jan Breughel oder
einem feiner Nachahmer her. Auch die Galerie Liechtenftein zu Wien befitzt
drei Gemälde feiner Hand: eine »heilige Familie« in fchöner Landfchaft, die
Darftellung einer Mutter mit zwei Kindern, denen im Wald eine göttliche
Erfcheinung zu Theil wird, und einen »Bacchuszug«. Eins feiner hübfeheften
Bilder ift ferner der mit feiner Namensinfchrift verfehene »Amorettentanz« im
in Lyon, Mufeum zu Lyon: und im Genter Mufeum fieht man noch eine Landfchaft mit
in Gent, J ’
in Ant- der heiligen Familie von feiner Hand.3) Auch als Radirer machte er fich einen
werpen. ö
1) Vgl. Riegel, Beiträge, II, S. 209—212.
2) Nach E. Neeffs, Hiftoire de la peinture de Malines I, p. 385, wurde er den 28. Januar 1599
getauft; nach Th. v. Lerius in Meyers Künftlerlexikon II, p. 479, am J4- Januar 1600. — Da
Neeffs die Genealogie der ganzen Familie zufammengeftellt hat, glauben wir feine Angabe, bis die
Taufregifter nochmals auf diefen Widerfpruch hin unterfucht worden find, vorziehen zu füllen.
3) Ueber feine Bilder im Antwerpener Mufeum und im Antwerpener Privatbefitze vgl. Th. v. Lerius
a. a. O. S. 480.
 
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