Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0504
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
492

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

Gemäße gefchichtlichen Darftellungen malte Snayers jedoch auch fortwährend abge-
des Snayers rundetere Gemälde mit malerifch wirkfamer bemeffenem Horizonte: Cavallerie-
gefechte, Plünderungsfcene, Jagd- und Räuberftücke und fogar wirkliche
Landfchaften mit nebeiifächlicher Staffage; und in den Bildern diefer Art,
in denen er fich zugleich als Meifter derber, manchmal an die Caricatur
grenzender Charakteriftik zeigt, ift er in feiner früheren Zeit klar und warm
im Ton, feft im Vortrag, wird aber in feiner fpäteren Zeit kälter und trüber
in der Farbe, verblafener in der Behandlung. Ein gutes Bild feiner früheren
in Madrid, Art ift z. B. das Cavalleriegefecht im Madrider Mufeum. Seine Bilder find
aber auch in anderen Sammlungen als den genannten nicht feiten. Die
in Berlin, Berliner Galerie z. B. befitzt einen »Waldweg mit Wanderern« und »die
Vertheidigung eines Dorfes gegen plündernde Soldaten« von feiner Hand; und
in Dresden, von feinen fieben Bildern in der Dresdener Galerie zeigen die beiden Dar-
ftellungen räuberifcher Ueberfälle von Reifenden und die »Plünderung eines
Dorfes« noch die kräftigere, wärmere Behandlung feiner mittleren Zeit, wogegen
die beiden Berglandfchaften, deren eine die Jahreszahl 1663 ’). neben feinem
Monogramm trägt, die fchwächere Hand feines Alters verrathen.
An P. Snayers würden wir feinen Schüler Ad. Fr. van der Meulen anzu-
fchliefsen haben, wenn wir diefen nicht aus den (S. 377) angeführten Gründen
bereits unter den Franzofen befprochen hätten.
In manchen Beziehungen parallel mit Snayers aber entwickelte fich anfangs
Cörneüs Cornelis de Wael, der erft in neuefter Zeit durch L. Scheiblers1 2) Unter-
Eichungen wieder zu feinem Rechte gekommen ift. Geboren war er am
7. September 15923) zu Antwerpen, bald nach 1620 folgte er feinem älteren
Bruder Lucas de Wael (1591 —1661), der ein guter Landfchaftsmaler gewefen
fein foll, nach Genua, wo er fich ganz niederliefs und 1661 oder 1662 ftarb.
Cornelis de Wael malte Schlachten, Scharmützel und Lagerfcenen, in Italien
vorzugsweife Sittenbilder aus dem Volksleben, manchmal aber auch Dar-
ftellungen aus der biblifchen Gefchichte. Seine Auffaffung ift in den Köpfen,
in der Haltung und in der Bewegung vornehmer, als diejenige des Snayers;
feine Ausführung ift ungleich; in der früheren Zeit ift feine Malweife flüffig,
feine Stimmung kühl und klar; in Italien wurde fein Vortrag paftofer, fein Ton
kräftiger und wärmer. Seine Bilder gehen in vielen Sammlungen noch unter
falfchem Namen. Zu feinen früheren Werken gehören der »Halt auf dem
Marfche« und die »Belagerung einer Feftung« 4) in der Galerie Harrach, der
in Wien, »Zug durch’s Rothe Meer« in der Kaiferlichen Galerie zu Wien, »ein Kriegs-
in Braun- Wer« und »Beraubung- einer Stadt im Winter« im Braunfchweigifchen Mufeum5 6),
in Neapel, eine »Lagerfcene« im Mufeum zu Neapel0) und »die Werke der Barmherzigkeit«
in Marfeiiie, im Mufeum zu Marfeille.7) Den Uebergang bilden z. B. die Gefechtsfcene in der

1) Nicht 1669, wie Hübner las; der Meifter war 1669 auch eben nicht mehr am Leben.
2) Repertorium für Kunftwiffenfchaft VI, 1883, S. 244—247.
3) Nach 7c J. v. d. Branden, a. a. O. p. 664.
4) Beide dafelbft irrthümlich dem E. v. d. Velde zugefchrieben.
5) Hier auffallender-Weife dem »Cavaliere Tempefta« zugefchrieben.
6) Hier dem v. d. Meulen zugefchrieben.
7) Hier der »Spanifchen Schule« zugefchrieben.
 
Annotationen