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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0543
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Die vläm. Malerei des 17. Jahrh. E. Die übrigen belg. Landfehafter u. Vertreter anderer Fächer. 53 I

den Mufeen zu Bordeaux und Valenciennes fich an. Die Figuren und Thiere
fpielen übrigens eine folche Rolle in Siberechts Bildern, dafs er zu den Land-
fehaftern gehört, welche zur Sitten- und Thiermalerei hinüberleiten.
Mehr in der Art Arthois’ und Achtfchellinck’s malte Peter Verdufsen, ein 1662 verdufsen.
in Antwerpen geborener Künftler, von deffen Hand z. B. das Mufeum Plantin
zu Antwerpen eine bezeichnete grofse decorative Berglandfchaft befitztj).
Den Uebergang zu den Stiliften bildet Gillis Neyts, ein um 1617 zu Ant- Neyts.
werpen geborener, 1687 dafelbft verdorbener Meifter, von deffen Hand fich
in der Dresdener Galerie zwei Berglandfchaften von 1681 befinden1 2), während
er fonft hauptfachlich durch feine Radirungen bekannt ift3 4).
Unter den italifirenden Antwerpener Landfehaftern ift zunächft Kafper DKasSplllften
(Gafpar) de Witte^) zu nennen. Im Jahre 1624 geboren und durch feinende Witte-
Vater Peter de Witte I. in die Kunft eingeführt, entwickelte er fich auf früh-
zeitigen Reifen in Italien und Frankreich, kehrte aber 1651 nach Antwerpen
zurück, wo er 1681 ftarb. Dafs er der erfte Lehrer des Cornelis Huysmans
war, ift fchon bemerkt worden. Er malte italienifche Landfchaften mit fchönen
Baumgrugpen im Vordergründe und flattlichen Gebäuden im Mittelgründe. Sein
Stil hält ungefähr die Mitte zwifchen demjenigen Gafp. Dughets und demjenigen
Jacques d’Arthois’. SeinColorit, welches die Localfarben in einen bräunlich grauen
Gefammtton hinüberleitet, wird ohne fonderliche Wirkung von gleichmäfsig hellem
Lichte getragen. Bezeichnete Bilder feiner Hand find die reich mit Staffage-
figuren verfehene Berglandfchaft mit der Kuppel der Peterskirche im Mittel-
gründe (von 1667) und die Landfchaft mit dem Teich Bethesda (von 1671) im
Antwerpener Mufeum, die recht kalt wirkende Landfchaft mit den Ruinen einer
Wafferleitung in der Kaiferlichen Galerie zu Wien und ein Bild der Turiner
Galerie, in dem die Gebäude eine Hauptrolle fpielen. Die Figuren pflegte ihm
Anton Goubau zu malen.
Noch akademifcher und kälter als Kafper de Witte war Abr. Genoels, ein Geloeis
1640 zu Antwerpen geborener, nach 1659 eine Zeitlang als Gehülfe Le Bruns
zu Paris thätiger, von 1675 —1682 in Rom anfäffiger, dann nach feiner Vater-
ftadt zurückgekehrter und hier 1723 geftorbener Meifler, von deffen Hand das
Antwerpener Mufeum eine grofse heroifche Landfchaft mit mythologischer Staffage,
das Braunfchweiger Mufeum eine Ruinenlandfchaft mit idyllifchen Figuren befitzt.
Bekannter, denn als Maler, ift er als Radirer. Bartfeh5) befchreibt nicht weniger
als 73 Nummern feines Werkes.
Andere verwandte Meifter, wie Ph. Aug. Immenraet (1627—1679) und
feine Söhne, deren Bilder in öffentlichen Sammlungen wohl überhaupt nicht
1) Nicht zu verwechfeln (wie v. d. Branden a. a. O. p. 1081 es thut) mit feinem Sohne Jan
Peter Verdufsen (geft. 1763), von deffen Hand die Schleifsheimer Galerie zwei Pferde- und zwei
Lagerbilder befitzt-.
2) Ein bezeichnetes Bild unter dem Namen Kierinx nach Scheibler auch in der Galerie Schön-
born zu Wien. Das Bild von 1641, welches im Stockholmer Mufeum feinen Namen trägt, zeigt nach
der Anficht des Verfaffers weder feine Bezeichnung noch feine Hand.
3) Bart/ch a. a. O. IV, p. 301—315.
4) Ueber ihn und die übrigen Mitglieder der Künftlerfamilie de Witte, auf die wir nicht ein-
gehen können, F. J. v. d. Branden a. a. O. p. 1060—1065.
5) Peintre Graveur IV, p. 317—375.

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