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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0044
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

572

Jan Weenix.

Sein Leben.

wie in der Darftellung der Begegnung Jacobs und
Galerie, feiten aus der Dichtkunfl, wie in feinem
Mufeums; in der Regel vielmehr aus dem wirklichen
Campagnabilder feiner Hand mit Ruinen, Hirten,

wir ihn auch als
nach Amflerdam

Seine
Kunftweife.

Die Familien
Weenix und
d’Honde-
coeter.

1) Vgl. Houbraken ed. 1753 II. p. 77—82 und III p. 68—75.
2) Da diefes Datum urkundlich feftfteht, mufs feine eigene Angabe, nach

Sein
biblifches
Bild in
Dresden.
Sein Bild
aus der
Dichtkunfl:
in Berlin.
Seine Cam-
pagnabilder
in verfchie-
denenSamm-
lungen.
Seine See-
hafenbilder
in verfchie-
denen
Sammlungen,

Seine
Stilleben
und Hühner-
hofdarftel-
lungen.

alfo Giovanni Battifla Weenix’ Sohn Jan Weenix. Diefer war
in Amflerdam geboren, folgte aber feinen Eltern nach Utrecht,
wo er feines Vaters Schüler wurde. Von 1664—1668 finden
Mitglied der Utrechter Gilde verzeichnet:!). Dann fiedelte er

italienifche Natur und das italienifche Volksleben, von leuchtendem Sonnenlicht
umfpielt, mit offenen Augen angefehen hatte und, was er gefehen, am liebften
zu prächtig mit Säulenruinen ausgeflatteten, reich mit farbig gekleideten
Figuren belebten füdlichen Campagna- oder Seehäfenbildern verarbeitete; nicht
ohne decorative Verfchönerungsverfuche in Formen und Farben, aber zugleich,
befonders im figürlichen Theil, nicht ohne gefunde und frifche Naturanfchauung
dazu immer breit und kräftig im Vortrag. Selten wählt er feine Stoffe aus
der biblifchen Gefchichte,
Efaus in der Dresdener
Erminiabilde des Berliner
Volksleben feiner Zeit.
Heerden und Hunden befitzen z. B. die Ermitage zu St. Petersburg, die Stutt-
garter Galerie, das Schweriner Mufeum und die Galerien Liechtenflein und
Czernin zu Wien; farbiges Volksleben unter italienifchen Prachtgebäuden flellen
feine beiden bezeichneten Bilder der Münchener Pinakothek dar. Am liebften
aber verlegte er feine Säulenruinen und Prachtbauten in die Nähe des bunt
• belebten Seeftrandes; füdliche Seehäfen hat er am häufigften dargeflellt. Vor-
zügliche, zumeift durch feine Namensinfchrift beglaubigte Bilder diefer Art be-
fitzen das Antwerpener Mufeum, der Louvre zu Paris, die Ermitage und die
xA-kademiefammlung zu St. Petersburg, das Stockholmer Mufeum, die Karlsruher
Kunfthalle, die Akademie und die Galerie Liechtenflein zu Wien, die Samm-
lungen im Stafford Houfe und im Hertford Houfe (Richard Wallace) zu London.
Den Uebergang zu nordifchen Stilleben und Hühnerhofdarflellungen bildet feine
bezeichnete Küchendarftellung mit dem Bauernmädchen im Schweriner Mufeum.
Natürlich gehören die Darftellungen diefer Art feiner fpäteren Utrechter Zeit
an, wie fein eigentliches Küchenftilleben mit der Katze im Schweriner Mufeum
denn auch die Jahreszahl 1652 trägt. Zwei Stilleben feiner Hand befitzt auch
die Galerie Liechtenflein zu Wien; und die Dresdener Galerie bewahrt fein
kräftiges, aufserordentlich wahr und frifch durchgeführtes Hühnerhofbild, welches
eine gehaubte Henne zeigt, die ein kleiner Hund anbellt.
Bei Bildern diefer Art erft verflehen wir, dafs fein Sohn Jan Weenix, der
berühmte Stillebenmaler, und fein Neffe Melchior d’Hondecoeter, der berühmte
Hühnerhofmaler, feine Schüler waren. Die verfchwägerten Familien Weenix und
Hondecoeter ') nahmen eine Doppelflellung zwifchen der Utrechter und der
Amfterdamer
befprechen.
Zunächft
16402) noch

Schule ein. Wir werden fie am beflen gleich an diefer Stelle

welcher er bei feiner
V erheirathung 1679 erft 30 Jahre alt gewefen (Oud Holland IV p. 300), entweder auf einem Schreib-
fehler beruhen, oder der Meifter hat fich (wie Bredtus annimmt) aus Anlafs feiner Verheirathung jünger
gemacht, als er war.
3) S. Muller, Schilders-Vereenigingen, p. 33.
 
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