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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0080
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6o8

Sechstes Buch. II) Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

Sein
fpäter Stil.

Die Sitten-
maler aus der
Schule des
Frans Hals:

Jan M.
Molenaer.
Sein Leben.
Sein
früherer Stil.

fchweig,
in Berlin,
in Kopen-
hagen.
Sein
mittlerer
Stil.
Bilder in
Rotterdam,
in Wien.

zunächfl Jan Miensze Molenaer zu nennen, von dem wir nur
er am 19. September 1668 in Haarlem begraben wurde. Als
Frans Hals, der auch von Dirk nicht unbeeinflufst geblieben,

Bilder
diefer Art
in Kopen- feien noch hervorgehoben: die
nagen, 0

gelbgrauer Tonart, feine Beleuchtung gleichmäfsig, klar und kühl; feine Be-
handlung im Einzelnen gut durchgeführt: ziemlich glatt in der Modellirung,
^vickiu^g1’ ftofflich in der Behandlung der Gewänder. Seine früheren Bilder find aber
beffer und farbiger, als die fpäteren. Mit der Zeit wurde er immer einförmiger
graubraun im Ton, immer nachläffiger in der Pinfeiführung.
j. Kick. Von den übrigen Meiftern diefer Reihe kann nur noch J. Kick, deffen
Lebensverhältniffe ganz unbekannt find, wegen feines bezeichneten und von
1648 datirten, recht guten Bildes eines Stalles mit raffenden Soldaten im Ber-
liner Mufeum hervorgehoben werden. Die Befprechung der übrigen mufs den
Monographien überlaffen bleiben ’)•
Schloffen alle diefe »Gefellfchaftsmaler« fich übrigens noch enger an Dirk,
als an Frans Hals an, fo haben fich im unmittelbarften Anfchlufs an den
letzteren die Vertreter des eigentlichen Sittenbildes aus dem niederen Volksleben
entwickelt.
Hier ift
. wiffen, dafs
Schüler des
zeigen ihn befonders feine früheren Bilder mit ihrem helleren Ton, ihren ver-
hältnifsmäfsig gröfseren Figuren, ihrer lockerem Anordnung, ihrer breiteren
Seine Bilder Pinfelführung. Bilder diefer Art find z. B. die »Bauernftube« von 1629 bei
in Mühlheim, Herrn Landrath von Niefewand in Mühlheim am Rhein, der »Zahnarzt auf
‘fci^we?"'dem Lande« von 16302) im Braunfchweiger Mufeum, das »Modelltreiben im
Maleratelier« von 1631 im Mufeum zu Berlin, der »Tanz auf der Dorfftrafse«
•- bei Herrn Wefendonck in Berlin und der »Dreikönigsabend« in der Kopen-
hagener Galerie. — Im Uebergang zu der fpäteren Malweife des Meiflers zeigen
Bilder, wie die »Bauernluftbarkeit« im Rotterdamer Mufeum und das »Bohnen-
feft« in der Galerie Liechtenftein zu Wien fchon etwas andere Typen, einen
etwas tieferen Ton und eine gefchloffenere Anordnung. Auf die Bilder feiner
fpäteren Zeit, welche im Ganzen von jenen früheren fo verfchieden find, dafs
man fie bis vor Kurzem für die Werke eines zweiten Meiflers hielt3), hat
offenbar Oflade und durch ihn oder wie auf ihn Rembrandt mit feinem ge-
fchloffenen Helldunkel eingewirkt. Doch betonen fie beim Helldunkel das
Dunkel oft noch ftärker als die Helligkeit und laffen nur einzelne Farben,
wie ein lebhaftes Roth, manchmal auch Blau, aus dem fchweren Braun der
Gefammtfärbung hervortreten. Zu der Schwere der Färbung aber fleht die
Leichtigkeit der Pinfelführung, mit der diefe fpäteren Bilder des Meiflers hin-
geworfen find, in einem gewiffen Gegenfatz; und die gute Abrundung ihrer
Anordnung verleiht ihren meift recht gewöhnlichen bäuerlichen Gegenfländen
einen gewiffen malerifchen Reiz. Als datirte Bilder diefer Art des Meiflers
»Eiferfuchtsprügelei« von 1650 in der Kopen-

1) Vgl. Bode, Studien, S. 153—174. Manche der hier genannten Künftler werden uns jedoch
in anderem Zufammenhange noch begegnen.
2) Riegel, Beiträge II. S. 339—341 lieft die Jahreszahl 1670 und den Namen (in dem das R
am M allerdings auffallend ift) Rolenaer. Dagegen (ftatt aller übrigen Streitliteratur über die Frage)
Abr. Bredius im Repertorium VIII (1885), S; 137.
3) Vgl. Bode, Studien, S. 199—205.
 
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