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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0091
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Haarlemer Schule. 619
reihen, wogegen man im Berliner Mufeum fein fchlicht behandeltes lebensgrofses in Berlin.
Bruftbild eines Mohren fieht, deffen Gegenftück, ein Orientale, fich im Vorrath
diefer Sammlung befindet. Auch hat er einige Blätter radirt.
Von Amfterdam kam auch Romeyn de Hooghe nach Haarlem. Diefer Meifter deRn™oghe
war 1645 oder 1646 in Amfterdam geboren, wo er fich 1673, 27 Jahre alt, Sein Leben,
verheirathete'), fiedelte dann nach Haarlem über, wo er 1708 ftarb. Seine Seine Bilder
in
Bilder, wie feine allegorifche Darftellung des Münzwefens im Amfterdamer Reichs- Amfterdam.
mufeum, find feiten, zeigen ihn aber auch nicht von feiner betten Seite. Sie
find kalt und geleckt.1 2) Bekannt ift er als fruchtbarer Zeichner, Stecher und Seine Stiche.
Aetzer. Eben deshalb fiedelte er vielleicht nach Haarlem über; denn wenn TI D,ie
7 Haarlemer
auch in allen holländifchen Kunftftädten des 17. Jahrhunderts radirt wurde, fo Ate,chT
blieb Haarlem, wo Hendrik Goltzius (oben S. 81) die grofse Stecherfchule ge- v- Jahr-
, .... -,r , J ° hunderts,
gründet hatte, doch der Hauptfitz des holländifchen Kupferdrucks. Befonders
die Meitter, welche fich des Grabttichels bedienten, waren in Haarlem zu Haufe
und liefsen fich hier nieder. Können wir auch nicht näher auf fie eingehen, fo
müffen wir uns doch kurz vergegenwärtigen, dafs Jacob Adriaensz Mathain, der /utham.
Schüler des Goltzius, der 1600 Mitglied, 1605 Decan der Gilde zu Haarlem
war und 1631 ttarb, hier feine zahlreichen Stiche nicht nur nach Goltzius
felbft, fondern auch nach A. Bloemaert, van Mander, Mierevelt und vielen
anderen, fowie nach feinen eigenen Zeichnungen ausführte, dafs der als Rubens-
ttecher (oben S. 440) und als Maler bereits genannte Pieter Soutman (geb. zu sfütman
Haarlem 1580, gettorben dafelbft 1657) hier den Mittelpunkt einer grofsen
Stecherfchule bildete, dafs Soutman’s Schüler Jonas Suyderhoef, der, wenn er Suj/d"X>ef
auch zu Leiden um 1600 geboren fein foll, doch aus alter Haarlemer Familie
flammte, feit der Mitte des Jahrhunderts wieder in Haarlem nachweisbar ift,
hier 1677 im Vorftand der Gilde war und 1686 hochbetagt ftarb, der Haupt-
ftecher nach Bildniffen des Frans Hals war, dafs Soutman’s jüngerer Schüler
Cornelis VisJcher, der 1653 Mitglied der Haarlemer Gilde wurde (Sterbejahr Vufcher.
unbekannt), hier unter vielen anderen Werken anderer Meifter feine Stiche nach
Gemälden A. Brouwers und A. v. Oftade’s ausführte, während fein Bruder
Tzz/z VisJcher aufser Oftade’s Werken vor allen Dingen diejenigen N. Berchem’s janvisfcher.
ftach, dafs endlich auch Jan van de Velde, der noch im 16. Jahrhundert ge- d{ayeu"
borene Kupferftecher, welcher 1614 Meifter, 1635 Vorftandsmitglied der Haar-
lemer Gilde war3), hier feine zahlreichen Stiche nach Bildniffen, Sittenbildern
und Landfchaften zeitgenöffifcher holländifcher Maler ausführte. — Jan van de Ha®j*mer
Velde ftach auch ganz oder halb landfchaftliche Darftellungen nach Lanftfchafts-
Meiftern wie P. Molijn und nach eigenen Erfindungen. maierei.

1) Oud Holland III p. 153.
2) Eine Landfchaft mit feinem Namen in der Sammlung Habich der Caffeler Galerie. — Nach-
richt über Malereien, welche er in den Doelen zu Rotterdam ausgeführt, in Obreeris Archief I p. 151.
3) Als fein Vater gilt der berühmte Schönfehreiber und Schreibmeifter Jan van de Velde I, welcher
1569 in Antwerpen geboren war, zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Rotterdam lebte, dann aber
nach Haarlem zog, wo er 1623 ftarb. — Sein Sohn, der Enkel des Schönfehreibers, aber war wahr-
fcheinlich Jan van de Velde III , welcher 1620 in Haarlem geboren war und 1642 in Amfterdam
heirathete. Von ihm rührt wohl das »J. v. d. Velde« bezeichnete Bildchen des Brüffeler Mufeums
her. — Vgl. Havard, Les artifles Hollandais IV. 157—166. — Van der Willigen a. a. O. p. 302—304.
— Oud Holland IV p. 217.
 
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