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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0092
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620

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

Allgemeines.

in Haarlem
(von 1623),

befprechen. Diefer war 1566 zu Haarlem geboren
1640 dafelbft begraben. Er gilt als der Vater der
doch liegt der Schwerpunkt feiner Gemälde noch
in der landfchaftlichen Meeresdarftellung. Seine da-

Hendrik
C. Vroom.
Seine Art.

Seine Ent-
wicklung.

Ihr
Charakter.

Die
Seemaler.

in
Amfterdam,

Seemalerei;
Schiffen, als
zeigen ihn in allmählicher Entwicklung von altvlämifcher Härte
zu gröfserer Freiheit und echter holländifcher Tonwirkung. Das

Dafs die Landfchaft in der Haarlemer Kunfl eine überaus wichtige Rolle
fpielt, ift fchon angedeutet worden. Man kann fogar fagen, dafs Haarlem der
eigentliche Sitz und Mittelpunkt der nationalen, realiftifchen und doch durch-
geifligten holländifchen Landfchaftsmalerei war. Allerdings werden wir fehen, dafs
einige Hauptmeifler diefer Richtung entweder keine Haarlemer von Geburt waren
oder doch nicht dauernd in Haarlem anfäffig blieben und daher ihre Kunft auch
felbft nach anderen Städten verpflanzten. Aber es ift trotzdem eine Thatfache,
dafs die Fäden diefer ganzen Kunftrichtung theils in Haarlem zufammenliefen,
theils von Haarlem ausgingen, fo dafs wir gerade auf diefem Gebiete des Zu-
fammenhanges wegen den Begriff der Haarlemer Schule durch die Heranziehung
einiger nicht voll zu Haarlem gehöriger Meifter abrunden müffen.
Wenn einerfeits Meifter wie Savery, Vinckboons, Willaerts den vlämifchen
Landfchaftsftil nach Holland trugen, andererfeits die Künftler der Elsheimer-
fchen Richtung eine befondere landfchaftliche Auffaffung in Holland heimifch
machten, fo gab es neben beiden doch auch in Holland bereits in der
Uebergangszeit vom 16. ins 17. Jahrhundert einige Meifter, welche, ihren
vlämifchen Zeitgenoffen parallel entwickelt, wie diefe ihre kleinfigurigen,
bunten, im Freien fpielenden Volks- und Lebensbilder in eine landfchaftliche
Umgebung von immer gröfser werdender, bald das künftlerifche Uebergewicht
behauptender Bedeutung fetzten, dabei aber, unbekümmert um den »Baum-
fchlag« und die »Farbendreiklänge« ihrer vlämifchen Nachbarn, die eigene
Natur mit eigenen Augen anfahen und fie mit einer gefunden, fchlichten, aus
ihrem eigenen Bedürfnifs entftandenen Technik Wiedergaben. Als einen der tüch-
tigften Meifter diefer Art werden wir in der Haager Schule Adriaen van
de Venne kennen lernen. Zu den Haarlemern müffen wir den ihm vielfach
verwandten Efaias van de Velde ftellen. Noch vor ihm müffen wir jedoch
einen etwas älteren und alterthümlicheren Haarlemer Künftler, müffen wir den
noch mehr an feine vlämifchen Fach- und Zeitgenoffen erinnernden Seemaler
Hendrik Cornelisz Vroom
und wurde am 4. Februar
holländifchen
öfter in den
tirten Bilder
und Steifheit
von 1607 datirte, allerdings nicht als feine Arbeit beglaubigte grofse Bild des

Seine Bilder
in Haarlem
(von 1607), Haarlemer Mufeums, welches das Verbrennen eines fpanifchen Schiffes in der
Seefchlacht bei Gibraltar (1607) darftellt, ift noch etwas unruhig in der Zeich-
nung, wie in der Farbe. Das blaugrüne Waffer ift wild bewegt, die Luft ift
rauh und fahrig gemalt. Einen bedeutenden Fortfehritt zeigt die erft 1617 ent-
ftandene, mit des Künftlers Namen bezeichnete Darftellung derfelben Seefchlacht
bei Gibraltar im Amfterdamer Reichsmufeum. Sie ift in allen Einzelheiten feft
und kräftig, wenn auch noch hart gemalt. Die See ift grün. Die Luft klar
und ruhig. Auf demfelben Boden fleht das von 1623 datirte, ebenfalls bezeich-
nete Bild des Künftlers im Haarlemer Mufeum, welches die Ankunft Leicefler’s
in Vliffigen darftellt. Von der leichtgewellten grünen See hebt die Stadt-
filhouette fleh feft und leuchtend ab. Dunkelgrün erfcheint das Meerwaffer
 
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