Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Haarlemer Schule. 621
auch noch auf dem »VROOM« bezeichneten Bildern des »Niederländifchen im Haag.
Mufeums« im Haag. Auf anderem Boden aber fleht fein ebenfo bezeichnetes
und von 1631 datirtes Küflen- und Schiffsbild in den Uffizien zu Florenz. Das in Florenz,
Waffer ift hier grau. Rechts blickt man ins bewegte offene Meer. Links hebt
die Stadt am flachen Ufer fich klar vom graugelben Abendhimmel ab. Diefem
Bilde fchliefst fich noch ein bezeichnetes Seeflück des Haarlemer Mufeums an1). in Haarlem.
Als gleichaltriger Nebenbuhler2) Vrooms erfcheint Cornelis Claesz van
Wieringen, deffen feltene Bilder in ihrem grauen, kühlen Ton mehr holländifch
angehaucht, aber in der Durchführung auch fchwächer und flauer erfcheinen.
Wieringen wird fchon 1600 und noch 1623 in Haarlem genannt3). Beglaubigte
Bilder feiner Hand fah der Verfaffer z. B. im Haarlemer und im Madrider
Mufeum. — Vroom noch näher fleht ein dritter alterthümlicher Seemaler, deffen
Heimath nicht bekannt ift, den wir aber gerade wegen feiner Verwandtfchaft
mit Vroom hier einreihen: Aert van Antum, bekannt durch feine »Seefchlacht« J^enrttll)11an
von 1604 im Berliner Mufeum und durch feine 1608 gemalte Darftellung der
Schlacht bei Dover (1536) im Niederländifchen Mufeum zu Amfterdam. Das leicht-
gewellte, grüne Meer, in dem fich Delphine tummeln, ift hier noch etwas hart
im alten Stile gemalt. Ein drittes bezeichnetes Bild des Meifters, einen See-
fturm darftellend, befitzt das Rudolphinum zu Prag, ein viertes das Mufeum zu
Madrid4).
Sehen wir in diefen Meiftern der Uebergangszeit die nationale landfchaft-
liehe Anfchauung zuerft im Seeftück erwachen, fo fehen wir in der Folge die fchafter.
Haarlemer Landfehafter um fo zäher und erfolgreicher bei den Eindrücken des üebergangs-
0 e meirter.
feften Landes mit feinen Wäldern, Dünen, Weiden, Canälen, Dörfern, Kirch-
thürmen und Windmühlen verweilen; und dem Meifter, welcher der Haarlemer
Schule in der Uebergangszeit den mächtigften Anftofs nach diefer Richtung
gegeben, war eben der fchon genannte Efaias van de Velde5). Efaias van de ^'veide”
Velde war geborener Amfterdamer. Sein Geburtsjahr wird in der Regel »um« Sein Leben.
1590 angefetzt. Es dürfte eher früher als fpäter fallen. Jedenfalls war derSeine Art-
Künftler fchon 16106 7), als er Mitglied der reformirten Kirche in Haarlem wurde,
in diefer Stadt anfäffig; 1611 verheirathete er fich hier, 1612 trat er der Gilde
bei, 1617—1618 wird er in Haarlem genannt; dann fiedelte er nach dem Haag
über; fchon 1618 trat er hier in die Gilde"); den 18. November 1630 wurde
er hier begraben. Der Meifter malte in eigener, frifcher, gefunder, naturwahrer
1) Vgl. noch Olof Granberg a. a. O. N 72.
2) Man lefe die intereffanten Einzelheiten bei v. d. Willigen a. a. O. p. 330 — 334.
3) Das Todesjahr 1643, welches der Haarlemer Katalog giebt, bezieht fich, nach v. d. Willigen
a. a. O. p. 334 auf feinen Sohn Claes van Wieringen.
4) Andere »A. A.« bezeichnete Bilder, z. B. »die bewegte See mit friedlichen Schiffen« im Ber-
liner Mufeum, zeigen eine jüngere Hand und werden daher neuerdings einem anderen, unbekannten
Meifter zugefchrieben. Vgl. z. B. den Berliner Katalog von 1883 S. 1 und S. 15. Die Frage, ob
diefe Bilder nicht einer fpäteren Entwicklung desfelben Meifters im national-holländifchen Sinne ange-
hören könnten, ift aber doch wohl noch nicht als entschieden zu betrachten.
5) Zum Folgenden vgl. man W. Bode’'s Auffatz in der Zeitfchrift für bild. K. VII (1872)
S. 164—177; 275—278; 347-354-
6) v. d. Willigen a. a. O. p. 305. Diefes Datum pflegt überfehen zu werden.
7) Obreen’s Archief III p. 260 (1628 ift hier Druckfehler), p. 298; IV p. 4.
auch noch auf dem »VROOM« bezeichneten Bildern des »Niederländifchen im Haag.
Mufeums« im Haag. Auf anderem Boden aber fleht fein ebenfo bezeichnetes
und von 1631 datirtes Küflen- und Schiffsbild in den Uffizien zu Florenz. Das in Florenz,
Waffer ift hier grau. Rechts blickt man ins bewegte offene Meer. Links hebt
die Stadt am flachen Ufer fich klar vom graugelben Abendhimmel ab. Diefem
Bilde fchliefst fich noch ein bezeichnetes Seeflück des Haarlemer Mufeums an1). in Haarlem.
Als gleichaltriger Nebenbuhler2) Vrooms erfcheint Cornelis Claesz van
Wieringen, deffen feltene Bilder in ihrem grauen, kühlen Ton mehr holländifch
angehaucht, aber in der Durchführung auch fchwächer und flauer erfcheinen.
Wieringen wird fchon 1600 und noch 1623 in Haarlem genannt3). Beglaubigte
Bilder feiner Hand fah der Verfaffer z. B. im Haarlemer und im Madrider
Mufeum. — Vroom noch näher fleht ein dritter alterthümlicher Seemaler, deffen
Heimath nicht bekannt ift, den wir aber gerade wegen feiner Verwandtfchaft
mit Vroom hier einreihen: Aert van Antum, bekannt durch feine »Seefchlacht« J^enrttll)11an
von 1604 im Berliner Mufeum und durch feine 1608 gemalte Darftellung der
Schlacht bei Dover (1536) im Niederländifchen Mufeum zu Amfterdam. Das leicht-
gewellte, grüne Meer, in dem fich Delphine tummeln, ift hier noch etwas hart
im alten Stile gemalt. Ein drittes bezeichnetes Bild des Meifters, einen See-
fturm darftellend, befitzt das Rudolphinum zu Prag, ein viertes das Mufeum zu
Madrid4).
Sehen wir in diefen Meiftern der Uebergangszeit die nationale landfchaft-
liehe Anfchauung zuerft im Seeftück erwachen, fo fehen wir in der Folge die fchafter.
Haarlemer Landfehafter um fo zäher und erfolgreicher bei den Eindrücken des üebergangs-
0 e meirter.
feften Landes mit feinen Wäldern, Dünen, Weiden, Canälen, Dörfern, Kirch-
thürmen und Windmühlen verweilen; und dem Meifter, welcher der Haarlemer
Schule in der Uebergangszeit den mächtigften Anftofs nach diefer Richtung
gegeben, war eben der fchon genannte Efaias van de Velde5). Efaias van de ^'veide”
Velde war geborener Amfterdamer. Sein Geburtsjahr wird in der Regel »um« Sein Leben.
1590 angefetzt. Es dürfte eher früher als fpäter fallen. Jedenfalls war derSeine Art-
Künftler fchon 16106 7), als er Mitglied der reformirten Kirche in Haarlem wurde,
in diefer Stadt anfäffig; 1611 verheirathete er fich hier, 1612 trat er der Gilde
bei, 1617—1618 wird er in Haarlem genannt; dann fiedelte er nach dem Haag
über; fchon 1618 trat er hier in die Gilde"); den 18. November 1630 wurde
er hier begraben. Der Meifter malte in eigener, frifcher, gefunder, naturwahrer
1) Vgl. noch Olof Granberg a. a. O. N 72.
2) Man lefe die intereffanten Einzelheiten bei v. d. Willigen a. a. O. p. 330 — 334.
3) Das Todesjahr 1643, welches der Haarlemer Katalog giebt, bezieht fich, nach v. d. Willigen
a. a. O. p. 334 auf feinen Sohn Claes van Wieringen.
4) Andere »A. A.« bezeichnete Bilder, z. B. »die bewegte See mit friedlichen Schiffen« im Ber-
liner Mufeum, zeigen eine jüngere Hand und werden daher neuerdings einem anderen, unbekannten
Meifter zugefchrieben. Vgl. z. B. den Berliner Katalog von 1883 S. 1 und S. 15. Die Frage, ob
diefe Bilder nicht einer fpäteren Entwicklung desfelben Meifters im national-holländifchen Sinne ange-
hören könnten, ift aber doch wohl noch nicht als entschieden zu betrachten.
5) Zum Folgenden vgl. man W. Bode’'s Auffatz in der Zeitfchrift für bild. K. VII (1872)
S. 164—177; 275—278; 347-354-
6) v. d. Willigen a. a. O. p. 305. Diefes Datum pflegt überfehen zu werden.
7) Obreen’s Archief III p. 260 (1628 ift hier Druckfehler), p. 298; IV p. 4.