Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Haarlemer Schule. €5 2 3
hier, alle feine früheren Eindrücke bei Seite fetzend, eng an Ef. van de Velde
anfchlofs, beweifen alle feine früheren Bilder. Da er aber zur Ausübung feiner
Kunfl nach Leiden zurückging und bald nach dem Haag überfiedelte, wo er
erft feine eigenartige, die ganze Landfchaft in bräunlichen Ton und weichen
Nebelduft auflöfende Richtung ausbildete, fo können wir uns, obgleich er auch
aus der Ferne die Haarlemer Kunft beeinflufste, an diefer Stelle nur vorüber-
gehend feiner erinnern. Pieter Molyn dagegen, der um 1600 zu London ge- Moiyn.
boren fein foll, viel wahrfcheinlicher aber fchon um 1596 geboren ift, da
er bereits 1616 Mitglied der Haarlemer Gilde wurde, hat uns fchon hier als Sein Leben,
eigentlicher Vertreter der Haarlemer Kunft zu befchäftigen;') dafs er Schüler
des Frans Hals war, zeigt das Job. Berckheyde’fche Bild des Ateliers diefes
Malers im Mufeum zu Haarlem; 1624 verheirathete er fich, 1633 war er
Decan der Gilde in Haarlem, am 23. März 1661 wurde er dafelbft begraben.
Er ift ein vielfeitiger Meifter, der gelegentlich biblifche Scenen in land-Stoffgebiet,
fchaftlichem Hintergründe2), gelegentlich, wie Efaias v. de Velde, Dorffefte,
Reiterftücke, alle möglichen Scenen im Freien malte, aber doch die Land-
fchaft noch ftärker betonte, als jener, ja, in den meiften feiner Bilder als
Landfehafter fchlechthin erfcheint. In der Wahl feiner landfchaftlichen Motive
ift er vielfeitiger, als z. B. van Goijen. Hügelgegenden fagen ihm nicht minder
zu, als die Niederungen feiner Heimat. Dabei liebt er es, die eine Seite feines Seine.
0 .... Kunftweife
Bildes mit einer Anhöhe oder einer kräftigen Baumgruppe, deren Laub er forg-
fältig durchführt, auszuftatten, an der entgegengefetzten Seite aber einen Fern-
blick in die Ebene zu eröffnen, fo dafs fich die Erdlinie diagonal durchs Bild
zieht. Seine Färbung ift befonders im Vordergrund oft recht braun; aber er
verfchmäht weder das Blau des Himmels, noch das Grün des Laubes, noch
die bunten Farben der Kleider feiner Staffage. Sein Vortrag ift in feinen
beften Bildern breit und voll, geht verftändnifsvoll ein und fondert und ver-
bindet die Töne an den richtigen Stellen. Seine bekannteften Bilder find: Seine Bilder
das flotte, farbige »nächtliche Dorffeft« von 1625 im Caffeler Mufeum, in caffei,
die »fandige Anhöhe« von 1626 im Braunfchweiger Mufeum, die »Plünderung l?chwePg,
eines Dorfes« von 1630 im Haarlemer Mufeum, der »Cavallerie-Anfall« von in Haarlem,
1643, früher im Louvre, jetzt im Palais de l’Elyfee zu Paris, die »Reiter vor in Paris,
dem Wirthshaufe« in der Akademie zu Wien; ziemlich häufig find feine Bilder
in den Privatgalerien: Bilder aus feinen fpäteren Jahren, zwifchen 1646 und
1660, befonders häufig in den fchwedifchen Privatfammlungen (Fig. 568). Da
Granberg (oben Anm. 2) ein Verzeichnifs feiner Werke veröffentlicht hat, follen
hier nur noch einige diefem Forfcher nicht bekannt gewefene angeführt werden:
von datirten Werken »die Hütte am Sand weg« von 16243) in der Galerie Noftiz
zu Prag, die flotte, breite, braune Dünenlandfchaft von 1630 bei Herrn Semeonow
in St. Petersburg, der noch zwei andere bezeichnete Bilder feiner Hand befitzt,
1) Van der Willigen a. a. O. p. 225. — Olof Granberg: Pieter de Molyn etc., en konft-
hiftorifk Studie. Stockholm 1883. Derfelbe deutfeh in v. Lützow’s Zeitfchr. XIX (1884) p. 369—377.
2) Vgl. Granberg a. a. O. p. 56, Anm. — Eine bezeichnete, offenbar zu decorativen Zwecken
gemalte Landfchaft mit der Verftofsung Hagar’s war vor kurzem in Dresden verkäuflich.
3) Nur fo konnte der Verfaffer die allerdings nicht gauz deutliche Jahreszahl lefen; alfo das
friihfte bekannte Bild des Meifters.
hier, alle feine früheren Eindrücke bei Seite fetzend, eng an Ef. van de Velde
anfchlofs, beweifen alle feine früheren Bilder. Da er aber zur Ausübung feiner
Kunfl nach Leiden zurückging und bald nach dem Haag überfiedelte, wo er
erft feine eigenartige, die ganze Landfchaft in bräunlichen Ton und weichen
Nebelduft auflöfende Richtung ausbildete, fo können wir uns, obgleich er auch
aus der Ferne die Haarlemer Kunft beeinflufste, an diefer Stelle nur vorüber-
gehend feiner erinnern. Pieter Molyn dagegen, der um 1600 zu London ge- Moiyn.
boren fein foll, viel wahrfcheinlicher aber fchon um 1596 geboren ift, da
er bereits 1616 Mitglied der Haarlemer Gilde wurde, hat uns fchon hier als Sein Leben,
eigentlicher Vertreter der Haarlemer Kunft zu befchäftigen;') dafs er Schüler
des Frans Hals war, zeigt das Job. Berckheyde’fche Bild des Ateliers diefes
Malers im Mufeum zu Haarlem; 1624 verheirathete er fich, 1633 war er
Decan der Gilde in Haarlem, am 23. März 1661 wurde er dafelbft begraben.
Er ift ein vielfeitiger Meifter, der gelegentlich biblifche Scenen in land-Stoffgebiet,
fchaftlichem Hintergründe2), gelegentlich, wie Efaias v. de Velde, Dorffefte,
Reiterftücke, alle möglichen Scenen im Freien malte, aber doch die Land-
fchaft noch ftärker betonte, als jener, ja, in den meiften feiner Bilder als
Landfehafter fchlechthin erfcheint. In der Wahl feiner landfchaftlichen Motive
ift er vielfeitiger, als z. B. van Goijen. Hügelgegenden fagen ihm nicht minder
zu, als die Niederungen feiner Heimat. Dabei liebt er es, die eine Seite feines Seine.
0 .... Kunftweife
Bildes mit einer Anhöhe oder einer kräftigen Baumgruppe, deren Laub er forg-
fältig durchführt, auszuftatten, an der entgegengefetzten Seite aber einen Fern-
blick in die Ebene zu eröffnen, fo dafs fich die Erdlinie diagonal durchs Bild
zieht. Seine Färbung ift befonders im Vordergrund oft recht braun; aber er
verfchmäht weder das Blau des Himmels, noch das Grün des Laubes, noch
die bunten Farben der Kleider feiner Staffage. Sein Vortrag ift in feinen
beften Bildern breit und voll, geht verftändnifsvoll ein und fondert und ver-
bindet die Töne an den richtigen Stellen. Seine bekannteften Bilder find: Seine Bilder
das flotte, farbige »nächtliche Dorffeft« von 1625 im Caffeler Mufeum, in caffei,
die »fandige Anhöhe« von 1626 im Braunfchweiger Mufeum, die »Plünderung l?chwePg,
eines Dorfes« von 1630 im Haarlemer Mufeum, der »Cavallerie-Anfall« von in Haarlem,
1643, früher im Louvre, jetzt im Palais de l’Elyfee zu Paris, die »Reiter vor in Paris,
dem Wirthshaufe« in der Akademie zu Wien; ziemlich häufig find feine Bilder
in den Privatgalerien: Bilder aus feinen fpäteren Jahren, zwifchen 1646 und
1660, befonders häufig in den fchwedifchen Privatfammlungen (Fig. 568). Da
Granberg (oben Anm. 2) ein Verzeichnifs feiner Werke veröffentlicht hat, follen
hier nur noch einige diefem Forfcher nicht bekannt gewefene angeführt werden:
von datirten Werken »die Hütte am Sand weg« von 16243) in der Galerie Noftiz
zu Prag, die flotte, breite, braune Dünenlandfchaft von 1630 bei Herrn Semeonow
in St. Petersburg, der noch zwei andere bezeichnete Bilder feiner Hand befitzt,
1) Van der Willigen a. a. O. p. 225. — Olof Granberg: Pieter de Molyn etc., en konft-
hiftorifk Studie. Stockholm 1883. Derfelbe deutfeh in v. Lützow’s Zeitfchr. XIX (1884) p. 369—377.
2) Vgl. Granberg a. a. O. p. 56, Anm. — Eine bezeichnete, offenbar zu decorativen Zwecken
gemalte Landfchaft mit der Verftofsung Hagar’s war vor kurzem in Dresden verkäuflich.
3) Nur fo konnte der Verfaffer die allerdings nicht gauz deutliche Jahreszahl lefen; alfo das
friihfte bekannte Bild des Meifters.