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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0164
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692

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

1) Die Rohrdommel ift vortrefflich gemalt. Aehnliche Meifterfchaft in der Darftellung von
Stilleben zeigen Rembrandt’s »Todte Pfauen« bei Mr. Cartwright in London.

von 1633, die grofse Abnahme vom Kreuze (Bl. 56) von demfelben Jahre, die
»Verkündigung an die Hirten« (Bl. 17) und »die Samariterin« (Bl. 46) von
1634, die Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel (Bl. 44) von 1635 und
das (nicht ganz eigenhändige) Ecce Homo (Bl. 52) von 1636. Einzelne mytho-
logische Blätter, wie die »Diana« (Bl. 165) und die »Danae« (Bl. 168) fcheinen
fogar der Frühzeit des Amfterdamer Aufenthalts des Meifters anzugehören.
Eine Befonderheit aber, die uns nur in feinen Radirungen aus diefer Zeit, noch
nicht in feinen Gemälden, entgegentritt, find feine ungemein realiftifch auf-
gefafsten, flüchtig und geiflreich hingeworfenen Volkstypen und fittenbildlichen
Darftellungen, von denen der »RattengiftVerkäufer« (Bl. 95) von 1632, der
»Charlatan« (Bl. 92) von 1635 und die »Küchenbäckerin« (Bl. 93) von demfelben
Jahre genannt feien.
Rembrandt’s Dem Gipfel feines häuslichen Glückes und feiner Schaffenskraft näherte
■ Stilwandlung 1
um i637. flch Rembrandt, als er Werke, wie die »Danae« und wie jenes Selbftbildnifs
mit feiner Saskia auf dem Schoofse fchuf. Er hatte ihn erreicht, als fleh um
1637 jener fchon in diefen Bildern zum Durchbruch flrebende Wechsel in feiner
Mal weife vollzog, welcher ihn auf eine reinere, ruhigere Stufe feiner Kunft
emporhob. Die ftürmifche Wucht feiner Darflellungsweife legt fleh, der Meifter
vertieft fleh und klärt fleh; er beflnnt fleh auf fein eigenfles Können und
Wollen; er wird ruhiger in der Wahl und in der Anordnung feiner Stoffe,
breiter, malerifcher, körperhafter (befonders in den ftark aufgetragenen Licht-
ftellen) in der Pinfeiführung, als bisher; zugleich wärmer und feuriger, poesie-
voller in der Farbe; er leitet fein ganzes Helldunkel in einen leuchtenden Gold-
ton hinüber, in dem die flarken Gegenfätze von Licht und Schatten fleh
glücklich vertragen und verfchmelzen und einen geheimnifsvoll feffelnden Reiz
auf den Befchauer ausüben.
Biidniffe um Sehen wir uns zunächft wieder nach Selbftbildniffen des Meiflers und nach
1637—1643
Bildniffen feiner Gattin aus diefer fonnigen Zeit ihres gemeinfamen Glückes
um, der um 1642 Saskias Tod ein jähes Ende bereitete, fo finden wir
in Paris, treffliche Beifpiele der erfteren von 1637 im Louvre zu Paris, von 1640 in der
in London, National Gallery zu London, finden wir köftliche Beifpiele von Bildniffen der
in Dresden) Saskia von 1641 in der Dresdener, von 1643 in der Berliner Galerie. Das
letztere hat Rembrandt in liebevoller Erinnerung erft nach ihrem frühen Tode
vollendet. Als Selbftbildniffe des Meiflers können aber auch das hübfehe Bild
des jungen Jägers, der eine Rohrdommel an den Beinen auf einen Nagel hängt,
in Caffei, von 1639, in der Dresdener Galerie1) und das vornehme Bild der Caffeler
Galerie, in dem man früher Jan Six zu erkennen glaubte, angefehen werden.
(BucL?ngham An c^e Biidniffe der Gattin des Meifters fchliefsen fleh aus diefer Zeit nicht
Palace), minder herrliche Biidniffe anderer iunnen Frauen und Mädchen an: von 1641
(Marquis of eins jm Buckingham Palace, von 1642 eins beim Marquis of Lansdowne in
Lansdowne). x
in Wien London; von 1641 noch eins unter dem Namen »Die Judenbraut« beim Grafen
(Lancko- '
roncki), Lanckoroncki in Wien. Von 1643 befltzt der Duke of Weftminfler im Grosvenor
in London
(Grosvenor House zu London die Biidniffe eines jungen Ehepaares.
House),
 
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