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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0177
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. C. Die Amfterdamer Schule.

7OS

Rembrandt’s
Schüler.

Lebens nicht mehr
radirte Bildnifs des

der
bei
ver-
lieh

Alters-
genoffen
Rembrandt’s
unter feinem
Einfluffe.

Die letzten
Radirungen
des Meifters.

in der
Ermitage zu
St. Peters-
burg.

in der
Darmftädter
Galerie,

Rembrandt’s Eigenart zog Schüler in grofser Anzahl in feine Werkflatt;
und diefe wufsten Anfangs in der Regel fo gut auf feine Art, die Dinge zu
fehen, einzugehen, dafs ihre Werke noch nicht überall wieder von den feinen
gefondert find. Eine Subjektivität in der Farbenempfindung bei realiflifcher
Formenfprache läfst fich leichter anempfinden und nachahmen als eine Sub-
jektivität in der Formenauffaffung. Rembrandt’s Schüler und Nachahmer blieben
daher, je enger fie fich an ihn hielten, defto mehr vor eigentlicher Manirirt-
heit bewahrt, machten aber fpäter, da der Rembrandtismus eben feiner Sub-
jektivität wegen die Alleinherrfchaft in Amfterdam nicht lange behaupten
konnte, faft alle der wieder glatter, kühler, akademifcher werdenden Zeit-
flrömung ihre Zugeftändniffe. Wie mächtig er aber auch diejenigen feiner
Zeitgenoffen in feine Bahnen mit fortrifs, welche niemals in feiner Werkflatt
gearbeitet haben, zeigen gleich einige Meifter, die früher in der Regel zu
feinen Schülern geflellt wurden, aber vielmehr als unter feinem Einflufs ihm
parallel entwickelte Altersgenoffen anzufehen find.
Der eine von ihnen, Jan Livens (Lievensz), 1607 geboren, war Leidener, Jan Livens.
wie Rembrandt, war, nachdem er zunächfl bei Joris van Schooten in Leiden
in der Lehre gewefen, Mitfchüler Rembrandt’s bei Laftman in Amfterdam,
Gefchichte d. Malerei. III- 45

alle charakteriflifchen Züge der letzten Malweife des
vereinigen.
Radirt hat Rembrandt in diefer letzten Periode feines
fo eifrig, wie in früheren Jahren. Doch ift das erft 1661
Coppenol (Bl. 175) die gröfste und am forgfältigflen ausgearbeitete Bildnifs-
radirung des Meifters, gehören religiöfe Blätter wie »der heilige Franz«
(Bl. 78) von 1657, »die Samariterin« (Bl. 45) von 1658, »Petrus, den Gicht-
brüchigen heilend« (Bl. 66) von 1659 zu feinen fchönften und geiftreichften
Schöpfungen diefer Art; und dafs er felbft zur Mythologie in diefer Zeit noch
einmal in der Abficht, weibliche Reize künftlerifch zu verkörpern, zurückkehrte,
beweift fein Blatt »Jupiter und Antiope« von 1659.
Ein eigentliches Greifenalter war Rembrandt fo wenig befchieden, wie Lebensende!
Rubens; wie diefer ftarb er 63 Jahre alt. Am 8. Oktober 1669 wurde er in
Amfterdam begraben. Zu allen Schickfalsfchlägen mufste er noch erleben,
dafs fein Sohn Titus ein Jahr vor ihm, kurz nachdem er fich verheirathet hatte,
ftarb. Wahrlich, an Enttäufchungen hat es Rembrandt in der zweiten Hälfte
feines Lebens fo wenig gefehlt, wie an voll pulfirendem Glücke in deffen
erfter Hälfte. Seine Kunft aber haben die wechfelnden Erfahrungen feines
Lebens vertieft. Wie viel Grofses, Wahres, Ergreifendes die Malerei des ger-
manifchen Nordens jener Zeit auch gefchaffen hat, ohne Rembrandt würde
fie ihrer tiefften, eigenartigften, packendften Lebensäufserungen entbehren.

1668 ift die »Geisselung Chrifti« in der Darmftädter Galerie datirt: eins
letzten Bilder des Meifters, voll erhabener Ruhe, voll milden Lichtes
heller Gefammtfärbung. Ihm fchliefst fich die grofse »Rückkehr des
lorenen Sohnes« in der Ermitage zu St. Petersburg an, ein Bild, in dem
Meifters grofsartig
 
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