Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
712
Seine Bilder
im Braun-
fchweiger
Mufeum.
in
Königsberg,
in St. Peters-
burg,
in Dresden,
in Paris,
in Berlin,
in Wien,
in
Amfterdam,
in
Rotterdam.
Seine
Schützen-
und
Regenten-
ftücke
im Amfter-
damer
Reichs-
mufeum.
auf Treppenftufen und von vortrefflicher breiter Behandlung
Tone; das eigentliche Hauptbild des Meiflers aber ift das 1648
Velazquez »Lanzen« (oben S. 269) erinnernde gewaltige »Schützenfeft«
des weftfälilchen Friedens; es ift fehr malerifch in der Anordnung, fehr
Galerie, von 1651 in der kaif. Galerie
Reichsmufeum. Ein fchönes Doppel-
das Rotterdamer Mufeum. — Flinck’s
und Regentenftücke im Reichsmufeum
»vier Vorfteher der Kloveniersfchützen«
der
des
der
bei
ge-
kleinen Speifefaal das ganz akademifche »Gebet Salomons um Weisheit«. Sein
Seine Bild- ßeftes hat doch auch Flinck auf dem Gebiete der Bildnifsmalerei geleiftet.
mffe
Einzelbildniffe und Studienköpfe feiner Hand von grofser Frifche giebt es aus
den verfchiedenften Jahren feines Lebens; das frühfte dem Verfaffer bekannte
in Braun-jp. »Das junge Mädchen in der Tracht einer Schäferin von 1636« im Braun-
fchweig, J ö
fchweiger Mufeum1); das fpätefte, welches er gefehen, ift der »männliche Studien-
kopf« von 1656 im Königsberger Mufeum. Dazwifchen fallen datirte und be-
zeichnete Bildniffe z. B. von 1637 in der Ermitage zu St. Petersburg, von
1639 in der Dresdener Galerie, von 1641 im Louvre zu Paris und im Mufeum
zu Berlin, von 1643 in der Dresdener
zu. Wien, von 1652 im Amfterdamer
bildnifs feiner Hand von 1646 befitzt
Hauptwerke aber find feine Schützen -
zu Amfterdam. Die 1642 gemalten
am Tifch mit buntgemufterter Decke ftehen noch ganz im Banne
Rembrandt’fchen Kunft; freier von ihr ift fchon die »Korporalfchaft
Hauptmanns Albert Bas« von 1642, ein Bild von grofsartiger Anordnung
Schützen
warmem
malte an
zur Feier
lebendig, von faft plaftifcher Wirkung in den Modellirungen der einzelnen Köpfe,
fehr warm und leuchtend in dem gleichwohl nur wenig unmittelbaren Einflufs
Rembrandts mehr zeigenden Tone.
Ferdinand Ferdinand Boi war nach der neueften Forfchung fünf Jahre jünger, als man
Sem Leben bisher annahm. Er war nicht 1611, fondern erft 1616 in Dordrecht geboren,
und leine 0
künftierifche ftudirte unter Rembrandt in Amfterdam und blieb in diefer Stadt auch anfäffig.
Entwicklung. . . . e 0
Er ftarb dafelbft im Juli 1680. Seine Entwickelung ging im allgemeinen der-
jenigen des Flinck parallel; doch find die Werke der beiden Meifter fehr
wohl von einander zu unterfcheiden. Boi bevorzugte rundlichere Typen und
malte glatter, weicher und wärmer als Flinck. Auch von feiner Hand haben
fich weit mehr Bildniffe, als Gefchichtsbilder erhalten; aber in feinen Gefchichts-
bildern tritt uns feine Stilentwickelung am deutlichften entgegen; fie fich zu
vergegenwärtigen, genügen fchon feine nicht datirten Bilder des Braunfchweiger
Mufeums.2) Die bezeichnete Darftellung der nackt auf ihrem Lager ruhenden
Braut des Tobias, welcher diefer zugeführt wird, ftimmt nicht nur dem Gegen-
ftande nach mit der fog. »Danae« Rembrandts in der Ermitage zu St. Peters-
burg (vgl. oben S. 691 u. 693) überein, fondern nähert fich auch der Behandlung
nach Rembrandt in der auffallendften Weife. »Pyrrhus und Fabritius« hingegen
ift fchon durch feine Uebereinftimmung mit Bol’s fpäterem gleichen Bilde im
Amfterdamer Rathhaufe (jetzigem Schlöffe) als ein Werk der Spätzeit des
Meifters beglaubigt; und in der That zeigt diefes Bild, zeigen »Mars und Venus«
1) Von demfelben Jahre ein »junger Mann« im Privatbefitz. Vgl. R. Bergau im »Repertorium«
IV, S. 108.
2) Vgl. Riegel''s Bemerkungen über fie in feinen Beiträgen II (1882) S. 257—264.
712
Seine Bilder
im Braun-
fchweiger
Mufeum.
in
Königsberg,
in St. Peters-
burg,
in Dresden,
in Paris,
in Berlin,
in Wien,
in
Amfterdam,
in
Rotterdam.
Seine
Schützen-
und
Regenten-
ftücke
im Amfter-
damer
Reichs-
mufeum.
auf Treppenftufen und von vortrefflicher breiter Behandlung
Tone; das eigentliche Hauptbild des Meiflers aber ift das 1648
Velazquez »Lanzen« (oben S. 269) erinnernde gewaltige »Schützenfeft«
des weftfälilchen Friedens; es ift fehr malerifch in der Anordnung, fehr
Galerie, von 1651 in der kaif. Galerie
Reichsmufeum. Ein fchönes Doppel-
das Rotterdamer Mufeum. — Flinck’s
und Regentenftücke im Reichsmufeum
»vier Vorfteher der Kloveniersfchützen«
der
des
der
bei
ge-
kleinen Speifefaal das ganz akademifche »Gebet Salomons um Weisheit«. Sein
Seine Bild- ßeftes hat doch auch Flinck auf dem Gebiete der Bildnifsmalerei geleiftet.
mffe
Einzelbildniffe und Studienköpfe feiner Hand von grofser Frifche giebt es aus
den verfchiedenften Jahren feines Lebens; das frühfte dem Verfaffer bekannte
in Braun-jp. »Das junge Mädchen in der Tracht einer Schäferin von 1636« im Braun-
fchweig, J ö
fchweiger Mufeum1); das fpätefte, welches er gefehen, ift der »männliche Studien-
kopf« von 1656 im Königsberger Mufeum. Dazwifchen fallen datirte und be-
zeichnete Bildniffe z. B. von 1637 in der Ermitage zu St. Petersburg, von
1639 in der Dresdener Galerie, von 1641 im Louvre zu Paris und im Mufeum
zu Berlin, von 1643 in der Dresdener
zu. Wien, von 1652 im Amfterdamer
bildnifs feiner Hand von 1646 befitzt
Hauptwerke aber find feine Schützen -
zu Amfterdam. Die 1642 gemalten
am Tifch mit buntgemufterter Decke ftehen noch ganz im Banne
Rembrandt’fchen Kunft; freier von ihr ift fchon die »Korporalfchaft
Hauptmanns Albert Bas« von 1642, ein Bild von grofsartiger Anordnung
Schützen
warmem
malte an
zur Feier
lebendig, von faft plaftifcher Wirkung in den Modellirungen der einzelnen Köpfe,
fehr warm und leuchtend in dem gleichwohl nur wenig unmittelbaren Einflufs
Rembrandts mehr zeigenden Tone.
Ferdinand Ferdinand Boi war nach der neueften Forfchung fünf Jahre jünger, als man
Sem Leben bisher annahm. Er war nicht 1611, fondern erft 1616 in Dordrecht geboren,
und leine 0
künftierifche ftudirte unter Rembrandt in Amfterdam und blieb in diefer Stadt auch anfäffig.
Entwicklung. . . . e 0
Er ftarb dafelbft im Juli 1680. Seine Entwickelung ging im allgemeinen der-
jenigen des Flinck parallel; doch find die Werke der beiden Meifter fehr
wohl von einander zu unterfcheiden. Boi bevorzugte rundlichere Typen und
malte glatter, weicher und wärmer als Flinck. Auch von feiner Hand haben
fich weit mehr Bildniffe, als Gefchichtsbilder erhalten; aber in feinen Gefchichts-
bildern tritt uns feine Stilentwickelung am deutlichften entgegen; fie fich zu
vergegenwärtigen, genügen fchon feine nicht datirten Bilder des Braunfchweiger
Mufeums.2) Die bezeichnete Darftellung der nackt auf ihrem Lager ruhenden
Braut des Tobias, welcher diefer zugeführt wird, ftimmt nicht nur dem Gegen-
ftande nach mit der fog. »Danae« Rembrandts in der Ermitage zu St. Peters-
burg (vgl. oben S. 691 u. 693) überein, fondern nähert fich auch der Behandlung
nach Rembrandt in der auffallendften Weife. »Pyrrhus und Fabritius« hingegen
ift fchon durch feine Uebereinftimmung mit Bol’s fpäterem gleichen Bilde im
Amfterdamer Rathhaufe (jetzigem Schlöffe) als ein Werk der Spätzeit des
Meifters beglaubigt; und in der That zeigt diefes Bild, zeigen »Mars und Venus«
1) Von demfelben Jahre ein »junger Mann« im Privatbefitz. Vgl. R. Bergau im »Repertorium«
IV, S. 108.
2) Vgl. Riegel''s Bemerkungen über fie in feinen Beiträgen II (1882) S. 257—264.