Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0186
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
darftellt und die Jahreszahl 1649 trägt. An Kraft der Farbe, bei weicher,
fammetartiger Behandlung, und an Tiefe und Ruhe der geiftigen und körper-
lichen Bewegung fleht es den beften Schöpfungen Rembrandts nahe. Vor-
trefflich, ebenfalls noch halb rembrandtifch, ift noch das grofse Knieflück der
fieben Regenten des »Huiszittenhuis« von 1657 im Amfterdamer Mufeum.
Diefem Bilde fchliefen fich das vornehme, wenn auch recht glatte Bild der
drei Regentinnen des Leprofenhaufes und das früher mit Unrecht Karel de
Moor zugefchriebene Bild der vier Regenten derfelben Stiftung, jetzt in dem-
felben Mufeum, an. Auch fchöne Familiengruppenbilder hat Boi gemalt, wie
das madonnenartig angeordnete fpäte Bild des Amfterdamer Reichs mufeums,
i^stftpeteS- welches eine »Mutter mit ihren zwei Kindern« darftellt, wie das phantaftifch
in London koftümirte Bild eines Greifes mit feiner jungen Frau in der Ermitage zu
(L°brdook)rth’ St. Petersburg und das fittenbildlich zugeftutzte Doppelporträt eines Ehepaares
Einzel-^ bei Lord Northbrook in London. An Einzelbildniffen und Studienköpfen von
Meifters der Hand Bol’s find die verfchiedenften Sammlungen Europas fo reich, dafs
wir fie nicht aufzählen können. Die meiften und beften von ihnen find be-
zeichnet und datirt. Zu den früheften gehören das köftliche, helle, klare, weib-
von x642, liehe Bildnifs von 1642 im Berliner Mufeum und die männlichen Bildniffe von
i645> 1647, 1645 in der Ermitage zu St. Petersburg, von 1647 im Schweriner Mufeum;
1663, i667> zu den fpäteflen gehören die männlichen Bildniffe von 1663 und 1667 und
1667, der »de Ruiter« von 1667 im Amfterdamer Reichsmufeum, der »de Ruiter« von
x668, 1668 in der Kopenhagener Galerie und das in feiner Art ausgezeichnete, wenn
auch glatte und gar nicht mehr an Rembrandt erinnernde männliche Bildnifs
1669, von 1669 lm Haager Mufeum. Von den Einzelbildniffen feiner mittleren Zeit
1658, feien noch diejenigen eines Ehepaares von 1658 im Oldenburger, eines Ehe-
1660, 1652. paares von 1660 im Brüffeler Mufeum, das männliche Bildnifs von 1652 in
der Londoner National Gallery und das ausgezeichnete Bildnifs eines fchwarz-
gekleideten Mannes an rothem Fenfterkiffen in der Speck-Sternburg’fchen
Sammlung des Leipziger Mufeums hervorgehoben. Es giebt auch eine Anzahl
RaBorsSen von Radirungen von Bol’s Hand, welche fich zu denjenigen Rembrandts ähn-
lich verhalten, wie feine Gemälde.1 2)
j. de Wet. Zu den älteflen Schülern Rembrandts gehört endlich J. de Wei-), von
i/ßetreff Neffen Hand wir einige Bilder kennen, während die Identificirung feiner Per-
5?i?.er, ,Pe.? fönlichkeit mit anderweitig bekannten Meiftern diefes Namens noch nicht ge-
fonlichkeit. ö ö
Seine Bilder, fichert ift.3) Halten wir uns an feine Bilder! Bekannt find feine »Auf-
Darmftadt, erweckung des Lazarus« von 1633 in der Darmflädter Galerie, fein »Chriftus
1) Vgl. Bartfeh, Rembrandt II, 1.
2) Vgl. Vostnaer, Rembrandt (Ed. 1877) p. 141 —143. Van der Willigen, Les artistes de
Haarlem, ed. 1870, p. 324—328; Riegel, Beiträge, II (1882) S. 265—269.
3) Nach der älteren Ueberlieferung hiefs er Jan de Wet oder Düwett und flammte aus Ham-
burg, wohin er, nachdem er bei Rembrandt gelernt, zurückkehrte. Dafs der durch feine Bilder be-
kannte Rembrandtfchüler in der That Jan de Wet geheifsen, daran hält auch Vosmaer feft. Gleich-
wohl identificirte A. v. d. Willigen ihn einerfeits mit »Jacobus de Wit«, der (auch nach Obreen's
Archief II, p. 30) 1637 Mitglied der Gilde zu Alkmaaer war, andererfeits mit Jacob de Wet d. ä.,
der eine Rolle im Haarlemer Kunftleben fpielte, fchon 1636 in Haarlem nachweisbar ift, 1661 Decan
der Haarlemer Gilde war und 1671 dafelbft noch lebte; und diefer Identificirung flimmte Cr (rwe in
Waagen’s »Handbuch« (1874) p. 391 zu.

im Amfter-
damer Rath-
haufe und im
Amfterdamer
Reichs-
mufeum.

Bol’s
Familien-
gruppen-
bilder
in
 
Annotationen