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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0216
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

folche Abwechfelung brachte er jetzt aber auch in die letzteren, indem er fein
berühmtes Bild einer grossen Heerde mit der »piffenden Kuh« in der Ermitage
zu St. Petersburg malte.
von 1650, Im Jahre 1650 ging er, wie wir gefehen haben, fogar fo weit, fich in einer
Orpheusdarftellung zu verfuchen; auch malte er in diefem Jahre das fich im
Ganzen doch innerhalb feiner ruhigen Art haltende Fifcher- und Jägerflück,
fowie die »Reiter vor dem Wirthshaus« in der Ermitage zu St. Petersburg und
eine zweite »Scene vor dem • Wirthshaus« im Schweriner Mufeum. Dazu die
»Pferdefchwemme« in der Hamburger Kunflhalle. Hätte er nicht in diefem
Jahre auch das Bild mit den drei Ochfen an der alten Weide in der Bridgewater-
Gallery zu London gemalt, fo könnte man glauben, dafs er feinem eigenften
Fache hätte untreu werden wollen.
von 1651, Zu diefem kehrte er 1651 denn auch, wie feine fchönen Rinderheerden-
bilder von diefem Jahre im Amflerdamer Reichsmufeum, in der Sammlung
van der Hoop dafelbft, in der Londoner National Gallery, im Bnckingham
Palace zu London und in der Ermitage zu St. Petersburg beweifen, reuig zurück,
wenngleich auch Pferdeflücke im Buckingham Palace und im Schweriner Mufeum
aus diefem Jahre flammen. Der Meifter wurde jetzt breiter im Vortrag, feuriger
in der F'arbe.
von 1652, Im Jahre 1652 malte er eine Reihe feiner gröfsten Meifterwerke: die
Landfchaft mit Kühen und Schweinen im Haager Mufeum, die Landfchaft mit
den drei Kühen beim Baron Steengracht im Haag, die beiden feinen Bilder der
Dresdener Galerie, das »Bofch beim Haag« im Berliner Mufeum, und »die
Weide« im Louvre zu Paris. Alle diefe Bilder find hell und fonnig, aber zu-
gleich weich und duftig gemalt.
von 1653, Im Jahre 1653 war Potter fchon krank; doch malte er in diefem Jahre,
aufser dem grofsen Reiterbildnifs bei Six zu Amflerdam, z. B. noch das fchöne
von 1654. Idyll der Galerie Arenberg in Brüffel1); 1654 kann er, da er fchon im Januar
diefes Jahres ftarb, überhaupt nicht viel mehr gemalt haben.2)
Potters Radirungen3 4) find nicht minder fein und beliebt, als feine Gemälde.
D^a^din Ein Altersgen°ffe Paul Potters, der ihm in einigen Beziehungen nachflrebte,
im Ganzen aber weit vielfeitiger und in feinen Weidebildern »italienifcher« war,
war Karel Dujardin^}. Er war 1622 5) zu Amflerdam geboren und ftarb
Sein Leben. 1678 zu Venedig. Urfprünglich war er Schüler Berchems; fpäter gerieth er
eine Zeitlang unter den Einflufs Potters. Er befuchte Italien fchon in jungen
Jahren, lebte 1656—1659 im Haag, dann in feiner Vaterfladt Amflerdam, kehrte
aber fchliefslich (um 1675) nach Italien zurück.
BHdnniffe Die gr°isen Bildniffe, welche meid feiner fpäten Amflerdamer Zeit angehören,
haben wir bereits oben (S. 730) kennen gelernt. Dafs er auch vor religiöfen
ReDar-fe Darftellungen nicht zurückfchreckte, beweift feine keineswegs wirkungslofe
fteiiungen. »Kreuzigung« von 1661 im Louvre zu Paris. Dafs er als echter Sohn des 17.
Jahrhunderts es nicht verfchmähte, fich gelegentlich finnbildlich auszudrücken,
1) Vgl. auch Westrheene Nr. 37, 41, 47.
2) Vgh jedoch Westrheene Nr. 30.
3) Westrheene a. a. O. p. 192—200, 31 Blatt.
4) John Smith Catalogue V (1834), p. 227 — 277. — 5) Mittheilung des Herrn Abr. Bredius.
 
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