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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0218
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746

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

Seine Bilder
in Berchem’s
Art

feine derartigen Bilder italienifche Motive und fchliefsen fich an diejenigen
Berchems an. Berchem gegenüber erfcheint Dujardin einerfeits härter und
kälter, andererfeits dafür aber auch klarer, fefter, heller. Dujardin ift ein
ausgezeichneter Beobachter des Lichtes, wie es die von ihm getroffenen
Seiten der Wolken weifs oder filbern rändet, wie es fcharfe Schlagfchatten
wirft und doch alles mit heiterem Leben erfüllt. Dabei fieht er es in feinen

beffern Bildern in einem kühlen Silbertone, der gerade bei feinen italienifchen
Landfchaften reizt und anzieht. Aufzählen können wir feine zahlreichen Bilder

in ver-
fchiedenen
Sammlungen.

Jacob
Eflelens.

Adriaen van
de Velde.

Sein Leben.

Sein
Bildungs-
gang.

Sein
Sittenbild
in Dresden.
Seine
Strandbilder
in Caflel,
in Paris,

diefer Art nicht. Am beflen lernt man fie im Louvre zu Paris, in der Londoner
National Gallery, in der Ermitage zu St. Petersburg, im Stockholmer Mufeum,
im Amfterdamer Reichsmufeum kennen; gut aber auch z. B. in den öffentlichen
Sammlungen zu Brüffel, Antwerpen. München, Dresden, Berlin und vielen
englifchen Privatfammlungen.
Hier fügt fich dem Alter nach ein Künfller ein, der feinem Gefammt-
charakter nach fchwer zu faffen ift: Jacob Esselens, von dem wir nur wißen1),
dafs er um 1628 in Amfterdam geboren war und in Amfterdam auch 1648
heirathete. Er malte Landfchaften mit Figuren; und wenn einige diefer Bilder,
wie feine Berglandfchaft mit Nymphen und Satyrn im Braunfchweiger Mufeum,
auch an den Utrechter Idealftil Poelenburghs erinnern, fo hat doch fchon feine
Landfchaft mit Jägern und Vieh im Rotterdamer Mufeum trotz ihrer füfs-bunten
italifirenden Art nichts von diefer Richtung; und feine nordifchen Küftenbilder,
wie das feine Bild mit Fifchern in der Kopenhagener Galerie und feine ähn-
lichen, aber fchwerer getönten Bilder bei Herrn Geh. Commerzienrat Zfchille
in Dresden und in der Thieme’fchen Sammlung des Leipziger Mufeums flehen
vollends auf ganz anderem Boden.
Einer der bedeutendften aller Viehmaler, zugleich bedeutend als Land-
fchafter und, wenn er wollte, auch als Figurenmaler, war Adriaen van de Velde11}.
Er war ein Bruder des berühmten Seemalers W. v. de Velde des jüngeren, den
wir fpäter kennen lernen werden, ein Sohn und urfprünglich auch Schüler des
älteren Willem van de Velde, doch fetzte er feine Studien unter dem nach
Amfterdam gezogenen Haarlemer Landfehafter Wynants (oben S. 641) fort.
Auch ftudirte er nach Paul Potter. Geboren war er 1635 oder 16363) zu
Amfterdam. Er ftarb 1672 dafelbft. Auch ihm war alfo nur ein kurzes Leben
befchieden, aber auch er nützte es, unermüdlich fchafifend, redlich aus und
hinterliefs an 200 Bilder und an 25 feinfühlige, gefchätzte Radirungen4). Adriaen
van de Velde ift ein guter Zeichner und ein vorzüglicher Maler. Paul Potter
und Dujardin, denen er in feinen Thierftücken verwandt ift, gegenüber ift ihm
ein eigenthümlich weicher malerifcher Schmelz eigen. Wie zart er fogar ein
rein figürliches Motiv, den beften Sittenmalern ebenbürtig, zu behandeln wufste,
zeigt feine »trinkende Frau« von 1662 in der Dresdener Galerie. Seine Strand-
landfchaften, die in der Regel als »die Küfte bei Scheveningen« bezeichnet
werden, wie diejenigen von 1658 in der Caffeler Galerie, von 1660 im Louvre

1) Oud Holland III p. 142.
2) John Smith, Catalogue V (1834) p. 165—226; Suppl. IX (1842) p. 629—637.
3) Oud Holland IV p. 143.
4) Bartfeh, Peintre Graveur I. p. 209—228; Weigel, Suppl. p. 26—30.
 
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