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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0244
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

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in Italien, kennen lernen, In Florenz ift fie nicht nur in den Uffizien, fondern auch im
Pal. Pitti mit je zwei Bildern vertreten.
juftus van Jufius und feinen Sohn Jan van Huyfum, von denen der erflere von 1659
bis 1716, der letztere von 1682 bis 1749 in Amfterdam lebte, haben wir bereits
(oben S. 759) unter den Landfehaftern befprochen. Es ift fchon dort bemerkt
worden, dafs ihre Hauptbedeutung auf dem Gebiete der Frucht- und Blumen-
malerei beruht. Jufius van Huyfum kann man auch als Frucht und Blumen-
maler eigentlich nur in der Schweriner Galerie kennen lernen, die fünf voll be-
zeichnete, breit, decorativ, flott, in einheitlicher Farbengluth gemalte Bilder
jan van feiner Hand befitzt. Jan van Huyfum, deffen Frucht- und Blumenflücke durch-
Huyfum. J J
aus nicht feiten find, ift in einigen feiner frühen Bilder, wie z. B. dem Berliner
von 1722, das noch an feinen Vater erinnert, ebenfalls noch breit in der Technik,
einheitlich im Ton. Später wird er allmählich kälter und bunter in der Farbe,
härter und forgfältiger im Vortrag. Da er dabei aber die gröfste Naturwahr-
Sein Stil, heit erflrebte, jeden Waffertropfen nachbildete, jede Farbe in ihrer eigenen
Pracht flrahlen liefs, jede Blume und jede Frucht ihrer Sonderart entfprechend
auffafste und wiedergab, fo erfreuten fich gerade feine Frucht- und Blumen-
flücke bald des allergröfsten Beifalls; er wurde der »Phönix« feiner Kunfl
genannt, und noch heute gelten feine Bilder in Laienkreifen nicht feiten für
das Höchfle, was auf diefem Gebiete geleiftet werden kann. Dafs fie in ihrer
Art ausgezeichnet find, foll auch keineswegs geleugnet werden; aber es giebt
poefievollere, malerifchere, farbenglühendere Frucht- und Blumenflücke als die
feinen. Selten find fie, wie gefagt, fo wenig, wie feine Landfchaften1). Sie
gehören fogar zu den in England bevorzugten Bildern; die National-Gallery
SininLondon,r zu London befitzt zwei gute Stücke feiner Hand; ihrer vier, drei Blumen-
flücke und ein Fruchtftück, fieht man im Dulwich College; und in den grofsen
Privatfammlungen Englands find fie auch nicht feiten. Befonders reichlich
vertreten ift Huyfum ferner im Louvre zu Paris, in den grofsen Wiener
^i^BerHn’ Galerien, in den grofsen holländifchen Sammlungen, im Berliner Mufeum,
in München, jn der Münchener Pinakothek, in der Dresdener Galerie, in der Karlsruher
m Dresden,
inKarismhe, Kunflhalle, in der Ermitage zu St. Petersburg. Wenigftens einzelne gute
in t• t euers—
bürg. Frucht- und Blumenflücke Huyfum’s aber trifft man in vielen öffentlichen
Sammlungen Europas.
HMijnn Am Schlufs diefer Reihe fleht Herman van Mijn, der 1684 in
Amfterdam geboren und 1741 in London geflorben fein foll, übrigens
auch eine Zeitlang am Hofe des Kurfürflen von der Pfalz in Düffeldorf
als Fmcht- zubrachte, wo er fich van der Maine genannt zu haben fcheint. Sein Haupt-
maier, fach waren Frucht- und Blumenflücke in der Art derer der Rachel Ruyfch.
Man trifft fie in der Münchener Pinakothek, in der Augsburger und in
der Schleifsheimer Galerie, in der Turiner Pinakothek und in anderen
Sammlungen. Das Augsburger Bild zeigt fchon fittenbildliche Anklänge.
Sittenmaler. Später fcheint er fich als Sittenmaler in den Spuren G. Dou’s verflicht
zu haben. Wenigftens befitzt die Schweriner Galerie einen »Van der Maine

1) Smith, Catalogue IV (1835) p. 459—491. Suppl. (1842) p. 786—789. 125 Bilder.
 
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