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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0408
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gß6 Siebentes Buch. Zweiter Abfchnitt.
Bedeutung mehr zu entlocken. Die einen gaben fich ganz dem Zauber
Murillo’s gefangen; und von diefen haben wir die bedeutendften, Don Alonfo
Migttel de Tobar (167%—1758) und Don Bernardo German de Llorente (1685 —
1757) fchon oben (S. 296—298) kennen gelernt; die meiften wurden flaue,
akademifche Eklektiker, und von diefen können hier nur noch ganz wenige
hervorgehoben werden.
Noch aus dem 17. Jahrhundert flammte Don Antonio Viladomat^, geboren
zu Barcelona den 12. April 1678, geftorben dafelbfl den 19. Januar 1755.
Abfeit von den Schulüberlieferungen Madrids, Sevillas und Valencias, bewahrte
er fleh, zumal feine Lehrer unbedeutend waren, eine gewiße Selbfländigkeit,
die wohlthuend von der Allgemeinheit der meiften fpanifchen Maler jener Tage
abfticht. Man fleht feine Altarbilder in einigen Kirchen Taragonas und in
vielen Kirchen Barcelonas. Am beften fichtbar ift feine Gemäldefolge aus dem
Leben des heil. Franciscus im Mufeum zu Barcelona; und diefe beweift aller-
dings, dafs Raphael Mengs nicht Unrecht hatte, als er fagte: »Viladomat wäre
einer der gröfsten Maler Spaniens geworden, wenn er zu einer für die Kunft
günftigeren Epoche gelebt hätte.« Wirklich verrathen die Bilder bedeutende
Begabung und grofse Gewandtheit; aufserdem aber auch eine eigenartige, mit
realiftifchem Wollen der Natur abgefehene Auffaffung. Ganz aber wufste
Viladomat die Flauheit und Aeufserlichkeit feiner Zeit doch nicht zu über-
winden; und der braune Gefammtton, in den die Bilder gehüllt find, ift ebenfo
unwahr, wie er unwirkfam ift2).
Von den Madrider Hiftorienmalern diefes Zeitraums gehört Don Francisco
Bayeu y Subias (1734—1795) n°ch voll dem 18. Jahrhundert an. Bayeu war
in Zaragoza geboren. Nachdem er fchon in feiner Jugend einen Preis der
Academia de San Fernando gewonnen, dann aber nach feiner Vaterftadt
zurückgekehrt war, berief Raphael Mengs ihn aufs neue nach Madrid, um fich
von ihm bei feinen Arbeiten im königlichen Schlöffe helfen zu laffen. Bayeu
gerieth dadurch ganz in das eklektifche Fahrwaffer feines deutfehen Meifters,
brachte es in diefem aber gerade zu hoher Anerkennung; 1765 wurde er Mit-
glied, 1788 Director der Akademie. Er hat viele und verfchiedenartige Werke
hinterlaßen. Im Madrider Schloße malte er einen »Titanenflurz« und »die
Eroberung von Granada« als Deckengemälde. Religiöfe Freskencyklen führte
er in Klöflern und Kirchen Madrids, Toledos, Aranjuez’ und Zaragozas aus.
Als fein Hauptwerk gelten die Fresken aus dem Leben des heil. Eugenius im
Klofterhof der Kathedrale zu Toledo. Wucht und Leichtigkeit zugleich in der
Beherrfchung geflaltenreicher Vorwürfe kann man diefen Fresken nicht ab-
fprechen. Sie haben aber nichts Spanifches, nichts Eigenartiges, nichts Inner-
liches; und die Oelgemälde des Meifters, von denen man im Madrider Mufeum,
aufser einer grofsen Anzahl kleiner Bilder und Skizzen, eine grofse »Krönung
der Jungfrau« fieht, find noch fchwächer, als feine Fresken.
M.s.Maeiia. Ein verwandter Meifter war Don Mariano Salvador Maella, der 1739 in
Valencia geboren war und erft 1819 in Madrid als Generaldirector der
Academia de San Fernando ftarb. Mit Bayeu gemeinfchaftlich erhielt er 1775
1) Cean Bernmdez, Diccionario historico. Madrid 1800, V, p. 236—241.
2) K. Woermann: »Kunft- und Naturfkizzen«. Düffeldorf 1880, II, S. 36—37.

Die
Nachahmer
Murillo’s.
Tobar.
Llorente.

Selbftändige
Meifter.
Antonio
Viladomat.

Francisco
 
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