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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0415
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Die franzöfifche Malerei des 18. Jahrhunderts.

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»agrees« in loferer Beziehung zu ihr zu bleiben; weitaus die meiften wurden nach Agrees.
einigen Probejahren und Einlieferung eines »Receptionsbildes« zu wirklichen Mit- Reception.
gliedern der königlichen Kunftanftalt gemacht; und wenn es einerfeits für die
Unbefangenheit der Parifer Akademie fpricht, dafs fie auch den Vertretern der
neu entflehenden Fächer, wie den Malern der »fetes galantes du roi«, wenn
fie in ihrer Art ganze Künftler waren, ihre Thore nicht verfchlofs, fo kann
andererfeits doch nicht überfehen werden, dafs auch noch während des ganzen
18. Jahrhunderts ein Befuch Roms, wo Frankreich ja eine Zweigakademie “us6
befafs, von der Akademie wenigftens für die eigentlichen Hiflorienmaler als
unerläfslich angefehen wurde. Es erfcheint uns daher ebenfo natürlich, dafs
die franzöfifche Grofskunft des 18. Jahrhunderts, die uns auch nur flüchtig
befchäftigen kann, der Nachwelt als Epigonenkunft geringes Intereffe einflöfst, Ephfft”®n'
wie dafs gerade unter den wenigen franzöfifchen Meiflern des 18. Jahrhunderts, Charakter,
welche die Pilgerfahrt nach Rom unterliefsen, fleh die meiften derjenigen
befinden, welche die Nachwelt als die eigentlichen Vertreter nationalfranzö-
fifcher Kunft diefes Zeitraums anfieht.
Selbftverftändlich wurden auch die eigentlichen Oberhofmaler, die »Premiers DieOberhof-
peintres du roi«, aus der Zahl der Akademiker gewählt; und felbft die
Sammler, Kenner, Kunftfchriftfteller, deren einige im 18. Jahrhundert bereits
eine bedeutende Rolle in Frankreich fpielten, wurden oft genug zu Ehren-
mitgliedern der Akademie gemacht. Als Sammler von Gemälden, Kenner und Sa^ler
Herausgeber fpielte JoJeph Antoine Crozat (gelt. 1740) eine Hauptrolle im ^unftfehri"^
franzöfifchen Kunftleben des vorigen Jahrhunderts. Als Sammler von Kupfer- Cro^'tler-
fliehen und Handzeichnungen, fowie als Verfaffer vieler kunftgefchichtlichen
Schriften ftand Pierre Jean Mariette (geb. 1694, gefl. 1774), der 1750 Ehren- Mariette.
mitglied der Akademie wurde, in ganz Europa in hohem Anfehen. Als
Dilettant, Kunfttheoretiker und Mäcen ift der glänzendfle Vertreter der Rococo-
zeit in Frankreich aber der Graf Anne Claude Philippe Caylus, welcher 1692 GrafCayius.
zu Paris geboren war und 1765 dafelbft ftarb. Er wurde fchon 1731 Ehren-
mitglied der königlichen Akademie. Den geifligen Mittelpunkt der Neuerer
hingegen, welche feit der Mitte des Jahrhunderts die literarifche Revolution,
welche der flaatlichen vorherging, ins Leben riefen, bildete bekanntlich Denis
Diderot (geb. 1713, gefl. 1784), der Herausgeber des Werkes »Encyclopedie Diderot,
ou dictionnaire raisonne des Sciences, des arts et des metiers«. Einfehneidend
waren feine Kritiken des »Salon« von 1765—1767. Hier, wie in feinem
»Verfuch über die Malerei«, den Goethe überfetzt und mit nicht fonderlich
zuftimmenden Anmerkungen verfehen hat, tritt er zuerft mit Bewufstfein der Umfchwung.
»akademifchen« Kunft und felbft dem einfeitigen Studium der Antike ent-
gegen. »Es gäbe nichts Manierirtes«, fagt er, »weder in der Zeichnung noch
in der Farbe, wenn man die Natur gewiffenhaft nachahmte. Die Manier
kommt vom Meifter, von der Akademie, von der Schule, ja fogar von der
Antike.« Es war das eben noch auf lange hinaus die Stimme eines Predigers
in der Wüfte. Im vorigen Jahrhundert, dem Jahrhundert der Vorherrfchaft
der Akademien in ihrer alten Geftalt, wagten nur wenige Künftler ihr zu
folgen Von den Künftlern, die uns hier zu befchäftigen haben, waren nur
einzelne nach Diderot’s Gefchmack.
 
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