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Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.
Jahreszahlen von 1742 — 1747. Uebrigens ift er in den deutfchen und öfterreichifchen
Galerien fad ausnahmslos vertreten, wenn auch die Münchener Pinakothek die
Dietrich’fchen Bilder des bayrifchen Befitzes den kleineren Landesfammlungen
überlaffen hat. Auch die Ermitage zu St. Petersburg befitzt einige Bilder
Seine Dietrich’s. — Radirt und gefchabt hat er während feines ganzen Lebens. Es
Radirungen. ö . 0
giebt über 180 Blatt feiner Hand •). (Fig. 674.)
Ad.Fr.Oefer. Auf Dietrich folgt, dem Alter nach, Adam Friedrich Oejer^, der feiner
Zeit viel genannte und einflufsreiche Meifter, welchem die Nachwelt fchon als
dem Lehrer Winckelmann’s und Goethes ein befonderes Intereffe bewahrt.
Sein Leben Oefer wurde am 18. Febr. 1717 von deutfchen Eltern in Prefsburg geboren.
Entwicklung. Als 18jähriger Jüngling erwarb er fich 1735 die goldene Medaille bei der
Preisvertheilung der Wiener Akademie. Die Tufchzeichnung, welche das Opfer
Abraham’s darflellt, befindet fich noch in der Sammlung diefer Anflalt. »Die
Compofition ift einfach und natürlich; das Ganze fpricht befonders durch den
innigen Ausdruck der Köpfe und das Verfchmähen jedes conventionellen Kunft-
aufwandes an3).« Hierdurch machte Oefer fich bald auch einen Namen.
Gerade er hatte die Rückkehr zur Einfachheit und Natürlichkeit auf fein
Banner gefchrieben. Im Jahre 1739 liefs er fich in Dresden nieder; 1763
wurde er Akademiedirector zu Leipzig. Als folcher ftarb er am 18. März 1799.
Seine^wcrke Er malte hauptfächlich für Leipzig und Weimar; und zwar malte er Altar-
und Weimar, blätter für Kirchen, Decken- und Wandbilder für Schlöffer, Bildniffe für Privat-
leute und Fürflen; ja er modellirte verfchiedene Denkmäler, welche noch heute
in Leipzig aufgeflellt find: z. B. das Kurfürftendenkmal auf dem Königsplatz
und das Geliertdenkmal auf dem Schneckenberge. Berühmt und von Goethe
gepriefen war fein Vorhang der Leipziger Bühne (Fig. 675). — Von feinen
Leipziger Kirchenbildern ift befonders die biblifche Folge, das Altarblatt und die
Seine Bilder Bilder an den Seitenwänden, in der Nicolaikirche zu nennen. In den öffentlichen
Sammlungen Sammlungen find feine Bilder fehr feiten; doch befitzt die Dresdener Galerie
'fein einfach und fchlicht anfprechendes, freilich in etwas dürftiger Technik
zu Weimar, gemaltes Gruppenbildnifs feiner drei Kinder, befitzt das Weimarer Mufeum eine
von Oefer felbft ausgeführte Darftellung feiner Werkftatt und befinden fich im
zu Leipzig. Leipziger Mufeum immerhin fünf charakteriftifche Gemälde feiner Hand: »König
Salomo, dem Götzendienfte fröhnend«, »Chriftus, die Kranken heilend«, »eine
junge Frau, Früchte vertheilend«, ein ähnliches, allegorifches Bild und »die
Sein Stil. Hochzeit zu Cana«. Oefer brachte aus Wien noch eine kräftigere Darftellungs-
weife mit, als er fie fpäter in Dresden und Leipzig ausübte. Die Einfachheit
in der Auffaffung und in der Technik wurde bei ihm doch nur allzuoft zur
Bedeutung Leere und Schwäche. Auch feine Bedeutung liegt mehr in dem Wollen, mit
dem er fich der conventionellen Moderichtung feiner Zeit entgegenftellte, als
in dem Können, welches feine eigenen Bilder verrathen. Vor allen Dingen
war er eine geiflige Kraft und wurde als folche anerkannt.
1) Linck a. a. O. verzeichnet 181 nebft 9 zweifelhaften.
2) Die eingehendfte Biographie bei G. W. Geyfer: Gefchichte der Malerei in Leipzig. Leipzig
I,^S8, S. 61—72; dazu L. Geiger: Briefe von A. F. Oefer und Nachrichten über ihn in der Ztfchrft.
f. b. K. 1886 (XXI), S. 140 ff. und 183 ff., — eine vortreffliche Monographie über den Meifter aber
fchrieb Dr. Alph. Dürr: Adam Friedrich Oefer. Leipzig 1879.
3) C. v. Lützow. Gefch. der Ak. der bildenden Künfte. Wien 1877, S. 147.
Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.
Jahreszahlen von 1742 — 1747. Uebrigens ift er in den deutfchen und öfterreichifchen
Galerien fad ausnahmslos vertreten, wenn auch die Münchener Pinakothek die
Dietrich’fchen Bilder des bayrifchen Befitzes den kleineren Landesfammlungen
überlaffen hat. Auch die Ermitage zu St. Petersburg befitzt einige Bilder
Seine Dietrich’s. — Radirt und gefchabt hat er während feines ganzen Lebens. Es
Radirungen. ö . 0
giebt über 180 Blatt feiner Hand •). (Fig. 674.)
Ad.Fr.Oefer. Auf Dietrich folgt, dem Alter nach, Adam Friedrich Oejer^, der feiner
Zeit viel genannte und einflufsreiche Meifter, welchem die Nachwelt fchon als
dem Lehrer Winckelmann’s und Goethes ein befonderes Intereffe bewahrt.
Sein Leben Oefer wurde am 18. Febr. 1717 von deutfchen Eltern in Prefsburg geboren.
Entwicklung. Als 18jähriger Jüngling erwarb er fich 1735 die goldene Medaille bei der
Preisvertheilung der Wiener Akademie. Die Tufchzeichnung, welche das Opfer
Abraham’s darflellt, befindet fich noch in der Sammlung diefer Anflalt. »Die
Compofition ift einfach und natürlich; das Ganze fpricht befonders durch den
innigen Ausdruck der Köpfe und das Verfchmähen jedes conventionellen Kunft-
aufwandes an3).« Hierdurch machte Oefer fich bald auch einen Namen.
Gerade er hatte die Rückkehr zur Einfachheit und Natürlichkeit auf fein
Banner gefchrieben. Im Jahre 1739 liefs er fich in Dresden nieder; 1763
wurde er Akademiedirector zu Leipzig. Als folcher ftarb er am 18. März 1799.
Seine^wcrke Er malte hauptfächlich für Leipzig und Weimar; und zwar malte er Altar-
und Weimar, blätter für Kirchen, Decken- und Wandbilder für Schlöffer, Bildniffe für Privat-
leute und Fürflen; ja er modellirte verfchiedene Denkmäler, welche noch heute
in Leipzig aufgeflellt find: z. B. das Kurfürftendenkmal auf dem Königsplatz
und das Geliertdenkmal auf dem Schneckenberge. Berühmt und von Goethe
gepriefen war fein Vorhang der Leipziger Bühne (Fig. 675). — Von feinen
Leipziger Kirchenbildern ift befonders die biblifche Folge, das Altarblatt und die
Seine Bilder Bilder an den Seitenwänden, in der Nicolaikirche zu nennen. In den öffentlichen
Sammlungen Sammlungen find feine Bilder fehr feiten; doch befitzt die Dresdener Galerie
'fein einfach und fchlicht anfprechendes, freilich in etwas dürftiger Technik
zu Weimar, gemaltes Gruppenbildnifs feiner drei Kinder, befitzt das Weimarer Mufeum eine
von Oefer felbft ausgeführte Darftellung feiner Werkftatt und befinden fich im
zu Leipzig. Leipziger Mufeum immerhin fünf charakteriftifche Gemälde feiner Hand: »König
Salomo, dem Götzendienfte fröhnend«, »Chriftus, die Kranken heilend«, »eine
junge Frau, Früchte vertheilend«, ein ähnliches, allegorifches Bild und »die
Sein Stil. Hochzeit zu Cana«. Oefer brachte aus Wien noch eine kräftigere Darftellungs-
weife mit, als er fie fpäter in Dresden und Leipzig ausübte. Die Einfachheit
in der Auffaffung und in der Technik wurde bei ihm doch nur allzuoft zur
Bedeutung Leere und Schwäche. Auch feine Bedeutung liegt mehr in dem Wollen, mit
dem er fich der conventionellen Moderichtung feiner Zeit entgegenftellte, als
in dem Können, welches feine eigenen Bilder verrathen. Vor allen Dingen
war er eine geiflige Kraft und wurde als folche anerkannt.
1) Linck a. a. O. verzeichnet 181 nebft 9 zweifelhaften.
2) Die eingehendfte Biographie bei G. W. Geyfer: Gefchichte der Malerei in Leipzig. Leipzig
I,^S8, S. 61—72; dazu L. Geiger: Briefe von A. F. Oefer und Nachrichten über ihn in der Ztfchrft.
f. b. K. 1886 (XXI), S. 140 ff. und 183 ff., — eine vortreffliche Monographie über den Meifter aber
fchrieb Dr. Alph. Dürr: Adam Friedrich Oefer. Leipzig 1879.
3) C. v. Lützow. Gefch. der Ak. der bildenden Künfte. Wien 1877, S. 147.