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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0516
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Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.

tüchtig-eklektifche »Himmelfahrt Chrifti« auf dem Hochaltar der katholifchen
Hoikirche zu nennen, ein Bild, welches ihm fchon um 1751 aufgetragen war,
welches er aber erft über 10 Jahre fpäter zu Madrid vollendete. Seine
Gefchichtsbilder in der Dresdener Galerie zeigen ihn nicht eben zu feinem Vor-
theil. Vortrefflich in feiner ungefchminkten Kraft und Treue aber ift in diefer
Sammlung fein Oelbildnifs der Kurfürftin Maria Antonia, deffen Gegenffück,
welches ihren Gemahl darftellt, fich im Befitze des Prinzen Georg zu Weefen-
ftein befindet.
nSbuPr|terS' An guten Hiflorienbildern feiner Hand find die Ermitage zu St. Petersburg
und die kaif. Galerie zu Wien am reichften. In der erfleren lieht man ihrer

fechs, unter ihnen einen »Johannes in der Wüfle«, »Perfeus und Andromeda«
in Wien, und ein »Parisurtheil«; die letztere befitzt, aufser der fchon genannten »Ma-
donna«, noch feine ganz fpäte »Verkündigung«, feinen »heil Jofeph« (Fig. 678)
und feinen »Apoftel Petrus«, dazu übrigens auch zwei gute Infantinnenbildniffe
feiner Hand.
in München, Mit zwei Bildniffen ift Mengs in der Münchener Pinakothek, mit feinem
in Florenz, trefflichen Selbftbildnifs in den Uffizien zu Florenz vertreten. Seinen Bildern
in den kleineren deutfchen Sammlungen nachzugehen, würde uns zu weit führen.
Wie viele von ihnen in fürftlichem Privatbefitze erhalten find, läfst fich zur
Zeit nicht überfehen.
Würdigung Mengs ift jedenfalls ein deutfcher Künftler, den über die Achtel anzufehen
Mengs’, fchon wegen feines technifchen Könnens bedenklich ift. Pecht fagt mit Recht1):
»Die ganze Cornelianifche Schule hat niemals auch nur eine einzige Hand zu
malen vermocht, wie wir fie auf feinen Bildern finden.«
Schriften Seine Kunftanfchauungen hat er in zahlreichen, heute vergeßenen, ihrerzeit
aber viel gelefenen und aus dem Italienifchen in alle Sprachen überfetzten
Schriften2) niedergelegt, die, wenn wir ihren Grundlagen auch nicht zuftimmen
können, doch eine Fülle fein empfundener, für alle Zeiten beherzigenswerther
Einzelwahrheiten enthalten.
Anton Graff. Ausfchliefslich Bildnifsmaler war Anton Graff3), aber er war einer der
Ch(?^rer bedeutendften Bildnifsmaler feiner Zeit: fcharf in der Beobachtung des geiftigen
mMere? ^erns der Perfönlichkeiten, fchlicht bürgerlich, aber gefchmackvoll in der äufseren
Auffaffung und Anordnung feiner Darftellungen, wuchtig und gediegen zugleich in
ihrer malerifchen Behandlung, frifch und anfprechend in der anfangs helleren,
fpäter dunkleren, in der Regel bei aller Lebhaftigkeit harmonifch ausgeglichenen
SundLfrine Farbengebung. Anton Graff war am 18. Nov. 1736 zu Winterthur in der
Entwicklung. Schweiz geboren. Sein erfter Lehrer in feiner Vaterftadt fcheint ein mehr
handwerksmäfsiger Künftler gewefen zu fein. Seine Ausbildung vollendete er
1756—1759 in Augsburg unter dem Schabkünftler Jacob Haid und in Ans-
bach unter dem Hofmaler Schneider. Seit 1759 malte er Bildniffe in Augsburg
und benachbarten Orten; t 765 wurde er als akademifcher Lehrer der Bildnifs-

1) A. a. O. S 16.
2) Erfte Ausgabe von G. N. Azara, Parma 1780; zweite Baffano 1783; dritte von C. Fea,
Rom 1789; deutfch von Prange 1786; englifch 1796 u. f. w.
3) Richard Muther: Anton Graff. Leipzig 1881. — Das hier gegebene Verzeichnifs feiner Bilder
bedarf der Vervollftändigung. Als Anhang S. 126—128 Graff’s Selbftbiographie.
 
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