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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0576
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Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.

Ein Altersgenoffe Barker’s war der tüchtige Thier- und Landfchaftsmaler
James ward, und Stecher James Ward, R. A (1769—1859), deffen Bilder in der Landfchaft
manchmal von Rubens’fcher Breite, Vielfarbigkeit und Wirkfamkeit find, in den
Formen manchmal an Paul Potter erinnern. Das erflere gilt z. B. von der
grofsen Landfchaft mit den beiden kämpfenden Stieren im South Kenfington
Mufeum und der grofsen Darftellung einer Schlucht in Yorkfhire in der National
Gallery zu London, das letztere von den »Schweinen« im South Kenfington
Mufeum, vor allen Dingen aber von dem gewaltigen Viehftück mit dem lebens-
grofsen Alderney-Bullen in der National Gallery, die noch eine hübfche Land-
fchaft mit Vieh im Sturm aus De Tabley Park und die »Pferdeberathung«
nach Gay’s Fabel von Ward’s Hand befitzt.
Zu gröfseren Ehren als irgend einer diefer Meifter brachte es Sir Augußus
SCaiicotu Wall Callcott, R. A. (1779—1^44)> der freilich fchon ganz im Uebergange zum
19. Jahrhundert fleht. Er war als Bildnifsmaler auf der Akademie Schüler
Hoppner’s (oben S. 1085) gewefen, hatte fich aber bald ganz auf die Landfchaft
geworfen und während der erden Hälfte feiner Laufbahn köftliche, frifche, klare
englifche Flufs- und Küflenbilder im Sinne der grofsen Holländer, feit 1830
aber italienifche Landfchaften von eigenartiger Idealauffaffung gemalt. Sein
Ruhm ruht befonders auf feinen Bildern der erften Art. Man fieht fie in grofser
Anzahl in der National Gallery und im South Kenfington Mufeum zu London,
fowie im Privatbefitze der englifchen Grofsen.
Doch gehören fie, wie diejenigen des fchwächeren William Frederick
W'rin'gwnhe' Witherington, R. A. (1785 —1865) der ausfchliefslich englifche Landfchaften und
englifches Landleben malte, fchon ganz dem 19. Jahrhundert an.
beide^bahn- Genau genommen, gilt dasfelbe auch von den beiden grofsen Meiftern, die
LandMiafter w^r> obgleich üe noch etwas älter waren, als die beiden zuletzt genannten,
im Ueber- wegen ihrer bahnbrechenden Bedeutung fürs 19. Jahrhundert an den Schlufs
gang ms 19. 0 o j
Jahrhundert, diefer ganzen Reihe flehen.
Diefe beiden Meifter, welche nicht nur zu den bedeutendften englifchen
Vertretern ihres Faches, fondern auch zu den eigenartigflen und geiftvollften
Landfchaftsmalern aller Zeiten und Völker gehören, find Jofeph Mallord William
Turner und John Conftable. Der erftere gehört zu den fubjektivflen Künftlern,
die je gelebt haben, und konnte daher auch keine oder nur äufserft manierirte
Nachfolger haben, der letztere gehört zu den objektivflen Meiftern, deren die
Kunflgefchichte gedenkt, und konnte daher fchulbildend nicht nur auf die eng-
lifche, fondern auch auf die feftländifche Landfchaftsmalerei des 19. Jahr-
hunderts wirken.
JTumerV' Jofeph Mallord William Turner R. A., wurde am 23. April 1775 in
Sem Leben London geboren. Er war Schüler der Royal Academy und des Wafferfarben-
Entwicklung. malers Thomas Girton (oben S. 1100 in der Anmerkung), bildete fich dann aber
durch eingehendfle Studien nach der Natur weiter und erzielte feine erften Erfolge
auf dem Gebiete der Waffermalerei, der er, auch als er die Oelmalerei als fein
Hauptfach anfehen gelernt, doch fein Leben lang treu blieb; 1799 wurde er
1) John Burnett & Peter Cunninghan, Turner and his works, London 1852. — Ausgabe von
Henry Murray, London 1859. — J. Buskins, Turner Collection, London 1857. — Derfelbe: Notes
on the Turner Collection, London 1857.
 
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