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Deutschen“, meint Rebmann, „jede Neuerung solange zu
unterlassen, bis ihn die augenscheinliche Erfahrung von
den Vorzügen derselben vor der alten Einrichtung überzeugt
hat . . . Man glaubte die innere Ruhe nicht zu teuer
durch völlige Sklaverei und unbedingte Entsagung zu er-
kaufen.“ Eür die revolutionäre Bewegung in Deutschland,
findet Rebmann, wäre der in der Gesinnung der Deutschen
in den Jahren 1792—1793 eingetretene Umschwung ent-
scheidend, denn die Stimmung wurde damals viel weniger
revolutionär „im guten Sinne“ des Wortes, als sie in den
Jahren 1789—1792, zum Beginn der französischen Revo-
lution, war. Als Ursache dieser Veränderung gibt Rebmann
ganz richtig die Ausartung der französischen Freiheits-
bewegung an. Rebmann bedauert, dass selbst „republika-
nisch gesinnte Deutsche“ die „wahre Lehre der Freiheit“
nach dem unwürdigen Benehmen ihrer Priester in Frank-
reich und in Deutschland beurteilt und deswegen sich von
den Grundsätzen der Neufranken abgewandt hätten.1)
Rebmann selbst war der überzeugteste Anhänger der
französischen Ideen geblieben. Er fügte seiner Schrift
noch einen Abschnitt hinzu, dem er den Titel „mein poli-
tisches Glaubensbekenntnis“ gab. Es enthält eigentlich
kein ausgearbeitetes politisches System, sondern nur Reb-
manns flüchtig zusammengestellte Gedanken über Politik
und Religion. Doch zeigt auch dieses „politische Glaubens-
bekenntnis“, wie stark Rebmann durch die französische
politische Literatur des 18. Jahrhunderts beeinflusst war.
In seinen politischen Ansichten folgt Rebmann am
meisten den Lehren von Montesquieu und spricht sich für
die repräsentative Regierungsform aus. „Das repräsentative
System“, sagt er, „ist gut, weil das Volk vortrefflich die
Menschen zu wählen versteht, die für das allgemeine Wohl
sorgen.“
Rebmann geht weiter als Montesquieu, doch bleibt er
dessen Geiste treu, indem er „das republikanische System“

1) Vollständige Geschichte etc. S. 16—22.
 
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