VORWORT
Die Bearbeitung und Drucklegung des Bildermaterials, das ich bis zum Jahre 1914
für den lange geplanten Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte in Ägypten und in
europäischen Museen gesammelt hatte, wurde durch die veränderten Zeitumstände
grundlegend beeinflußt. Meine ursprüngliche Absicht war gewesen, im ersten Bande
nur die Grabbilder des Neuen Reiches aus den thebanischen Totenstädten, die mir
für meine Zwecke wichtig erschienen, zusammenzustellen, in weiteren Bänden sollten
die Grabbilder aller anderen Nekropolen zeitlich geordnet erscheinen, immer unter
Hinzufügung aller in die Museen gelangter Bruchstücke, schließlich sollte ein Band
die bildlichen Dokumente zur äußeren Politik enthalten. Nach Möglichkeit sollten
in den Text eingestreute Bilder von Originalen ihre zeichnerischen Wiedergaben ver-
ständlich machen.
Durch den Krieg und seine Folgen schien dieser Plan unausführbar geworden zu
sein. Weder war es möglich, für absehbare Zeit an weitere photographische Expe-
ditionen oder auch nur Besuche ausländischer Museen zu denken, noch konnte man
wagen, der verarmten wissenschaftlichen Welt ein so umfangreiches und durch die
schwierige Herstellung kostspieliges Werk anzubieten. Daher wurde in den ersten Band
vieles hineingesteckt, was eigentlich für andere Bände bestimmt gewesen war, anderer-
seits mußte nach einem Versuch, Realien in den Text zu setzen, davon Abstand ge-
nommen werden, einmal der zu hohen Druckkosten halber, dann aber, weil gerade nach
dieser Richtung die Sammlungen noch nicht weit genug gediehen waren, um wirklich
jeder Abbildung das entsprechende Original erläuternd beigeben zu können.
Vielleicht wäre es überhaupt bei dem ersten Bande geblieben und das reiche, schon
darüber hinaus gesammelte Material ungenutzt gelassen worden, hätte nicht Heinrich
Schäfer eines Tages mir den Vorschlag gemacht, das von unserem gefallenen Freunde
Max Burchardt hinterlassene Material der Fremdvölker-Expedition mitzuverarbeiten.
Zwar hatte Burchardt seine Sammlung zu anderem Zweck angelegt; ihm war es nicht
wie mir auf die ganzen Gemälde angekommen, sondern nur auf die in ihnen enthaltenen
Abbildungen von Ausländern, doch überschnitten sich sein und mein Plan in mancher
Hinsicht, auch besaß ich schon viele Ergänzungen zu seinen Aufnahmen. Schließlich
hieß es sich mit den gegebenen Verhältnissen abfinden, die nicht gestatteten, an weitere
eigene Sammlungen zu denken, so daß ich mich entscheiden mußte, auf eine Veröffent-
lichung des kostbaren Materials entweder überhaupt zu verzichten oder es in der mög-
lichen, weniger vollendeten Form der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Die Entscheidung fiel zugunsten der letzteren Möglichkeit; hierbei war von aus-
schlaggebender Wichtigkeit die Bereitwilligkeit meines Verlegers und Freundes Gustav
Rost, den Druck ohne jegliche Beihilfe zu wagen. Freilich mußte eine Arbeitsform ge-
wählt werden, die ihn nicht über ein erträgliches Maß hinaus belastete: die Ausgabe
des Bandes mußte in Lieferungen erfolgen, deren jede einzeln hergestellt werden mußte.
Es war nicht möglich, erst den ganzen Band druckfertig zu machen und dann mit dem
Druck selbst zu beginnen, weil die Kosten für die Zurichtung und Herstellung der Licht-
drucknegative sowie ihre im Interesse der Bezieher langsame Verwertung eine für den
Verlag untragbare jahrelange finanzielle Belastung bedeutet hätten. Andererseits mußte
von vornherein eine feste Anordnung und Numerierung der geplanten Tafeln erfolgen,
um die zahlreichen Verweise usw. vornehmen zu können, selbst auf die Gefahr hin,
daß im Gang der Verarbeitung sich manche Einzelheit ändern und zu nachträglichen
Berichtigungen Veranlassung geben würde.
Schlimmer war, daß diese Arbeitsweise den Verzicht auf Einheitlichkeit innerhalb
des Bandes und engste Verknüpfung der einzelnen Teile bedeutete und die Gewißheit,
daß ich besonders zu Anfang vielen Irrtümern verfallen würde, die ich aus Parallelen
später würde berichtigen können und die bei einer Fertigstellung des ganzen Manuskriptes
vor Druckbeginn natürlich gar nicht in Erscheinung getreten wären. Dabei habe ich
beim Beginn der Arbeit noch gar nicht übersehen können, wie vielfältig sich die Fäden
von einem Bild zum anderen ziehen und eine wie enge Verwandtschaft nach Form und
Inhalt diese Kriegsbilder von Sethos I bis zu Ramses III aneinanderknüpft. Daß tech-
nische Gründe nicht gestatteten, die Tafeln der Reihe nach zu drucken und auszugeben,
erhöhte die äußeren Schwierigkeiten auch noch erheblich.
Ein unverhoffter Glücksfall warf schließlich alle Dispositionen über den Haufen.
Durch das interessevolle Zusammenwirken des damaligen Kultusministers Prof. Dr.
C. H. Becker, des Präsidenten der Notgemeinschaft für die deutsche Wissenschaft
Sr. Exzellenz Staatsministers Dr. Schmidt-Ott, der Kulturabteilung des Auswärtigen
Amtes, des Königsberger Universitätsbundes und einiger Freunde der Wissenschaft vom
alten Ägypten wurde mir ermöglicht, auf einer Expedition alle notwendigenErgänzungen
zu den Aufnahmen der früheren Jahre vorzunehmen und darüber hinaus eine Fülle wich-
tigen Materials sowohl für den in Arbeit befindlichen 2., wie auch für weitere Bände zu
sammeln1). Über den Verlauf und die Resultate dieser Expedition habe ich in meinem
Bericht (Abh. Königsb. Gel. Ges. 4, 2) Näheres mitgeteilt.
Diese Ergänzungen und Bereicherungen erzwangen nun eine nochmalige teilweise
Umstellung der Tafeln, die ich in der Hauptsache durch Unternumerierung (mit a, b, c
usw.) bewirkte, doch ließ es sich an einigen Stellen nicht vermeiden, schon gedruckte
Tafeln mit neuen Nummern zu versehen. Während der Bearbeitung der einzelnen
Darstellung stellte sich dann nicht selten die Notwendigkeit ein, die Aufnahme des
Originals soweit zu vergrößern, daß Zeichnung und Text nicht mehr auf derselben
Tafel Platz fanden, manchmal aber wurde es auch möglich, durch Verkleinerung Raum
einzusparen und damit dem Bezieher die Ausgabe zu verringern; durch eine solche
Möglichkeit ist die Tafelnummer 152 ausgefallen.
x) Deshalb sind Sethos’ I Gemälde an der nördlichen Außenwand von Karnak, die schon vor der Expedition
gedruckt und ausgegeben waren, noch nicht vollständig wiedergegeben, sondern nur in den Teilen, die Fremdvölker-
typen enthalten, auch die einzelnen Gruppen aus Abusir, Benihassan und Teil el Amarna wären in den Band nicht
aufgenommen worden, hätte ich an die Möglichkeit geglaubt, wieder selbst sammeln zu können.
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Die Bearbeitung und Drucklegung des Bildermaterials, das ich bis zum Jahre 1914
für den lange geplanten Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte in Ägypten und in
europäischen Museen gesammelt hatte, wurde durch die veränderten Zeitumstände
grundlegend beeinflußt. Meine ursprüngliche Absicht war gewesen, im ersten Bande
nur die Grabbilder des Neuen Reiches aus den thebanischen Totenstädten, die mir
für meine Zwecke wichtig erschienen, zusammenzustellen, in weiteren Bänden sollten
die Grabbilder aller anderen Nekropolen zeitlich geordnet erscheinen, immer unter
Hinzufügung aller in die Museen gelangter Bruchstücke, schließlich sollte ein Band
die bildlichen Dokumente zur äußeren Politik enthalten. Nach Möglichkeit sollten
in den Text eingestreute Bilder von Originalen ihre zeichnerischen Wiedergaben ver-
ständlich machen.
Durch den Krieg und seine Folgen schien dieser Plan unausführbar geworden zu
sein. Weder war es möglich, für absehbare Zeit an weitere photographische Expe-
ditionen oder auch nur Besuche ausländischer Museen zu denken, noch konnte man
wagen, der verarmten wissenschaftlichen Welt ein so umfangreiches und durch die
schwierige Herstellung kostspieliges Werk anzubieten. Daher wurde in den ersten Band
vieles hineingesteckt, was eigentlich für andere Bände bestimmt gewesen war, anderer-
seits mußte nach einem Versuch, Realien in den Text zu setzen, davon Abstand ge-
nommen werden, einmal der zu hohen Druckkosten halber, dann aber, weil gerade nach
dieser Richtung die Sammlungen noch nicht weit genug gediehen waren, um wirklich
jeder Abbildung das entsprechende Original erläuternd beigeben zu können.
Vielleicht wäre es überhaupt bei dem ersten Bande geblieben und das reiche, schon
darüber hinaus gesammelte Material ungenutzt gelassen worden, hätte nicht Heinrich
Schäfer eines Tages mir den Vorschlag gemacht, das von unserem gefallenen Freunde
Max Burchardt hinterlassene Material der Fremdvölker-Expedition mitzuverarbeiten.
Zwar hatte Burchardt seine Sammlung zu anderem Zweck angelegt; ihm war es nicht
wie mir auf die ganzen Gemälde angekommen, sondern nur auf die in ihnen enthaltenen
Abbildungen von Ausländern, doch überschnitten sich sein und mein Plan in mancher
Hinsicht, auch besaß ich schon viele Ergänzungen zu seinen Aufnahmen. Schließlich
hieß es sich mit den gegebenen Verhältnissen abfinden, die nicht gestatteten, an weitere
eigene Sammlungen zu denken, so daß ich mich entscheiden mußte, auf eine Veröffent-
lichung des kostbaren Materials entweder überhaupt zu verzichten oder es in der mög-
lichen, weniger vollendeten Form der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Die Entscheidung fiel zugunsten der letzteren Möglichkeit; hierbei war von aus-
schlaggebender Wichtigkeit die Bereitwilligkeit meines Verlegers und Freundes Gustav
Rost, den Druck ohne jegliche Beihilfe zu wagen. Freilich mußte eine Arbeitsform ge-
wählt werden, die ihn nicht über ein erträgliches Maß hinaus belastete: die Ausgabe
des Bandes mußte in Lieferungen erfolgen, deren jede einzeln hergestellt werden mußte.
Es war nicht möglich, erst den ganzen Band druckfertig zu machen und dann mit dem
Druck selbst zu beginnen, weil die Kosten für die Zurichtung und Herstellung der Licht-
drucknegative sowie ihre im Interesse der Bezieher langsame Verwertung eine für den
Verlag untragbare jahrelange finanzielle Belastung bedeutet hätten. Andererseits mußte
von vornherein eine feste Anordnung und Numerierung der geplanten Tafeln erfolgen,
um die zahlreichen Verweise usw. vornehmen zu können, selbst auf die Gefahr hin,
daß im Gang der Verarbeitung sich manche Einzelheit ändern und zu nachträglichen
Berichtigungen Veranlassung geben würde.
Schlimmer war, daß diese Arbeitsweise den Verzicht auf Einheitlichkeit innerhalb
des Bandes und engste Verknüpfung der einzelnen Teile bedeutete und die Gewißheit,
daß ich besonders zu Anfang vielen Irrtümern verfallen würde, die ich aus Parallelen
später würde berichtigen können und die bei einer Fertigstellung des ganzen Manuskriptes
vor Druckbeginn natürlich gar nicht in Erscheinung getreten wären. Dabei habe ich
beim Beginn der Arbeit noch gar nicht übersehen können, wie vielfältig sich die Fäden
von einem Bild zum anderen ziehen und eine wie enge Verwandtschaft nach Form und
Inhalt diese Kriegsbilder von Sethos I bis zu Ramses III aneinanderknüpft. Daß tech-
nische Gründe nicht gestatteten, die Tafeln der Reihe nach zu drucken und auszugeben,
erhöhte die äußeren Schwierigkeiten auch noch erheblich.
Ein unverhoffter Glücksfall warf schließlich alle Dispositionen über den Haufen.
Durch das interessevolle Zusammenwirken des damaligen Kultusministers Prof. Dr.
C. H. Becker, des Präsidenten der Notgemeinschaft für die deutsche Wissenschaft
Sr. Exzellenz Staatsministers Dr. Schmidt-Ott, der Kulturabteilung des Auswärtigen
Amtes, des Königsberger Universitätsbundes und einiger Freunde der Wissenschaft vom
alten Ägypten wurde mir ermöglicht, auf einer Expedition alle notwendigenErgänzungen
zu den Aufnahmen der früheren Jahre vorzunehmen und darüber hinaus eine Fülle wich-
tigen Materials sowohl für den in Arbeit befindlichen 2., wie auch für weitere Bände zu
sammeln1). Über den Verlauf und die Resultate dieser Expedition habe ich in meinem
Bericht (Abh. Königsb. Gel. Ges. 4, 2) Näheres mitgeteilt.
Diese Ergänzungen und Bereicherungen erzwangen nun eine nochmalige teilweise
Umstellung der Tafeln, die ich in der Hauptsache durch Unternumerierung (mit a, b, c
usw.) bewirkte, doch ließ es sich an einigen Stellen nicht vermeiden, schon gedruckte
Tafeln mit neuen Nummern zu versehen. Während der Bearbeitung der einzelnen
Darstellung stellte sich dann nicht selten die Notwendigkeit ein, die Aufnahme des
Originals soweit zu vergrößern, daß Zeichnung und Text nicht mehr auf derselben
Tafel Platz fanden, manchmal aber wurde es auch möglich, durch Verkleinerung Raum
einzusparen und damit dem Bezieher die Ausgabe zu verringern; durch eine solche
Möglichkeit ist die Tafelnummer 152 ausgefallen.
x) Deshalb sind Sethos’ I Gemälde an der nördlichen Außenwand von Karnak, die schon vor der Expedition
gedruckt und ausgegeben waren, noch nicht vollständig wiedergegeben, sondern nur in den Teilen, die Fremdvölker-
typen enthalten, auch die einzelnen Gruppen aus Abusir, Benihassan und Teil el Amarna wären in den Band nicht
aufgenommen worden, hätte ich an die Möglichkeit geglaubt, wieder selbst sammeln zu können.
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