Vorrömische u. Römische Zeit
redigiert von
Prof. Hettner u. Dr. Lehner,
Trier.
der
Mittelalter und Neuzeit
redigiert von
Archivar Dr. Hansen,
Köln.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zugleich Organ der historisch-antiquarischen Vereine zu Backnang, Birkenfeld, Düssel-
dorf, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mannheim, Metz, Neuss, Prüm, Speyer, Strassburg,
Trier, Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
+-
Oktober. Jahrgang XII, Nr. 10. 1893.
Das Korrespondenzblatt erscheint in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Inserate ä 25 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlung und allen Inseraten-Bureaus angenommen, Beilagen
nach Uebereinkunft. — Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich, das Korrespondenzblatt monatlich. —
Abonnementspreis 15 Mark für die Zeitschrift mit Korrespondenzblatt, für letzteres allein 5 Mark.
Beiträge für die vorrömische und römische Abteilung sind an Dr. Lehner (Trier, Provinzialmuseum),
für Mittelalter und Neuzeit an Dr. Hansen (Köln, Stadtarchiv) zu senden.
Neue Funde.
100. Schwaderloch (Schweiz). [Römische In-
schrift]. Ich verdanke die Kenntnis dieses
Denkmals den Herren Prof. Hunziker und
Dr. Gessner in Aarau, die mir Photogra-
phie und Papierahklatsch des Steines
freundlich zur Verfügung gestellt haben.
Das Verdienst, auf den Fund aufmerksam
gemacht zu haben, gebührt den Herren
Lehrer Köhler in Schwaderloch und Be-
zirkslehrer Wernly in Laufenburg. Dem
Schreiben des letzteren Herrn an die
historische Gesellschaft in Aarau entnehme
ich die folgenden Angaben: „Der Fund
wurde hei Arbeiten an der Linie Stein-
Coblenz gemacht. Fundort: „beim rothen
Wag“ oberhalb Schwaderloch. Es war
ein Stück Gemäuer dabei und ein rundes
in Felsen gehauenes Loch von Mannes-
tiefe (?); jetzt ist alles zerstört (Bericht
von Herrn Köhler). — Die ursprüngliche
Platte (42 cm breit, 50 cm hoch, 9 cm
dick), ein gelber Sandstein, wie er bei
Schwaderloch nicht Vorkommen soll, ist
ein Rechteck, dessen linke untere Seite
weggeschlagen und beim Ausgraben leider
auf immer verloren gegangen ist, da sie
in den Schutt kam; die obere, untere und
rechte Seite ist unversehrt. — Die In-
schrift (aus sechs Stücken zusammenge-
setzt) befindet sich im Hause des Herrn
Posthalter Knecht in Schwaderloch.“
Sie lautet:
sALVIS DDD N N N
VALENTINIANO
ssLENTE ET GRATIA NO
victoR SEIT AVG BVRGvm
.IACOCONEINE LEG octa
.ANENSIvm FECIt SVB Cvr
.RI PP CONSV DN GRATIANO II
et fl. ^RoBo vc
und ist folgendermassen zu lesen:
[s]alvis d(ominis) n(ostris) | Valentinia-
no | [Vcijlente et Gratiano \ [victo]r(i-
bus) senp(er) Aug(ustis), burgum | ....
aco confine (?) leg(io) octa(va) | . . . .
anensium fecit sub cur(a) | . . . . ri
p(rae)p(ositi), consu(libus) d(omino)
n(ostro) Gratiano (Herum) \ [et Fl(avio)
PJrobo v(iro) c(larissimo).
Wir haben hier also eine Inschrift, die
unter der gemeinsamen Regierung Valen-
tinianus I mit seinem Bruder Valens und
seinem Sohne Gratian abgefasst ist, d. h.
zwischen 367 und 375 n. Chr. Die ge-
nauere Datierung findet sich am Schlüsse
durch die Angabe der Consuln: Kaiser
Gratian zum zweiten Male und Probus;
das ist das Jahr 371. Der Stein von
Schwaderloch ist das späteste datierte
Denkmal der Rümerherrschaft in der
Schweiz und er bezeugt eine der letzten
Massregeln der römischen Regierung, um
diese Herrschaft zu sichern: römische Sol-
daten errichten ein Befestigungswerk am
Rhein.
Dass unter Valentinian die Reichs-
redigiert von
Prof. Hettner u. Dr. Lehner,
Trier.
der
Mittelalter und Neuzeit
redigiert von
Archivar Dr. Hansen,
Köln.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zugleich Organ der historisch-antiquarischen Vereine zu Backnang, Birkenfeld, Düssel-
dorf, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mannheim, Metz, Neuss, Prüm, Speyer, Strassburg,
Trier, Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
+-
Oktober. Jahrgang XII, Nr. 10. 1893.
Das Korrespondenzblatt erscheint in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Inserate ä 25 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlung und allen Inseraten-Bureaus angenommen, Beilagen
nach Uebereinkunft. — Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich, das Korrespondenzblatt monatlich. —
Abonnementspreis 15 Mark für die Zeitschrift mit Korrespondenzblatt, für letzteres allein 5 Mark.
Beiträge für die vorrömische und römische Abteilung sind an Dr. Lehner (Trier, Provinzialmuseum),
für Mittelalter und Neuzeit an Dr. Hansen (Köln, Stadtarchiv) zu senden.
Neue Funde.
100. Schwaderloch (Schweiz). [Römische In-
schrift]. Ich verdanke die Kenntnis dieses
Denkmals den Herren Prof. Hunziker und
Dr. Gessner in Aarau, die mir Photogra-
phie und Papierahklatsch des Steines
freundlich zur Verfügung gestellt haben.
Das Verdienst, auf den Fund aufmerksam
gemacht zu haben, gebührt den Herren
Lehrer Köhler in Schwaderloch und Be-
zirkslehrer Wernly in Laufenburg. Dem
Schreiben des letzteren Herrn an die
historische Gesellschaft in Aarau entnehme
ich die folgenden Angaben: „Der Fund
wurde hei Arbeiten an der Linie Stein-
Coblenz gemacht. Fundort: „beim rothen
Wag“ oberhalb Schwaderloch. Es war
ein Stück Gemäuer dabei und ein rundes
in Felsen gehauenes Loch von Mannes-
tiefe (?); jetzt ist alles zerstört (Bericht
von Herrn Köhler). — Die ursprüngliche
Platte (42 cm breit, 50 cm hoch, 9 cm
dick), ein gelber Sandstein, wie er bei
Schwaderloch nicht Vorkommen soll, ist
ein Rechteck, dessen linke untere Seite
weggeschlagen und beim Ausgraben leider
auf immer verloren gegangen ist, da sie
in den Schutt kam; die obere, untere und
rechte Seite ist unversehrt. — Die In-
schrift (aus sechs Stücken zusammenge-
setzt) befindet sich im Hause des Herrn
Posthalter Knecht in Schwaderloch.“
Sie lautet:
sALVIS DDD N N N
VALENTINIANO
ssLENTE ET GRATIA NO
victoR SEIT AVG BVRGvm
.IACOCONEINE LEG octa
.ANENSIvm FECIt SVB Cvr
.RI PP CONSV DN GRATIANO II
et fl. ^RoBo vc
und ist folgendermassen zu lesen:
[s]alvis d(ominis) n(ostris) | Valentinia-
no | [Vcijlente et Gratiano \ [victo]r(i-
bus) senp(er) Aug(ustis), burgum | ....
aco confine (?) leg(io) octa(va) | . . . .
anensium fecit sub cur(a) | . . . . ri
p(rae)p(ositi), consu(libus) d(omino)
n(ostro) Gratiano (Herum) \ [et Fl(avio)
PJrobo v(iro) c(larissimo).
Wir haben hier also eine Inschrift, die
unter der gemeinsamen Regierung Valen-
tinianus I mit seinem Bruder Valens und
seinem Sohne Gratian abgefasst ist, d. h.
zwischen 367 und 375 n. Chr. Die ge-
nauere Datierung findet sich am Schlüsse
durch die Angabe der Consuln: Kaiser
Gratian zum zweiten Male und Probus;
das ist das Jahr 371. Der Stein von
Schwaderloch ist das späteste datierte
Denkmal der Rümerherrschaft in der
Schweiz und er bezeugt eine der letzten
Massregeln der römischen Regierung, um
diese Herrschaft zu sichern: römische Sol-
daten errichten ein Befestigungswerk am
Rhein.
Dass unter Valentinian die Reichs-