KÜNSTLERISCHE SCHRIFTFORMEN. 553
heute noch sehr brauchbare Schrift ist ferner die von ihm für Genzsch
und Heyse geschaffene »Römische Antiqua«.
Eine kleine Anzahl anderer Künstler, wie Paul Lang (Schriftgießerei
Flinsch), Richard Grimm (Otto Weisert) und Paul Bürck (D. Stempel)
haben sich, angelockt von den Erfolgen der Kollegen oder veranlaßt
durch das ziemlich ergebnislose Preisausschreiben einer angesehenen
kunstgewerblichen Zeitschrift, zu Schriftschöpfungen verleiten lassen,
die mehr das Produkt einer Laune oder einer aufflackernden Begeiste-
rung bleiben mußten. Lang, der in seinem Vorwort mit selbstherr-
lichem Pathos alles Gewordene verwerfen möchte, hat nur Typen er-
sonnen, die wie stachlige Gräten aus dem Schriftspiegel starren;
Grimm wagt ein Spiel mit einem Gewirr von Zacken, Kanten und
Floskeln, und Bürck, der sonst als ernster Künstler so viel Achtung
genießt, wollte wohl auch nur einmal typographisch auffallen. Die
Praxis hat diese Seitensprünge abgelehnt und so tüchtige Künstler
vor Danaidenaufgaben bewahrt, die doch ohne Ergebnis geblieben
wären.
Von der von Max Fröhlich entworfenen »Bauernschrift« (A. Num-
rich & Co.) wäre vielleicht zu sagen, daß sie sich auffallend und
originell, allerdings auf Kosten der Gefälligkeit, präsentiert.
Es war schon bei der Huppschen »Neudeutsch« von der allgemein
fördernden Umsicht der Schriftgießerei Genzsch und Heyse gesprochen.
Mit der Grasset-Antiqua hat sie bei einer sonst so starken Neigung
zu englischen oder amerikanischen Schriften dem deutschen Druck-
gewerbe eine gediegene französische Leistung zugänglich gemacht.
Die in ihrem Haus von Friedrich Bauer geschnittene »Nordische
Antiqua«, mit der unter anderem auch die schöne Chronik zum 75jäh-
rigen Jubiläum der Anstalt gedruckt wurde, konnte sich als Werk-
schrift erfolgreich einführen, weil sie bei aller Sparsamkeit durch die
Verteilung der lichten Räume zwischen den schwarzen Linien eine
gewisse Wohlräumigkeit besitzt. Das Auge folgt der Zeile von rechts
nach links und sucht in dieser Sehrichtung Wortbilder zu erhaschen.
Buchstaben wie a, e, m, n, u, h entsprechen solchen optischen An-
forderungen und die Versalien sind von gleicher Art.
Zahlreiche, doch meist vollständig verfehlte Versuche zur
Erlangung einer eleganten und harmonischen Schreibschrift fanden ein
glückliches Ende in der von Heinrich Wieynk geschaffenen »Tria-
non«. Die Bauersche Gießerei in Frankfurt hat das Verdienst, unserer
Zeit die Kursive übermittelt zu haben, die, aus einer reinen künstle-
rischen Gesinnung und ernsten technischen Erfahrung entstanden, das
Qualitätsgefühl in der Druckkunst vertiefen dürfte. Wieynk hat nicht
das Temperament wild gewordener Revolutionäre, aber auch nicht die
heute noch sehr brauchbare Schrift ist ferner die von ihm für Genzsch
und Heyse geschaffene »Römische Antiqua«.
Eine kleine Anzahl anderer Künstler, wie Paul Lang (Schriftgießerei
Flinsch), Richard Grimm (Otto Weisert) und Paul Bürck (D. Stempel)
haben sich, angelockt von den Erfolgen der Kollegen oder veranlaßt
durch das ziemlich ergebnislose Preisausschreiben einer angesehenen
kunstgewerblichen Zeitschrift, zu Schriftschöpfungen verleiten lassen,
die mehr das Produkt einer Laune oder einer aufflackernden Begeiste-
rung bleiben mußten. Lang, der in seinem Vorwort mit selbstherr-
lichem Pathos alles Gewordene verwerfen möchte, hat nur Typen er-
sonnen, die wie stachlige Gräten aus dem Schriftspiegel starren;
Grimm wagt ein Spiel mit einem Gewirr von Zacken, Kanten und
Floskeln, und Bürck, der sonst als ernster Künstler so viel Achtung
genießt, wollte wohl auch nur einmal typographisch auffallen. Die
Praxis hat diese Seitensprünge abgelehnt und so tüchtige Künstler
vor Danaidenaufgaben bewahrt, die doch ohne Ergebnis geblieben
wären.
Von der von Max Fröhlich entworfenen »Bauernschrift« (A. Num-
rich & Co.) wäre vielleicht zu sagen, daß sie sich auffallend und
originell, allerdings auf Kosten der Gefälligkeit, präsentiert.
Es war schon bei der Huppschen »Neudeutsch« von der allgemein
fördernden Umsicht der Schriftgießerei Genzsch und Heyse gesprochen.
Mit der Grasset-Antiqua hat sie bei einer sonst so starken Neigung
zu englischen oder amerikanischen Schriften dem deutschen Druck-
gewerbe eine gediegene französische Leistung zugänglich gemacht.
Die in ihrem Haus von Friedrich Bauer geschnittene »Nordische
Antiqua«, mit der unter anderem auch die schöne Chronik zum 75jäh-
rigen Jubiläum der Anstalt gedruckt wurde, konnte sich als Werk-
schrift erfolgreich einführen, weil sie bei aller Sparsamkeit durch die
Verteilung der lichten Räume zwischen den schwarzen Linien eine
gewisse Wohlräumigkeit besitzt. Das Auge folgt der Zeile von rechts
nach links und sucht in dieser Sehrichtung Wortbilder zu erhaschen.
Buchstaben wie a, e, m, n, u, h entsprechen solchen optischen An-
forderungen und die Versalien sind von gleicher Art.
Zahlreiche, doch meist vollständig verfehlte Versuche zur
Erlangung einer eleganten und harmonischen Schreibschrift fanden ein
glückliches Ende in der von Heinrich Wieynk geschaffenen »Tria-
non«. Die Bauersche Gießerei in Frankfurt hat das Verdienst, unserer
Zeit die Kursive übermittelt zu haben, die, aus einer reinen künstle-
rischen Gesinnung und ernsten technischen Erfahrung entstanden, das
Qualitätsgefühl in der Druckkunst vertiefen dürfte. Wieynk hat nicht
das Temperament wild gewordener Revolutionäre, aber auch nicht die