206 KARL GROOS.
Phänomene gezeigt, auch in Tübingen, wo nicht danach gefragt worden
war. Im ganzen zähle ich 17 sichere Fälle des motorischen Miterlebens,
zu denen noch 3 wahrscheinliche kommen. Die Mehrzahl, nämlich
13 bis 14, kommt auf den zweiten Gießener Versuch (Taubengleichnis).
Die Versuchspersonen waren zum größten Teil mit dem Sinn der Frage
vertraut. Sogar der Ausdruck »Zuschauer« tauchte zur Kennzeichnung
des nicht-motorischen Verhaltens wiederholt auf. So sagt Gießen, a,
Nr. 2: »Vollständig Zuschauer, wie von einer Bühne.« Auf Protokoll
Nr. 9 heißt es in Hinsicht auf beide Vergleiche: »Nein, fühlte mich
nur als Beschauer eines Bildes ohne inneres Miterleben.« — »Nein,
wieder nur als etwas ganz außerhalb des Beschauers empfunden.«
Ähnlich Nr. 22: »Nein, ich war kühler Zuschauer.« — »Nein, nur das
Bild war belebt und ich Zuschauer, wie Dante.«
Als Beispiele für ein inneres Miterleben führe ich folgende Aus-
sagen an: »Weiße Tauben in blauer Luft, Meer, Felsen, Heiterkeit über
dem Ganzen, zugleich ein inneres Ziehen mit dem Flug der
Tauben« (Tübingen, Nr. 20); Gießen, b, Nr. 12 erlebte das »Hin-
und Herwogen der Seelen« mit und schrieb diesem Zustande
einen wesentlichen Einfluß auf sein Genießen zu; Gießen, b, Nr. 18
hat »ziemlich gut körperlich miterlebt« und bejaht die Schluß-
frage gerade mit Beziehung hierauf: »Ja, war und bin auch jetzt der
Meinung, daß solches körperliches Miterleben zum vollen ästhetischen
Genießen gehört«; Gießen, b, Nr. 23 »glaubte, selbst mitzueilen«;
Ebenda, Nr. 30 urteilt: »Das Bild der Tauben war eindrucksvoller,
denn ihren Flug machte ich innerlich mit«; Ebenda, Nr. 31:
»Ein gewisses Mit streben dem deutlich gesehenen Nest zu, Mit-
fühlen der Schnelligkeit der Bewegung... . Mir scheint das poetische
Erleben ganz und gar von dem Mitleben des Vogelflugs bedingt ge-
wesen zu sein.«
Von speziellerem Interesse sind endlich noch folgende zwei Gießener
Protokolle. Zum Sandgleichnis schreibt Nr. 3 in Hinsicht auf das
innere Miterleben: »nicht eigentlich; tieferes Einatmen bei der Vor-
stellung der aufsteigenden, kreisenden Bewegung des Sandes«. Für
diese Beobachtung verweise ich auf die Ausführungen über die kin-
ästhetische Nacherzeugung von Formen (und Bewegungen) durch die
Atembewegung in meinem Aufsatz über »Das ästhetische Miterleben
und die Empfindungen aus dem Körperinnern« (Zeitschr. f. Ästh. IV). —
Die andere Aussage, Nr. 33, bezieht sich auf das Taubengleichnis und
hat einen sehr musikalischen Herrn (Dr. K.) zum Verfasser. »Deut-
liches Sehen der Tauben; keine Farbe; die Bewegung der Flügel sehr
deutlich; hörte auch ein Geräusch; machte mit Atembewegungen
das Schlagen der Flügel mit.... Sehr auffallende kinästhetische
Phänomene gezeigt, auch in Tübingen, wo nicht danach gefragt worden
war. Im ganzen zähle ich 17 sichere Fälle des motorischen Miterlebens,
zu denen noch 3 wahrscheinliche kommen. Die Mehrzahl, nämlich
13 bis 14, kommt auf den zweiten Gießener Versuch (Taubengleichnis).
Die Versuchspersonen waren zum größten Teil mit dem Sinn der Frage
vertraut. Sogar der Ausdruck »Zuschauer« tauchte zur Kennzeichnung
des nicht-motorischen Verhaltens wiederholt auf. So sagt Gießen, a,
Nr. 2: »Vollständig Zuschauer, wie von einer Bühne.« Auf Protokoll
Nr. 9 heißt es in Hinsicht auf beide Vergleiche: »Nein, fühlte mich
nur als Beschauer eines Bildes ohne inneres Miterleben.« — »Nein,
wieder nur als etwas ganz außerhalb des Beschauers empfunden.«
Ähnlich Nr. 22: »Nein, ich war kühler Zuschauer.« — »Nein, nur das
Bild war belebt und ich Zuschauer, wie Dante.«
Als Beispiele für ein inneres Miterleben führe ich folgende Aus-
sagen an: »Weiße Tauben in blauer Luft, Meer, Felsen, Heiterkeit über
dem Ganzen, zugleich ein inneres Ziehen mit dem Flug der
Tauben« (Tübingen, Nr. 20); Gießen, b, Nr. 12 erlebte das »Hin-
und Herwogen der Seelen« mit und schrieb diesem Zustande
einen wesentlichen Einfluß auf sein Genießen zu; Gießen, b, Nr. 18
hat »ziemlich gut körperlich miterlebt« und bejaht die Schluß-
frage gerade mit Beziehung hierauf: »Ja, war und bin auch jetzt der
Meinung, daß solches körperliches Miterleben zum vollen ästhetischen
Genießen gehört«; Gießen, b, Nr. 23 »glaubte, selbst mitzueilen«;
Ebenda, Nr. 30 urteilt: »Das Bild der Tauben war eindrucksvoller,
denn ihren Flug machte ich innerlich mit«; Ebenda, Nr. 31:
»Ein gewisses Mit streben dem deutlich gesehenen Nest zu, Mit-
fühlen der Schnelligkeit der Bewegung... . Mir scheint das poetische
Erleben ganz und gar von dem Mitleben des Vogelflugs bedingt ge-
wesen zu sein.«
Von speziellerem Interesse sind endlich noch folgende zwei Gießener
Protokolle. Zum Sandgleichnis schreibt Nr. 3 in Hinsicht auf das
innere Miterleben: »nicht eigentlich; tieferes Einatmen bei der Vor-
stellung der aufsteigenden, kreisenden Bewegung des Sandes«. Für
diese Beobachtung verweise ich auf die Ausführungen über die kin-
ästhetische Nacherzeugung von Formen (und Bewegungen) durch die
Atembewegung in meinem Aufsatz über »Das ästhetische Miterleben
und die Empfindungen aus dem Körperinnern« (Zeitschr. f. Ästh. IV). —
Die andere Aussage, Nr. 33, bezieht sich auf das Taubengleichnis und
hat einen sehr musikalischen Herrn (Dr. K.) zum Verfasser. »Deut-
liches Sehen der Tauben; keine Farbe; die Bewegung der Flügel sehr
deutlich; hörte auch ein Geräusch; machte mit Atembewegungen
das Schlagen der Flügel mit.... Sehr auffallende kinästhetische