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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 10.1915

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Lázár, Béla: Das Grundgesetz der monumentalen Skulptur
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https://doi.org/10.11588/diglit.3818#0014
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10 BELA LAZAR.

der Ausbreitung der Formen im Vordergrunde, die Malerei, die sich
dergestalt der Bildhauerei nähert.

Justi führt zur Rechtfertigung des Rondebosse-Ideals die Kontrapost
an, womit er beweisen will, daß Michelangelo sie, das ist die Ver-
renkung von Hals oder Hüfte, die Abwendung der Körperteile von
der symmetrischen Läge, die Armdurchschneidungen angewendet habe,
um die Tiefe fühlen zu lassen. Die Kontrapost Michelangelos ver-
bleibt jedoch stets in der reliefartigen Bildfläche, innerhalb der Haupt-
kontur, bei ihm herrscht das unmalerische Profil und hauptsächlich
die Profilansicht, die die Festhaltung der dominierenden Linie fördert,
die er — im Interesse der ruhevollen Orundwirkung — nicht ent-
behren kann.

Was aber haben mit denselben Mitteln Bernini und die Barock-
künstler von konkreter Phantasie geschaffen? Mit den leidenschaft-
lichsten Kontraposten haben sie aufregende Tiefenwirkungen heraus-
gebracht.

Ist die Einansichtigkeit aber gelöst, werden Dimensionen nimmer
Monumentalwirkungen hervorbringen können.
 
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