DER ANTEIL DES DENKENS AM MUSIKALISCHEN KUNSTGENUSS. 181
denken der Phantasie genannt werden könnte, hervorruft und
onnt . . . Der Musik aber ist diese Form von Geistestätigkeit
darum vorzüglich eigen, weil ihre Werke nicht unverrückbar und
m,t einem Schlage dastehen, sondern sich sukzessiv am Hörer ab-
spinnen, daher sie von diesem kein, ein beliebiges Verweilen und
Unterbrechen zulassendes, Betrachten, sondern ein in schärfster
Wachsamkeit unermüdliches Begleiten fordern. Diese Begleitung
kann bei verwickelten Kompositionen sich bis zur geistigen Arbeit
Weigern.«
weniger wichtig scheint mir die offenbare Anlehnung mancher
urtstlerischen Melodie an die Sprechmelodie zu sein. Wir wissen,
alles Sprechen melodiös ist und daß jeder Mensch seine indivi-
Ue;'e Sprechmelodie hat. Die moderne Oper sucht in naturalistischer
eise oft genug ihre Melodien dem allgemeinen Charakter der Sprech-
meIodie anzunähern, ohne immer gleich zum Sprechgesang herabzu-
inken. Aber am besten zeigt ja dieser Sprechgesang, in wie hohem
rade Sprache und Melodie Tonfall, Rhythmisierung und Abschnitte,
ie irgendwelchem Sinn entsprechen, gemeinsam haben. Beim Sprechen
at dies alles eine intellektuelle Bedeutung, die sich ganz von selbst
die Melodie überträgt, wo dieser, wie in der realistischen Oper
Q gerade auch beim Wagnerschen Rezitativ, ein logisch sinnvoller
e*i unterlegt wird. Gewöhnlich wird ja die Musik erst zum Text
roponiert, und da ist eine Rücksichtnahme des Komponisten auf
n im Tonfall und dergleichen, kurz: in der Sprechmelodie stecken-
. n ^nkrhythmus unvermeidlich. Aber selbst v/o eine solche Rück-
n'> wie in der absoluten Musik, nicht genommen zu werden
Ucht, da sorgt die nie auszutilgende natürliche Ähnlichkeit aller
unstlerischen Melodie mit der natürlichen Sprechmelodie dafür, daß
Hörende, ohne es zu wissen noch zu wollen, auch intellek-
e' ernPfindet, mindestens intellektuelle »Innervationen«, verstandes-
"'ge Einstellungen erzeugt, d. h. unwillkürlich eine solche Be-
tseinshaltung einnimmt, als wenn er Denkakte vollziehen sollte.
ist eben unmöglich, daß bei einem intellektuell so scharf ausge-
im t ° ^esen w'e dem Menschen, der beim besten Willen, sogar
räume, nicht anders als denken kann, die intellektuellen Nerven-
wingungen durch die Musik bei ihrem diskursiven Charakter nicht
erstärkt werden sollten.
im genen weiter in der Betrachtung des nicht mehr der Musik
de an^nten> sondern außerhalb der musikalischen Phänomene stehen-
> sich mit ihnen verbindenden Denkens und intellektuellen Vor-
ens und sehen eine weitere Art dieser Verbindung in der Natur
akustischen Erscheinungen begründet. Die resultierenden Emp-
denken der Phantasie genannt werden könnte, hervorruft und
onnt . . . Der Musik aber ist diese Form von Geistestätigkeit
darum vorzüglich eigen, weil ihre Werke nicht unverrückbar und
m,t einem Schlage dastehen, sondern sich sukzessiv am Hörer ab-
spinnen, daher sie von diesem kein, ein beliebiges Verweilen und
Unterbrechen zulassendes, Betrachten, sondern ein in schärfster
Wachsamkeit unermüdliches Begleiten fordern. Diese Begleitung
kann bei verwickelten Kompositionen sich bis zur geistigen Arbeit
Weigern.«
weniger wichtig scheint mir die offenbare Anlehnung mancher
urtstlerischen Melodie an die Sprechmelodie zu sein. Wir wissen,
alles Sprechen melodiös ist und daß jeder Mensch seine indivi-
Ue;'e Sprechmelodie hat. Die moderne Oper sucht in naturalistischer
eise oft genug ihre Melodien dem allgemeinen Charakter der Sprech-
meIodie anzunähern, ohne immer gleich zum Sprechgesang herabzu-
inken. Aber am besten zeigt ja dieser Sprechgesang, in wie hohem
rade Sprache und Melodie Tonfall, Rhythmisierung und Abschnitte,
ie irgendwelchem Sinn entsprechen, gemeinsam haben. Beim Sprechen
at dies alles eine intellektuelle Bedeutung, die sich ganz von selbst
die Melodie überträgt, wo dieser, wie in der realistischen Oper
Q gerade auch beim Wagnerschen Rezitativ, ein logisch sinnvoller
e*i unterlegt wird. Gewöhnlich wird ja die Musik erst zum Text
roponiert, und da ist eine Rücksichtnahme des Komponisten auf
n im Tonfall und dergleichen, kurz: in der Sprechmelodie stecken-
. n ^nkrhythmus unvermeidlich. Aber selbst v/o eine solche Rück-
n'> wie in der absoluten Musik, nicht genommen zu werden
Ucht, da sorgt die nie auszutilgende natürliche Ähnlichkeit aller
unstlerischen Melodie mit der natürlichen Sprechmelodie dafür, daß
Hörende, ohne es zu wissen noch zu wollen, auch intellek-
e' ernPfindet, mindestens intellektuelle »Innervationen«, verstandes-
"'ge Einstellungen erzeugt, d. h. unwillkürlich eine solche Be-
tseinshaltung einnimmt, als wenn er Denkakte vollziehen sollte.
ist eben unmöglich, daß bei einem intellektuell so scharf ausge-
im t ° ^esen w'e dem Menschen, der beim besten Willen, sogar
räume, nicht anders als denken kann, die intellektuellen Nerven-
wingungen durch die Musik bei ihrem diskursiven Charakter nicht
erstärkt werden sollten.
im genen weiter in der Betrachtung des nicht mehr der Musik
de an^nten> sondern außerhalb der musikalischen Phänomene stehen-
> sich mit ihnen verbindenden Denkens und intellektuellen Vor-
ens und sehen eine weitere Art dieser Verbindung in der Natur
akustischen Erscheinungen begründet. Die resultierenden Emp-