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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3817#0353
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348 BESPRECHUNGEN.

hält viele Abbildungen, zu denen Erläuterungen gegeben sind; diese verfolgen
zwar keine kunstwissenschaftlichen Zwecke, aber es wäre trotzdem nützlich gewesen,
wenn sich der Verfasser darin etwas an die neueren Vorschläge zur Bilderbeschrei-
bung gehalten hätte (vgl. z. B. Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissen-
schaft Bd. VIII, S. 460) und weniger systemlos zu Werke gegangen wäre. Im allge-
meinen ist die Schrift nur eine — immerhin sehr dankenswerte — Zusammenstellung
des einschlägigen Materials, während eine klare Herausarbeitung der eigentlichen
Probleme noch nicht erreicht ist.

Berlin. Rosa Heine.

E.K.Stahl, Die graphische Darstellung von Naturereignissen, von
Luft- und Lichtphänomenen in Dürers Apokalypse. Ein Beitrag
zur Dürer-Forschung und zugleich zur Entwicklungsgeschichte des deutschen
Holzschnittes. München, Lentner, 1916. 77 S. mit 11 Tafeln.

Nicht nur ungelöste Probleme in der Dürer-Forschung von der spinösen Art
der Frage nach der »Beteiligung Dürers an der Baseler Buchillustration« (1492—1494)
oder der Frage nach den Mittelgliedern zwischen dem »Baseler Hieronymus« und
den Blättern der »Apokalypse« stehen noch der Bearbeitung offen, sondern auch
viel schlichtere gegenständliche Betrachtungen lassen sich noch an Dürers Werk
knüpfen. Auch an die »Apokalypse«: »Viel ist schon über die apokalyptischen
Bilder Dürers geschrieben worden! Von den verschiedensten Gesichtspunkten aus-
gehend, hat man tiefschürfende Untersuchungen angestellt, . . . allein seltsamerweise
das so greifbar Naheliegende, die schwierigen Probleme der Naturerscheinungen,
die mit die bedeutsamste Rolle in der ,geheimen Offenbarung' des Johannes spielen,
wurden fast durchgängig in achtloser und nebensächlicher Weise behandelt, ja
zumeist überhaupt nicht einmal erwähnt .. .« (S. 8). Und doch hat schon, wie der
Verfasser anzugeben weiß, W. Rivius (1548) in seiner ersten deutschen Ausgabe
des »Vitruv« die Darstellung atmosphärischer Erscheinungen durch Dürer gerühmt,
— freilich aus Erasmus von Rotterdam, De recta latini graeäque sermonis pronun-
ciatione (Basel 1528) abschreibend (S. 7), auf den schon R. Vischer in seinen Studien
zur Kunstgeschichte kurz hingewiesen hatte, auch schon Thausing in seinem ,Dürer'.

Was indes H. Wölfflin über den Gegenstand in einzelnen Bemerkungen Grund-
sätzliches im Rahmen seines auf das Ganze der Kunst Dürers gehenden Werkes
(2. Aufl., S. 41, 55, 47 u. a.) gesagt hat, scheint uns der Verfasser nicht genug ge-
würdigt zu haben, soviel er offenbar sonst — abgesehen von der übrigen Literatur,
die reichlich Berücksichtigung fand, — aus dem feinen und reichen Buch gelernt hat.

Der Detailuntersuchung des Verfassers bleibt jedoch immer noch ihr Wert: er
hat sie sorgfältig durchgeführt, soweit das Ziel in Frage kommt, »zwei Seiten von
Dürers Künstlerschaft ins rechte Licht zu rücken: die Tatsache, daß Dürer in seinen
frühen Holzschnitten als der bedeutendste Schilderer von Naturereignissen und als
großer .Lichtkünstler' sich offenbart...« (S. 72). Vor allem ruht die Untersuchung
auf einer exakten und intensiv-anschaulichen Beschreibung, die nur dann und
wann zu viel sieht und sagt (z. B. S. 29 [unten], 53 [Mitte] u. a.), hin und wieder
aber auch konkreter und voller hätte gehalten werden dürfen (z. B. 13 [oben], 52
[oben]), dort wo sie Dürers Darstellungsmitteln und Darstellungsweise gilt. Dazu
kommt, daß der Verfasser seine Spezialuntersuchung in den historischen Zu-
sammenhang der Entwicklung des deutschen Holzschnittes im 15. Jahrhun-
dert einzustellen bedacht ist (S. 9): unter dem Gesichtswinkel, »inwieweit der Boden
für das Verständnis einer graphischen Darstellung von Licht- und Luftphänomenen
vorbereitet war, und welche Ausdrucksmittel Dürer für diese Zwecke in der deut-
 
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