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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0327
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Besprechungen.

David Katz: Der Aufbau der Farbwelt, 2. völlig umgearbeitete Auf-
lage von: Die Erscheinungsweisen der Farben und ihre Beeinflussung durch
die individuelle Erfahrung. Zeitschrift f. Psychologie, hgg. v. F. Schumann,
Ergänzungsbd. 7, Leipzig, Johann Ambrosius Barth, 1930.

Es ist an sich schon ein seltenes Ereignis, wenn ein streng wissenschaftliches
Werk, das kein Kompendium ist, in zweiter Auflage erscheint. Noch bezeichnender
für den Wert dieser grundlegenden Arbeit ist es, daß die völlige Umarbeitung^
von der der Titel in einem gewissen Sinne fast irreführend spricht, sich nur auf
die Aufnahme und Verarbeitung der inzwischen sehr zahlreich zu diesem Problem-
kreis erschienenen Arbeiten bezieht, daß dabei aber von den Qrundergebnissen des
alten Buches so gut wie nichts hat geändert werden müssen, ja daß im Gegenteil
von einer nun achtzehnjährigen Bewährung der Resultate gesprochen werden kann.

Das ist ein Zeugnis nicht nur für die Solidität der damals angestellten
Versuche, sondern, und das ist das wichtigste, für die zukunftreiche Einstellung
zu den Qesamtproblemen der Psychologie, aus der heraus sie unternommen worden
waren. Denn der große Umschwung, der sich in diesem Zeitraum in der Psycho-
logie vollzogen hat, ist ja analog der Wendung, die Katz dem Farbenproblem
gegeben hat: der Weg zur Ganzheit, zur wechselweisen Einwirkung aller ins
Spiel kommender Faktoren aufeinander, die entscheidende Erkenntnis, daß das
Bewußtseinsphänomen nicht ein Effekt von einzelnen ihm unmittelbar zugeordneten
und beliebig isolierbaren physikalischen (Reiz-)Gegebenheiten ist, sondern aus der
Fülle des Gesamterlebens hervorwächst. Es ist von daher begreiflich, daß die
Unterscheidung der verschiedenen Erscheinungsweisen der Farben als Flächen-,
Oberflächen- und Raumfarben, die bis auf Katz weder in präziser Form auf-
geworfen, noch gar geklärt worden war, eine Grundposition der ganzen Unter-
suchung bildet, und diese Unterscheidung ist ja auch Allgemeingut der Psycho-
logie geworden. Und daß ferner dem Problem der Farbenkonstanz und der Be-
leuchtung endlich die entscheidende Bedeutung eingeräumt wird, die ihm für alle
Farbuntersuchungen gebührt und für die Katz durch seine damaligen Versuche
das Fundament geschaffen hat. Gerade die Frage der Beleuchtung ist in den letzten
Jahren viel diskutiert, und eine beträchtliche Kasuistik ist zusammengetragen wor-
den. Katz stellt zwischen diesen Arbeiten und seinen eigenen Untersuchungen den
Zusammenhang her und faßt unter eingehender Diskussion die Ergebnisse in aus-
gezeichneter Weise zusammen. Aber auch andere wichtige Erscheinungen des
Farbgebietes wie Glanz, Durchsichtigkeit, Raummomente usw. werden erörtert.
Mit einem Wort, das Buch ist (zumal in seiner gegenwärtigen Form) für jeden,
der die Welt der Farben verstehen oder in diesem Bereich arbeiten möchte, von
grundlegender Bedeutung.

Auch für den Künstler und Kunstwissenschaftler, sofern er sich mit Farben
befaßt. Allerdings hat Katz, wie er selbst im Vorwort erwähnt, seinen Plan, eine
 
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