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V. Zahn & Jaensch; V. Zahn & Jaensch (Firma); Demeter, Peter A. [Bearb.]
Katalog: Alte Drucke: enthält u.a. die einschlägigen Teile der Bibliothek P. A. Demeter, Dresden-Hellerau — Dresden: V. Zahn & Jaensch Nachf., Nr. 336.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.59492#0067
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(griechisches Kvan^eliar
Des Markus, Lukas und Johannes
Pergamenthandschrift des XI. Jahrhunderts. Mit
zwei Miniaturen der Apostel Markus und Johannes.
Gebunden in vergoldetem Silberfiligran, Format
18x25,5 cm, reich mit Diamanten, Rubinen, Sma-
ragden und Saphiren (insgesamt 381 Edelsteine)
besetzt. Herkunft: Klosterbibliothek am Bodensee.


Auszug aus den Gutachten
Das mir vorgelegte Evangeliar in edelsteinbesetztem Einband ist in griechischer Schrift verfaßt.
Zur sicheren Datierung kann außer anderen wissenschaftlichen Werken folgendes dienen:
Tabulae in usum scholarum (Ed. sub curo loh. Litzmann)
Specimina codicum graecorum vaticanorum.Collegerunt
Pius Franchi de Cavalieri et lohannes Lietzmann . 1929
Aus diesem Buch, das im Handschriftensaal der Münchener Staatsbibliothek einzusehen ist, geht
zweifelsfrei hervor, daß das obige Evangeliar Anfang des 11. Jahrhunderts etwa 1010 mit der
Hand auf Pergament geschrieben wurde, und zwar an hängender Zeile.
NB. Die Miniaturen sind selbstverständlich aus der gleichen Zeit wie die Handschrift.
Das mir vorgelegte Manuscript ist ein griechisches Evangeliar aus dem elften Jahrhundert,
prachtvoll gefaßt in einen Einband, dessen beide Deckel reich ziseliert und über und über mit
großen Edelsteinen besetzt sind. — Der Stil dieses Einbandes bezeugt Entstehung in Rußland
im neunzehnten Jahrhundert.
Das Evangeliar selbst ist zwar nicht ganz vollständig, bietet aber in der Klarheit der Seiten-
gliederung und der Schönheit der Buchstabenformen, wie in der Flüssigkeit der Schrift einen
hohen Reiz; etliche Kopf- und Schlußleisten beleben das Bild.
Vor allen Dingen aber sind die beiden Bilder von Interesse, die dem Codex beiliegen.
Sie stellen die beiden Evangelisten Markus und Johannes dar, beide auf breitem Thron vor
ihrem Pult sitzend und in das Buch schreibend, das sie auf den Knien halten, die Füße ruhen
auf einem Schemel.
Bei Markus füllt den freien Raum über der Figur eine große Draperie, deren Enden an zwei
schräg ins Bild führenden Stäben verknotet und befestigt sind.
Dagegen sitzt Johannes unter einer Art jEdicula, einem Satteldach, das auf vier Säulen ruht
und zwei Dachluken aufweist, durch deren eine ein inspirierender Engel zu dem Evangelisten spricht.
Diese ^Edicula ist eine ganz ungewöhnliche Beigabe, eine ikonographische Seltenheit,
von der Beispiele in dem veröffentlichten oder in Photographie zugänglichen Material byzan-
tinischer Handschriften mir nicht bekannt sind.
Diese Besonderheit verdient starke Beachtung und würde eine eingehende Studie lohnen; der
Stil der beiden Bilder weist auf das vierzehnte Jahrhundert.
Interessenten bitten wir, sich mit uns in Verbindung zu setzen.
 
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