Statue von Vincenz Pilz.
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von kulturgeschichtlichem Werthe kann sich die Kunst mit Aussicht auf Dauer zur monumen-
talen Darstellung bemächtigen. Bekanntlich versaßten Rahl und Hansen nach dem an die
Spitze gestellten Programm ihren Plan für die Ausschmückung des Waffenmuseums im
Wiener Arsenale. Die neuere Kunstgeschichte erzählt, wie sie damit verunglückt sind.
Im Einklänge mit dem Gemälde-Chklus, der für die Ruhmeshalle bestimmt war, und der
Oesterreich's glorreiche Vergangenheit von seiner Gründung bis an die Grenze der Gegenwart
herauf in großen geschichtlichen Zügen zusammenfaßte, beabsichtigten die Meister, in den sechs
Nischen des Stiegenhauses die Bildsäulen jener Helden aus dem Alterthume aufzustellen,
deren leuchtende Kriegsthaten im Dienste einer großen Idee für alle nachwachsenden Menschen-
geschlechter ein Vorbild der Begeisterung und der Nacheiferung gewesen sind. Cyrus und
Miltiades, Leonidas, Alexander, Hannibal und Konstantin.
Nach der Verwerfung des ursprünglichen Plans wurden zwei dieser Feldherren,
Alexander und Hannibal, in den Plan zur Ausschmückung des Treppenhauses ausgenommen,
dessen Wände und Decke Rahl's Fresken tragen. Eine dieser Gestalten, welche die bei-
gegebene Abbildung zeigt, hat nach Rahl's Entwurf der Wiener Bildhauer Vincenz Pilz
modellirt.
Die Idee jedoch, daß man durch die große Schule des Alterthums zur österreichischen
Ruhmeshalle gelangen sollte, fand keinen Anklang.
Der Vorschlag, in den Nischen Darstellungen der verschiedenen Zweige der technischen
Artillerie aufzustellen, war dem Artillerie -Konnte viel Handsamer. Längere Zeit schwebten
Alexander und Hannibal in Gefahr, von irgend einem manipulirenden Kanonier verdrängt
zu werden. Neuestens gewinnt die Hoffnung wieder an Kraft, es werde doch noch zur
Ausführung der Statuen antiker Feldherren kommen.
Hannibal ist als ernster, schon älterer Mann aufgefaßt, obgleich er erst 29 Jahre
zählte, da er mit jenem größtentheils selbstgeschaffenen Heere von Kartagena aufbrach, um
mit unbeschreiblichen Anstrengungen, unter täglichen Kämpfen die Pyrenäen und dann die
Alpen südlich vom Monte Viso zu übersteigen und die verhaßte Republik, die seiner Vaterstadt
den Untergang drohte, im eigenen Lande zu vernichten. Wer immer zurückblickt in die
Zeiten der Vergangenheit, folgt den Zügen dieses wie Saul aus dem Kriegsvolke Hervor-
ragenden Mannes mit Bewunderung, dessen Kops das einzige Arsenal war, daß ihm die
Waffen bot, die auserlesenen und überlegenen Heere Roms an der Trebia, am trasimeni-
schen See und bei Cannä bis zur Vertilgung zu schlagen, und ohne Hilfe und Unter-
stützung, ungebeugt von Harten Schicksalsschlägen durch 16 Jahre der Schrecken Rom's zu
sein. Kartago versagte dem Helden nach der großen Schlacht bei Cannä die erbetene nach-
drückliche Unterstützung mit der „halb läppischen, halb tückischen Antwort", daß er ja keine
Hilse bedürfe, wofern er wirklich Sieger sei, und vergeudete seine Heere nutzlos in Sizilien,
Sardinien und Spanien. Schwach geworden durch seine Siege, kann Hannibal allein sein
großes Ziel nicht mehr verfolgen. Philipp von Mazedonien bricht das Wort. Hasdrubal
und Mago, seine Brüder, erscheinen zu spät nacheinander in Ober-Italien, um ehrenvoll
zu fallen. Zurückberufen endlich, muß er mit Thränen im Auge Italien verlassen, um
gegen den jüngeren Scipio in der Schlacht bei Zama 202 zu unterliegen. Nach erlangtem
Harten Frieden wirkt er als Staatsmann segensreich sür sein Vaterland. Aber Rom duldet
nicht, daß seine niedergeworfene Nebenbuhlerin durch eine weise Politik wieder erstarke.
Hannibal muß flüchten. Ohne Rast verfolgt den Geächteten der unversöhnliche Haß Rom's
überallhin, bis ihn beim König Prusias von Bythinien, in einem Alter von 63 Jahren,
Gift vor römischer Gefangenschaft und einem schimpflichen Tode bewahrt.
Zeitschrift für bildende Knust. II.
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von kulturgeschichtlichem Werthe kann sich die Kunst mit Aussicht auf Dauer zur monumen-
talen Darstellung bemächtigen. Bekanntlich versaßten Rahl und Hansen nach dem an die
Spitze gestellten Programm ihren Plan für die Ausschmückung des Waffenmuseums im
Wiener Arsenale. Die neuere Kunstgeschichte erzählt, wie sie damit verunglückt sind.
Im Einklänge mit dem Gemälde-Chklus, der für die Ruhmeshalle bestimmt war, und der
Oesterreich's glorreiche Vergangenheit von seiner Gründung bis an die Grenze der Gegenwart
herauf in großen geschichtlichen Zügen zusammenfaßte, beabsichtigten die Meister, in den sechs
Nischen des Stiegenhauses die Bildsäulen jener Helden aus dem Alterthume aufzustellen,
deren leuchtende Kriegsthaten im Dienste einer großen Idee für alle nachwachsenden Menschen-
geschlechter ein Vorbild der Begeisterung und der Nacheiferung gewesen sind. Cyrus und
Miltiades, Leonidas, Alexander, Hannibal und Konstantin.
Nach der Verwerfung des ursprünglichen Plans wurden zwei dieser Feldherren,
Alexander und Hannibal, in den Plan zur Ausschmückung des Treppenhauses ausgenommen,
dessen Wände und Decke Rahl's Fresken tragen. Eine dieser Gestalten, welche die bei-
gegebene Abbildung zeigt, hat nach Rahl's Entwurf der Wiener Bildhauer Vincenz Pilz
modellirt.
Die Idee jedoch, daß man durch die große Schule des Alterthums zur österreichischen
Ruhmeshalle gelangen sollte, fand keinen Anklang.
Der Vorschlag, in den Nischen Darstellungen der verschiedenen Zweige der technischen
Artillerie aufzustellen, war dem Artillerie -Konnte viel Handsamer. Längere Zeit schwebten
Alexander und Hannibal in Gefahr, von irgend einem manipulirenden Kanonier verdrängt
zu werden. Neuestens gewinnt die Hoffnung wieder an Kraft, es werde doch noch zur
Ausführung der Statuen antiker Feldherren kommen.
Hannibal ist als ernster, schon älterer Mann aufgefaßt, obgleich er erst 29 Jahre
zählte, da er mit jenem größtentheils selbstgeschaffenen Heere von Kartagena aufbrach, um
mit unbeschreiblichen Anstrengungen, unter täglichen Kämpfen die Pyrenäen und dann die
Alpen südlich vom Monte Viso zu übersteigen und die verhaßte Republik, die seiner Vaterstadt
den Untergang drohte, im eigenen Lande zu vernichten. Wer immer zurückblickt in die
Zeiten der Vergangenheit, folgt den Zügen dieses wie Saul aus dem Kriegsvolke Hervor-
ragenden Mannes mit Bewunderung, dessen Kops das einzige Arsenal war, daß ihm die
Waffen bot, die auserlesenen und überlegenen Heere Roms an der Trebia, am trasimeni-
schen See und bei Cannä bis zur Vertilgung zu schlagen, und ohne Hilfe und Unter-
stützung, ungebeugt von Harten Schicksalsschlägen durch 16 Jahre der Schrecken Rom's zu
sein. Kartago versagte dem Helden nach der großen Schlacht bei Cannä die erbetene nach-
drückliche Unterstützung mit der „halb läppischen, halb tückischen Antwort", daß er ja keine
Hilse bedürfe, wofern er wirklich Sieger sei, und vergeudete seine Heere nutzlos in Sizilien,
Sardinien und Spanien. Schwach geworden durch seine Siege, kann Hannibal allein sein
großes Ziel nicht mehr verfolgen. Philipp von Mazedonien bricht das Wort. Hasdrubal
und Mago, seine Brüder, erscheinen zu spät nacheinander in Ober-Italien, um ehrenvoll
zu fallen. Zurückberufen endlich, muß er mit Thränen im Auge Italien verlassen, um
gegen den jüngeren Scipio in der Schlacht bei Zama 202 zu unterliegen. Nach erlangtem
Harten Frieden wirkt er als Staatsmann segensreich sür sein Vaterland. Aber Rom duldet
nicht, daß seine niedergeworfene Nebenbuhlerin durch eine weise Politik wieder erstarke.
Hannibal muß flüchten. Ohne Rast verfolgt den Geächteten der unversöhnliche Haß Rom's
überallhin, bis ihn beim König Prusias von Bythinien, in einem Alter von 63 Jahren,
Gift vor römischer Gefangenschaft und einem schimpflichen Tode bewahrt.
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