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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Hottner, F.: Hannibal
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Meyer, Julius: Die bildende Kunst auf der Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0333

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Die bildende Kunst ans der Weltausstellung. Von Julius Meyer.

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Lichtenstein, „die zwölf Apostel" für das Schloß des Grafen Bräuner in Grafenegg. „Meister
Pilgram", „Hirschvogel", eine 10 Fuß hohe Nymphe, die vom österreichischen Kaiser sür die
Kaiserhalle des Speyer Domes bestellten 4 Sandstein-Reliefs, darstellend: „Die Gründung
des Domes durch Konrad II." Dann die drei Scenen aus dem Leben Rndolf's von
Habsburg: „das Geleit des Priesters mit der Wegzehrung," „die Uebergabe der deutschen
Kaiserkrone durch den Grafen von Hohenzollern," und „die Belehnung der deutschen Fürsten
zu Aachen." Ferner die Broncegruppe „Wissenschaft und Handel," welche als Geschenk des
österreichischen Kaisers an die englische Königin im Windsorschlosse steht, das Staudigl-
Monument aus dem Mayleinsdorser Friedhose, und die vier Evangelisten an der Fayade der
protestantischen Schule. Die Entwürfe des Künstlers für das Radetzky- und für das
Schwarzenberg-Monument wurden nicht acceptirt. Ein gleiches Schicksal widerfuhr dem
Projekte für das Denkmal Friedrich Wilhelm III. zu Köln, dem von den Preisrichtern der
erste Preis zuerkannt wurde. Die Ausführung des angenommenen Haydn-Monumentes
sür den Gumpendorfer Kirchenplatz ist noch von der Aufbringung der nöthigen Geldmittel
abhängig. Ueber das Schubert-Monument, das an Pilz übertragen werden soll, ist vom
Wiener Männergesangsverein noch nicht endgültig entschieden. Bischof Kolonitz für die
Elisabethbrücke ist im Werden. Für das Vestibül des Wasfenmuseums hat der nach der
Reorganisirung der Wiener Kunstakademie zum akad. Rathe ernannte Künstler die drei
Feldherrn-Statuen „Haynau," „Wenzel" und „Johann Lichtenstein" in Marmor ans-
geführt. Das Projekt der Grnppen „Krieg und Frieden" für die beiden Stiegenwangen ruht
noch. Dagegen ist dem Künstler nun die große Gruppe der „Austria" mit Wissenschaft und
Stärke zu Seiten übertragen worden, welche für die Stirnseite der Treppe des Waffen-
museums bestimmt ist. — Gegenwärtig arbeitet Pilz an den beiden kolossalen Pegasus-
gruppen für die Fa^ade des neuen Wiener Opernhauses. F. Hottner.

Die bildende Kunst auf der Weltausstellung.
Von Julius Weyer.
III.
Hie Plastik.
Es liegt in der Natur der Sache, daß von der Plastik namentlich die monumentale auf dem
Marsfelde nur spärlich vertreten ist; denn der Denkmäler Art ist es nicht zu reisen, wenn man sie
gleich in deutschen Residenzen bisweilen kleine Wanderungen hat machen lassen. Was sich von
größeren dekorativen Bildwerken, die zum Schmuck öffentlicher Plätze bestimmt sind, eingesunden,
beschränkte sich auf ein paar große Brunnen, unter denen derjenige vom verstorbenen Franzosen
Klagmann im Renaissancegeschmack der ansprechendste ist; und auch diese sind mehr als Beispiele
einer wirklich vortrefflichen Reproduktion in Metallguß ausgestellt. Um aber von den eigentlichen
Denkmälern Hervorragender Männer der Geschichte, die im letzten Jahrzehnt noch entstanden sind,
große Abgüsse nach Paris zu schicken, dazu war doch, wie es scheint, ihr künstlerischer Werth, ja
sogar ihre Portraitähnlichkeit den glücklichen Besitzern nicht genügend ausgemacht. In der That,
welche traurige Figur hätte in Paris unser Schiller gespielt, mit welchem verlegenen Lächeln hätten
wir dem fragenden Fremdling gegenüber die Ehre seiner Bekanntschaft ablehnen müssen, wenn es
sich unsere Städte und Regierungen hätten beifallen lassen, die nach 1859 wie Pilze an allen
Straßenecken aufgeschossenen Standbilder des großen Poeten den Besuchern der Weltausstellung
dutzendweise vorzusühren.

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