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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Braun, Joseph: Der romanische Taufstein der Pfarrkirche zu Neuenkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0058
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81

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

82

quadratischen, mehr oder minder hohen, aber stets
nach oben zur Pyramide sich ausbildenden Fufs-
platte, dem runden Sockelpfeiler und den vier
Stützen, welche von den Ecken der Platte sich in
der Richtung der Diagonale zum mittlem Träger
hinziehen. Beim Neuenkirchener Taufbrunnen
kommt die kreisförmige obere Platte sammt den
Diensten des Sockelschaftes dazu; anderswo
fehlen zwar diese letzten, nicht aber auch die
auf dem Sockelpfeiler ruhende Platte, welche sich
als das verbindende Glied zwischen den Trä-
gern und dem Becken darstellt, so bei den Tauf-
steinen von Südkirchen, Nordherringen, Leeu-
warden, Groenlo, Gescher20) u. a. Die Eck-
stützen mangeln den Taufgefäfsen von Herzlake,
Ochtrup, Gimbte und Ostönnen. Bei diesen
besteht der Untersatz aus einem nach unten zu
sich verengenden Rundpfeiler, dessen oberer
Durchmesser nur um ein Weniges kleiner ist, als

pyramidal ansteigenden Fufsplatte mit dem
Hinterkörper aufsitzend gegen den Sockelpfeiler
anspringen; das ist beispielsweise der Fall bei
den Taufgefäfsen von Alfhausen, Bippen, Hase-
lünne,22) Leeuwarden, Hage,23) Grofs-Bors-
sum,24) Marienhafe,25) Wissel, Südkirchen u. a.
Indessen fehlt es auch nicht an andern Bil-
dungen. So haben bei den Taufsteinen von An-
kum (Fig. 5), Salzbergen und Lathen26) die vier
Stützen am oberen Ende die Form von Men-
schenköpfen; auch an demjenigen von Wette-
ringen27) nehmen Menschenfratzen die Stelle der
Löwen ein. Am Ständer des Borkumer Tauf-
brunnens wechseln zwei Löwenköpfe mit zwei
Menschenköpfen ab.28) Am Taufstein von Groenlo
stellen die Eckträger eine sitzende menschliche
Figur dar (Fig. 2), während die Stützen bei dem
Recker Taufbecken ohne alle weitere Umge-
staltung angewandt sind.

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Fig. 4. Fufs des Taufsteines von Recke bei Tecklenburg.

der untere Beckendurchmesser, aus einer quadra-
tischen, bei den beiden letztgenannten Taufsteinen
stark ausladenden Platte und aus einem das Fufs-
ende des Sockelschafts umgebenden Wulst, dem
vermittelnden Glied zwischen Schaft einerseits
und Sockelplatte andererseits. Bei dem Tauf-
brunnen von Gimbte und Ostönnen leitet eine
kräftige Schmiege von der Platte21) zum Wulst
über. Das Taufbecken von Recke kennt nur
die Fufsplatte, die Stützen, deren hier auffallender-
weise nur drei, nicht wie sonst, vier vorhanden
sind, und die kreisförmige, an den Kanten
wulstförmig abgerundete obere Platte. Es
mangelt ihm somit vollständig der mittlere
Träger (Fig. 4). Die Eckstützen der hier in
Frage stehenden Taufbrunnen treten, wie bei
dem Neuenkirchener, gewöhnlich in der Form
von Löwen auf, welche auf den Kanten der

für

20)

Ebendort









21)

Abb. V.

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»Zeitschrift

Christ].

Archäol.

und

Kunst«

Bd. I S.

268.

Fig. 5. Fufs des Taufsteines von Ankum (A. Bersenbrück).

Uebrigens ist zu beachten, dafs selbst bei
denjenigen Taufgefäfsen, an welchen die auf den
Ecken der Fufsplatte errichteten Beckenträger
eine von der gewöhnlichen abweichende Gestalt
aufweisen, doch noch immer in der Bildung
der Eckstützen dieselbe Urform zum Vorschein
kommt, welche den als Löwen auftretenden
Trägern zu Grunde liegt. Rein und unver-
ändert ist dieselbe beim Recker Taufbecken
zur Anwendung gekommen (Fig. 4.).

Die Abmessungen sind bei den verschie-
denen zur Familie des Neuenkirchener Tauf-
steins gehörigen Tauf brunnen nicht die gleichen.
Der Meister hat offenbar ein Normalmafs nicht

22) Mithoff a. a. O., Bd. VI S. 60.
»*) Ebendort Bd. VII S. 106.
2<) Ebendort Bd. VII S. 104.

26) Ebendort Bd. VII S. 140, woselbst auch eine
Skizze des Taufsteins.

*6) Ebendort Bd. VI S. 78.

27) »Jahrbücher a. a. O.«
'») Ebendort.
 
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