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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Schnyder, Wilhelm: Santa Maria in Cosmedin in Rom, [1]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0030
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1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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römischen Stuhle in Streit gerathen waren, ist
Giovenale in seiner Schrift, gestützt auf archi-
tektonische Indizien, geneigt, die Renova-
tion ins XII. Jahrh. unter Papst Calixt IL
(1119 bis 1124) anzusetzen. Sicher ist, dafs die
Kirche unter Papst Calixt IL (neuerdings?) eine
prächtige Ausstattung erhielt. Mit derselben
ist der Name des Schatzmeisters des Papstes,
Alfanus, enge verbunden; mehrere der Schmuck-
stücke führen ihn in den Marmor eingemeifselt.
Dem Camerarius Alfanus wird der Mosaikboden
der Kirche, die Marmorkathedra in der Apsis,
neue Schranken vor dem Presbyterium, eine
neue Pergula, Schola Cantorum und die zwei
prächtigen Ambonen zugeschrieben.

An Zuthaten und Veränderungen aus noch
späterer Zeit erwähnen wir: den Osterleuchtcr
und das spitzbogige Ciborium über dem Haupt-
altare aus dem XIII.Jahrh., eine neue Ausmalung
der Kirche aus eben dieser Zeit, die Eindeckung
der Schiffe mit plumpen Backsteingewölben,
zugleich Uebertünchung und theilweise Zerstörung
der alten Fresken im XVII. Jahrh., Renovation
der Kirche im Zopfstil und Veränderung der
Fagade nach Zeichnungen Sartis unter Card.
Annibal'e Albani im Jahre 1718, endlich die
Umgestaltung des Presbyteriums und der innern
Einrichtung im Jahre 1758.

Eine wichtige und zugleich schwere Frage
trat im Jahre 1895 an die mit der Restauration
der Kirche betraute Assoziazione artistica heran,
nachdem die alten Theile des Baues blofsgelegt
und die gefundenen Reste gesammelt und kate-
gorisirt waren, nämlich die Frage: wie soll die
Basilica restaurirt werden.

Man einigte sich auf Vorschlag des Archi-
tekten Giovenale dahin, dafs sie im allgemeinen
in derjenigen Form wieder hergestellt werden
solle, die sie im XII. Jahrh., zur Zeit der Papstes
Calixt IL aufwies. Eine solche Restauration
war am leichtesten durchführbar, weil die voraus-
gegangenen Arbeiten sozusagen alle dazu nöthi-

gen Anhaltspunkte zu Tage gefördert hatten
Sehr viele Reste aus jener Zeit waren noch in
Gebrauch und nur wenige Elemente mufsten
bei andern, zeitgenössischen Bauten kopirt,
nichts aus der Phantasie geschaffen werden. Die
Frage, was mit den alten Freskenresten anzu-
fangen und wie mit der Ausmalung der restau-
rirten Kirche vorzugehen sei, blieb vorderhand
noch offen. Die Bau- und Skulpturenreste aus
früherer und späterer Zeit sollten, soweit sie
Interesse böten und nicht an der Restauration
partizipiren müfsten, in einem anzulegenden
Lokalmuseum aufgehoben werden.

Die Hauptaufgabe bestand darin: das Pres-
byterium auf seine früheren Formen zurückzu-
führen, die drei blofsgelegten Apsiden mit ihren
alten Altären zu versehen, die Schranken des
Presbyteriums und der Schola Cantorum wieder
zu errichten, die Fenster des Hauptschiffes und
der Seitenschiffe in ihrer früheren Form wieder-
herzustellen, eine neue Decke nach altem Stile
anStelle der barocken zu setzen und schliefslich
aufsen Thurm und Fagade von den modernen
Zuthaten frei zu machen.

Jetzt sind die Arbeiten glücklich vollendet.
In Anbetracht der beschränkten Mittel, die zur
Verfügung standen, darf man mit der Restau-
ration überaus zufrieden sein. Sie wurde
gründlich studirt und kunstgerecht durchge-
führt. Die Kirche bietet nun das Bild einer
mittelalterlichen römischen Basilica mit all' ihren
interessanten Einzelheiten. Die alten Reste
wurden in pietätsvollster Weise geschont und
womöglich wieder an ihre ursprüngliche Stelle
gebracht; was fehlte, wurde nach guten Mustern
ergänzt. Damit man aber die neuen Zuthaten
vom Alten jederzeit unterscheiden könne, liefs
der Architekt jedes neue Stück mit einem Merk-
zeichen versehen; auch liefs er an Stellen, wo
Täuschungen nahe lagen, erklärende Inschriften

anbringen. (Fortsetzung folgt.)

Rom. W i 1 h e 1 m S c h n y d e r.

Bücherschau.

Leider kann diese schon so oft zu kurz gekommene
Rubrik nur noch zu einer knappen Anzeige der drei
neuen von Kühlen gebotenen farbigen Kommunion-
Andenken benutzt werden, über welche genauere
Notiz für das nächste Heft zurückgelegt werden mufs.
Zwei derselben stellen das allerheiligste Herz Jesu nach

lieblichen Zeichnungen des Freifrl. von Oer vor, das
dritte, in grofserem Format, das letzte Abendmahl
mit mehreren Vorbildern von Uohres, welches (einer
gefälligen Komposition und korrekten (spfitgothischen)
Zeichnung wegen wohl vielfachen Beifall finden wird.

S.
 
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