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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Beissel, Stephan: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1904, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0110
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189

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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Diese Bestimmungen wurden, wie wir sahen, bei
Anfertigung der Bücher für St. Brigida befolgt.
In dem Kapitel über den Rubrikator wird gesagt:
>,Einer der Brüder, welcher sich zu solchem
Amte eignet, soll betraut werden mit der Herstellung
der roten Titelschrift und der Rankenverzierung (an
den Initialen und auf den Rändern).7) Er soll blaue
Farbe (Lazurium) und andere Farben haben, welche
für seine Aufgabe nötig sind. Goldene Buch-
staben mache er nicht ohne besondere Erlaubnis.
Den Anweisungen des Vorstehers der Schreibstube
gehorche er bei Auszierung der ihm von diesem
gegebenen Bücher und er unternehme keine Arbeit
ohne ausdrückliches Wissen und Wollen des Rektors.
Auch soll er keine Bücher ausmalen als jene, die ihm
durch letzteren bezeichnet wurden."

Diese Regeln zeigen, wie enge sich die
Fraterherrn an die Ansichten des hl. Hierony-
mus anschlössen, der richtig geschriebene
Bücher den kostbar ausgestatteten vorzog, und
der, um den Müßiggang aus den Klöstern fern
zu halten, auf Arbeit und Studium drang. Die
Handschriften der Fraterherrn enthalten den
eben gegebenen Regeln entsprechend weniger
Gold als viele aus anderen Werkstätten stam-
mende Bücher derselben Art. Doch ist Gold
nicht unbedingt ausgeschlossen. Es wird jedoch
auch da, wo es Verwendung findet, dünn
aufgetragen.

Früher war man der Ansicht, die Kölner
Fraterherrn hätten in Weidenbach auch Bücher
gedruckt, doch scheint dies nicht der Fall ge-
wesen zu sein.8)

Die vorstehenden Angaben beweisen, daß
die Kölner Fraterherrn eine große Tätigkeit
für Herstellung von Handschriften entfalteten,
also ihren Genossen in Münster, von denen
sehr schöne, mit Initialen und Miniaturen ver-
sehene Werke in ganz Westfalen enthalten sind,
nicht nachstanden. Es wird die erste Aufgabe der
Forschung sein, in Köln und in dessen Umge-
bung noch andere datierte und signierte Bücher
aus dem Hause Weidenbach aufzusuchen. Dies
ist nicht leicht, einerseits weil die betreffenden
Chorbücher so groß und schwer sind, daß man
sie allein kaum oder gar nicht handhaben kann.

7) Deputetur unus pro rubricatura et ftoratura.
Ähnliche Statuten hatten die Häuser der Fraterherrn
zu Münster und Wesel. Vergl. M i r a e us, »Regulae et
constitutiones Clericorum in Congregatione viventium«
(Antverpiac 1638)Trognaespag. 150 ; »Serapeum« XXI
(1860) 185 f.

8) Voullieme, »Der Buchdruck Kölns«, (Bonn
1903), Hanstein S. V.

Dann sind die Signaturen oft in Initialen ver-
steckt und schwer zu finden. Endlich liegen
diese Bücher in den verschiedensten Archiven
oder Schränken, meistens nicht eingehend
katalogisiert, oft voll Staub und Schmutz.9) Ist
einmal eine größere Anzahl datierter und
signierter Bücher bekannt, dann lassen sich die
Eigentümlichkeiten der Schreibstube in Weiden-
bach feststellen und nicht signierte Bücher ihr
mit Sicherheit zuweisen. Zuweisung fordert
große Vorsicht, weil in St. Martin, bei den
Karthäusern und in Pantaleon Schreibstuben
bestanden, weil manche geistliche oder welt-
liche Schreiber sich mit Kopieren von Hand-
schriften oder Malen von Initialen in gedruckte
Bücher beschäftigten. Trotzdem wird mit der
Zeit die Tätigkeit der einzelnen „Rubrikatoren"
Kölns für das XV. und XVI. Jahrh. sich ab-
grenzen lassen. Dadurch wird wohl auch für
die Beurteilung der Kölner Malerschule in jener
Zeit neues Licht gewonnen.

Stephan Beissel S. J.

9) Viele schöne Chorbücher besitzt das Archiv
von Groß-Martin. Hervorgehoben seien: 1. ein
großes Chorbuch mit trefflichen Initialen und Minia-
turen aus dem Ende des XV. Jahrh. mit dem Wappen
von Jülich-Geldern und einer sehr reichen Initiale R,
die nach dem »Antiquitates monasterii s. Martini«
ed. Kessel p. 189 von dem viel gereisten Benedik-
tiner und Mathematiker Ruysch aus Maestricht oder
Utrecht (Trajectensis) ausgeführt wurde. 2. Zwei
1478 auf Kosten des Apothekers Rueb für die Kirche
des hl. Laurentius hergestellte Chorbücher mit dessen
Wappen und mit je einer Miniatur. 3. Ein im Be-
ginn des XVI. Jahrh. vollendetes Chorbuch. Vgl.
»Antiquitates« p. 181. Über Chorbücher in St. Ge-
reon, St. Aposteln und St. Peter, vgl. »An-
nalen« 71 S. 61, 81, 178, über jene in St. An-
dreas, St. Ursula und St. Kolumba 76 S. 81, 125,
und 238. Das Kölner St ad t archiv besitzt manche
ülustrirte Bücher des XV. und XVI. Jahrh., die zum
Teil in Düsseldorf ausgestellt waren. Wichtig ist dort
eine deutsche Bibel aus der ersten Hälfte des XVI.
Jahrh. mit vielen Federzeichnungen. Die spätem
illustrierten Handschriften des Domes sind in
dem von Jaffe und Wattenbach besorgten, 1874 ge-
druckten Katalog nicht alle aufgezeichnet. Über ein
für den Grafen Moritz von Spiegelberg, Kanonikus
des Domes und Propst zu Emmerich geschriebenes
und mit Malereien versehenes Brevier, das Bruder
Joh. Quade von Essen aus Braunschweig, Kanonikus
an der Corpus-Christi Kirche zu Köln 1453 vollendete,
vgl. »Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens« I, S. 394
»Bibliothek zu Weimar«. Nachrichten über einzelne
Miniatoren der Kölner Klöster bieten Hartz he im,
»Bibliotheca Coloniensis« und M er 1 o-Firm en ich,
»Kölnische Künstler«.
 
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