Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

DOI Artikel:
Beissel, Stephan: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1904, [7]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0109

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
187

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

188

steht die Jahreszahl 1JJI. Dies Buch ist also
1550 bis 1553 entstanden.

Pfarrer Ditges, dem ich die Abschriften der
Widmungseinträge und andere wertvolle Be-
merkungen verdanke, hat bereits im Jahre
18865) über sechs von den Fraterherrn für die
frühere Pfarrkirche der hl. Brigida zu Köln in
Stand gesetzte oder hergestellte Bücher berichtet.
Das erste gaben Pfarrer und Kirchmeister 1504
in Auftrag. Für das zweite wurden 1580 be-
zahlt 10 Florin 4 Albus, für das dritte 26
Florin, für die Ausbesserung eines verdorbenen
alten „Meßbuches" 3 Florin. Als Anzahlung
für den ersten Teil
eines Graduale er-
hielt „Herr Hein-
rich (Johann)
Rinckhausen zu
Widenbaich" 26
Florin, je 3 Taler
für jeden „Sexter".
Das 1582 vollen-
dete Buch enthielt
37 Quaterne, von
denen jeder für
Pergament u. Schrift
mit 3 Taler hono-
riert wurde, das
Buch also mit 111.

Die Rechnung
über den zweiten
Teil dieses Gradu-
ale stellt sich also:

55 Quaterne Per-
gamentblätter zu be-
schreiben. Für jede

Quaterne 3 Taler (zu 52 Albus)

Für die vergoldeten Initialen

Für der Kirchmeister Wappen .

Kupferne Beschläge der Deckel

Leder der Deckel.....

Die Kirche der hl. Apostel zu Köln besitzt
ein Graduale (Nr. 13), dessen erster Teil noch
im XVI. Jahrh. geschrieben wurde. Der
Schreiber hat auf das Titelblatt eine große
Initiale gestellt, deren blauen Körper er mit
goldenen, blattartigen Verzierungen versah. In
das Innere, dessen Grund mit sehr dünnem
Goldgrund gefüllt ist, zeichnete er mittelst der
Feder Blattwerk. Er führte es nach gotischen
Mustern aus, ohne es jedoch streng zu stili-

Abb. 2. Der Erstandene erscheint der hl. Maria Magdalena.
(Aus einem Chorbuche der Kirche des hl. Kunibert in Köln.)

165.

17.

1.

4.

6) Annalen XLV, 122f., 135 f. Vergl. diese Zeit-
schrift oben Sp. 70.

sieren und kolorierte es dann leicht. Eine
zweite, der ersten ähnliche Hand hat das Buch
weitergeführt und auf dem unteren Rande be-
merkt:

Ad honorem sanctissimae Trinitatis ac Deiparae
sanctae Virginis Mariae et in usum parochialis Ecclesiae
Coloniensis ad Apostolos completum est Missalefi)
hoc Sabbatho post Reminiscere per Petrum de
Rodingen, tunc Rectorem Scholae Bonnensis Anno
MDCXIIII. Laus Deo.

Eine dritte Hand, welche die Buchstaben
und Noten denen der beiden ersteren gleich-
mäßig zu formen suchte, aber etwas runder
und lebendiger gestaltete, fügt in freierer, schön

stilisierter Schrift
ihrer Zeit auf dem
Rande unten bei:

Ad laudem omni-
potentis Dei et D. ma-
tris Mariae omnium-
que Sanctorum com-
pletus est hie liber
per Adolphum Merin-
gium, Canonicum in
Wydenbach 1617.

Dem städtischen
Archiv hat Herr
Dompropst Berlage
ein im Beginn des
XVI. Jahrh. ge-
schriebenes Quart-
heft überwiesen,
worin die „Statuten
des Hauses Wyden-
bach" aufgezeich-
sind: »Statuta domus
Wydenbach«. Neu-
erer Titel: »Statuta
monasterii zu Weidenbach«. In dem die
Schreibstube behandelnden Abschnitte wird
das Herstellen von Handschriften als eine
für die Genossenschaft der Fraterherrn be-
sonders passende Tätigkeit bezeichnet, an der
festzuhalten sei, sowohl um Müßiggang zu
zu vermeiden, als um den Lebensunterhalt zu
erwerben. Dabei wird eingeschärft, Verträge
über Herstellung solcher Handschriften seien
schriftlich und vor Zeugen abzuschließen. Vor
Beginn der Arbeit solle man sich eine Anzah-
lung geben lassen, das vollendete Werk aber
erst nach Erlegung des vollen Preises ausliefern.

6) Missale bezeichnet ein zur Feier der hl Messe
verwendetes Buch, also auch ein Graduale, ein
Epistolar oder Evangelistar.
 
Annotationen