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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Bücherschau
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255

1905.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

256

Bücherschau.

Die Bibel in der Kunst. Nach Original-Illustra-
tionen erster Meister der Gegenwart. Erläuternder
Bibeltext von August in Arndt S. J. Mainz 1905.
Kirchheim & Co., 20 Lieferungen, ä 1,50 Mk.
Der Gedanke, die Bibel, d. h. einzelne biblische
Szenen vornehmlich des Alten, aber auch des Neuen
Testamentes, in der Auffassung von 26 der hervor-
ragendsten modernen Maler in den verschiedenen
Kulturländern zu bieten, ist eigenartig und großartig.
Daß hierbei der biblische Vorgang hinsichtlich des
Textes korrekt wiedergegeben ist, wird durch die
kirchliche Approbation der Übersetzung verbürgt, und
daß für die Auswahl der künstlerischen Darstellungen
auch deren Ernst und Würde, die hier am wenigsten
fehlen dürfen, ganz besonders in die Wagschale fielen,
darf von vornherein als zweifellos angenommen wer-
den. — Von den 97 Szenen, die für die Reproduk-
tion vorgesehen sind, bietet die Probelieferung:
„Der Durchgang durchs Rote Meer" von Sascha-
Schneider, ein wuchtiges Bild, „David und Goliath"
von Ilja Repih ein lebensvolles Gemälde, „Der Sünden-
bock" von Segantini, eine ernste Darstellung, „Die
Auferstehung" von Gerome eine ungemein ergreifende
Schilderung , „Paulus und Silas" von Michetti ein
frappanter Akt. — Welchen Textsatz der Künstler
farbig wiedergegeben hat, zeigt anschaulich der be-
zügliche Sperrdruck. — Die Gravüren sind vorzüg-
lich, so daß sie von den Originalen eine gute Vor-
stellung vermitteln. — Daß die Bibel mit ihrem
Reichtum an gewaltigen, hochdramatischen Szenen
das Darstellungstalent gerade der bedeutendsten Maler
auch in unseren Tagen angeregt hat, sich an ihnen
zu versuchen, fast zu erschöpfen, ist gewiß geeignet,
das Verlangen zu wecken nach einer Zusammen-
stellung dieser Versuche, von denen ein Prüfstein zu
erwarten ist für die Innerlichkeit unserer zeitgenössi-
schen Meister, zugleich eine zeitgemäße Erweiterung
des biblischen Bilderkreises, des großen Lehr-, Er-
bauungs-, Begeisterungsmittels für jung und alt. —
Die Vorbereitung des Ganzen wird als so weit ge-
diehen bezeichnet, daß es (in eleganter Einbanddecke)
schon für Weihnachten vorliegen soll. Schnütgen.

O. Hossfeld, Stadt- und Landkirchen. Mit
101 Abbildungen im Text. Berlin 1905. Wilhelm
Ernst & Sohn. (Preis 2,50 Mk.)
Das vorliegende Buch, ein erweiterter Sonderdruck
aus dem „Zentralblatt der Bauverwaltung", gibt für
den Bau von Stadt- und Landkirchen beider Kon-
fessionen so zahlreiche und mannigfaltige Unterwei-
sungen und Ratschläge, daß sie in einem kurzen Re-
ferat kaum angedeutet werden können. Aus der
vollkommenen Vertrautheit mit der Geschichte der
Kirchenbaukunst wie aus der langjährigen intimen
Erfahrung in der Stellung der preußischen Staats-
bauverwaltung schöpfend als deren Berater, Referent
und Dezernent, gibt der Verfasser (unter Hinweis auf
die bezüglichen Vorschriften) in knapper, klarer Form
so vielfache und eigenartige, durchweg praktische
Belehrungen, daß nicht nur Kirchenvorstände und
Geistliche, sondern auch Baumeister und Kunstge-

werbler sehr vieles daraus lernen können. Mit der
erleuchteten Hochachtung für die Denkmäler der
Vergangenheit verbindet sich der Respekt vor den
Errungenschaften der Neuzeit, mit der Betonung der
allgemeinen und speziellen Regeln die Rücksicht auf
die künstlerische Individualität. — Von diesem Stand-
punkte aus werden zunächst (auf 59 Seiten) An-
weisungen allgemeiner Natur hinsichtlich des Bau-
programms, des Platzes, der Stellung, der Größe der
Kirche, ihrer Gestaltung als Saalbau, ein-, zwei-, drei-
schiffige oder Zentral-Anlage usw., ihrer Inneneinrich-
tung und Ausstattung geboten an der Hand von Ab-
bildungen. Sodann werden, ebenfalls unter Beigabe
von Zeichnungen, einzelne K irchenneub auten, zu-
meist einfacher Ausführung, behandelt, indem für ihre
Grundrißform, wie für ihren Aufbau die maßgebenden
Gesichtspunkte dargelegt werden. Mit Recht werden
hierbei die evangelischen Kirchen (denen 50 Seiten
gewidmet sind) und die katholischen (die sich auf
30 Seiten beschränken) gesondert vorgeführt. Was
der Verfasser hier ohne Vorurteil, ganz objektiv er-
örtert, gibt sich überall als das Ergebnis vielseitiger
Praxis und umfassender Kenntnisse kund, zwischen
einseitiger Vorliebe für das Alte und ungesundem
Haschen nach modernen Formen die Mitte haltend,
nicht in tastendem Suchen, sondern in ganz bestimmter
Formulierung und Begründung. — So ist das kleine,
sehr wohlfeile Buch eine wahre Fundgrube durchaus
bewährter, gesunder Ratschläge, die an Wert nichts
einbüßen durch den Umstand, daß hinsichtlich einiger
äußeren und inneren Gestaltungsfragen, verschiedener
Einrichtungs- und Anwendungsvorschläge auch ab-
weichende Anschauungen hier und da sich geltend
machen, vielleicht auch einige liturgische Gesichts-
punkte vermißt werden. Schnütgen.

Das bischöfliche Rationale. Seine Entstehung
und Entwicklung. Von Dr. Ludwig Eisen hofe r,
Professor zu Eichstätt. (II. Reihe Nr. 4 der »Ver-
öffentlichungenaus dem Kirchenhistorischen Seminare,
München.) Lentner, München 1904. (Pr. 1,60 Mk.)
Das Rationale hat in den letzten Jahren durch
berufene Federn (auch unserer Zeitschrift) wesentliche
Aufklärungen erfahren. Diese betreffen in der vor-
liegenden Schrift, (die sich mit Verbreitung und litur-
gischem Gebrauch, Ursprung und Entwicklung des-
selben übersichtlich und klar beschäftigt) namentlich
die in Eichstätt und Regensburg üblichen Formen,
zu deren Feststellung neue Dokumente und bildliche
Beläge beigebracht werden. B.

Ludwig Richter-Postkarten sind im An-
schlüsse an die hier in Bd. XVI, Sp. 352 angezeigten
beiden Serien von Georg Wigand in Leipzig weiter
zusammengestellt, und zwar Serie III, Nr. 21—30:
Genreszenen; Serie IV, Nr. 31 — 40: Kinderszenen;
Serie V, Nr. 41—52 : Bilder zu Goethes Hermann
und Dorothea. Die Übertragung der bekanntlich
durch gemütvolle Auffassung und gute Zeichnung her-
vorragenden Richterschen Holzschnitte auf Ansichtspost-
karten bewährt sich hier von neuem als ein vortreff-
licher Gedanke. B.
 
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