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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Bilderhandschrift der Biblia Pauperum mit 48 Bildtafeln auf 24 Pergamentblättern (XV. Jahrhundert)
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Bücherschau
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1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

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d'e ältesten Inschriften beifügte. Verbesserungen sind
s'e nicht zu nennen, tun dem Ganzen jedoch keinen
Abbruch, indem sie nur in einzelnen Köpfen und
F'guren vorkommen und sich auf Nebensächliches
beschränken.

Zur Bestimmung des Entstehungsortes unsrer Bilder-
handschrift fehlen uns maßgebende Anhaltspunkte.
Im Charakter der Darstellung steht sie jedoch der
Biblia Pauperum, welche aus den Niederlanden stammt,
Sehr nahe, und sie mag daher wohl von einem Cölner
°der niederländischen Künstler entworfen worden sein.

Der Artikel von Professor Schmarsow im
Repertorium für Kunstwissenschaft hat in-
zwischen die Aufmerksamkeit der Spezial-
forscher auf die Fährte der verlorenen Hand-
schrift geführt. Herr Dr. Paul Kristeller hat
den Verfasser zur Prüfung einer Abbildung
veranlaßt, die im Katalog Nr. 100 des Anti-
quariats von Ludwig Rosenthal in München
zur darin angebotenen Hs. der Biblia Pauperum
Nr. 176S. 32 gegeben ist. Die stark verkleinerte
Tafel enthält die Vorführung Christi vor Pilatus,
unten Jeremias vor König Zedekias und König
Hanons Befehl, dem Gesandten Davids den

Bart halb abzuschneiden, stimmt also mit Nr. 25
des obigen Verzeichnisses. Der Stil der Zeich-
nung ist durchaus derselbe, wie im Faksimile
der Weigeliana und die Kompositionen haben
dem Gegenstande gemäß besondere Ähnlichkeit
mit der Dornenkrönung, die in R. Weigels
Kunstlagerkatalog mitgeteilt war. Dagegen er-
weist die neue Probe mit handschriftlichen Ein-
tragungen (Inhaltsangabe der Historien und
Spruch des Propheten Esaias in deutscher, Spruch
des Psalmisten in lateinischer Sprache), daß diese
Schriftzüge nicht gleichzeitig mit den Bildern,
sondern späterer Zusatz sind, soweit sich bei
der Kleinheit der Reproduktion erkennen läßt,
aus dem XVII. Jahrhundert.

Leider ist der wertvolle Kodex, dessen
Identität mit dem bei Weigel, dann Felix in
Leipzig von dem Antiquar Ludwig Rosenthal
bestätigt wird und den die Direktion des
Berliner Kupferstich-Kabinets vor kurzer Zeit
bestellt hat, schon nach England verkauft und
der gegenwärtige Besitzer noch nicht ermittelt
worden, l. Seh.

Bücherschau.

Aus Kunst und Leben. Von Dr. Paul Wilhelm
von Keppler, Bischof von Rottenburg. Mit 6 Ta-
feln und 100 Abbildungen im Text. Herder, Frei-
bürg 1905. (Preis 5,40 Mk.)
Als „Gesammelte Aufsätze und Reden" könnte
dieses neueste Buch des Hochwürdigsten Herrn Ver-
fassers bezeichnet werden. Wenn derselbe als dessen
Zweck nur den Opferteller für den Rottenburger Dom
hinstellt, dem die schöne Schiulirede gilt, dann soll
gewiß diese Aspiration hier aufs stärkste unterstrichen
werden, im Interesse der Sache, wie im Sinne des
Hommagium für den hohen Herold, dem seine zahl-
losen begeisterten Leser und Bewunderer freudigst
diesen bescheidenen Tribut leisten werden. In diesem
Buche wird ihrer Erinnerung so manche geistvolle
und feinsinnige Beschreibung und Schilderung zurück-
gegeben, nach der sie, mit dem Referenten, des
öfteren sich gesehnt haben mögen, ohne der Zeit-
schrift wieder habhaft werden zu können, in der sie
ihnen zuerst entgegengetreten war. Und welcher
Vorzug, daß hier die Illustration ihr in guter Auswahl
und vortrefflicher Ausführung zu Hülfe kommt! In den
Reisebeschreibungen entfaltet der Verfasser eine un-
vergleichliche Fertigkeit, und die fesselnde, ja er-
greifende Art, mit der er Kunstwerke zu schildern
versteht, wird nur noch übertroffen durch die groß-
artige Auffassung, die er der Natur in herrlichen
Bildern zu entlocken weiß, mag er ihr in Helgoland
oder in Venedig gegenüberstehen, dem nahezu
100 Seiten gewidmet sind.

Möge der Erfolg, der diesem Buche gesichert ist,
dem Verfasser von neuem die Feder in die Hand
drücken für neue Schilderungen! Eine große Ge-
meinde wird ihrer sofort sich bemächtigen.

Schnütgen.

Roma Sacra. Die ewige Stadt in ihren christlichen
Denkmälern und Erinnerungen alter und neuer Zeit
von Anton de Waal. Mit 2 mehrseiligen Tafel-
bildern und 533 Abbildungen im Text. Allgemeine
Verlags-Gesellschaft m. b. H. in München. (Pr. 1 2 Mk.)
Trotz aller Beschreibungen des alten, mittelalter-
lichen, neueren Roms fehlte es doch noch immer an
einem gründlichen, zuverlässigen Führer durch das
christliche Rom, der mit seiner Geschichte und seinen
Denkmälern hinreichend vertraut, mitfühlend und doch
objektiv den Rundgang durch die ewige Stadt, ihre
Perioden und Schicksale, ihre Siraßen und Gassen zu
inszenieren versteht.

Ein solcher F'ührer präsentiert sich hier, mit der
immensen Literatur genau bekannt, mit den Denk-
mälern, den kleinen wie den großen, innigst ver-
wachsen, begeistert und doch unbefangen, relselig
und doch nicht oberflächlich, ein Mann des Studiums
und der Erfahrung. — In 6 Kapiteln teilt er die
fast zweitausendjährige Geschichte, und in strenger
historischer Abfolge bringt er sie zum Vortrage an
der Hand von zahllosen Bildern, unter denen
viele zum erstenmal begegnen, manche, wenngleich
nicht bedeutend in sich, so doch lehrreich im Zu-
 
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