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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Braun, Joseph: Gemälde von Rubens, van Dyk und Gerhard Seghers in der Mariä-Himmelfahrtskirche zu Köln
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Bücherschau
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347

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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-eher nach P. Hörn die Gemälde anfertigte,
nicht, wie irrig geglaubt wurde, der Blumen-
tnaler Daniel Seghers ist, sondern der Historien-
maler Gerhard Seghers. Er wird nämlich in
dem Bericht des P. Hörn Dom. Seghers ge-
nannt, nicht Frater Seghers, frater noster
Seghers oder ähnlich, wie es doch sicher ge-
schehen wäre, wenn Bruder Daniel Seghers
die Bilder gemalt hatte. Übrigens lassen auch
-die Gemälde selbst, von denen dasjenige des
Kreuzaltares die „Kreuzigung", und das des
Muttergottesaltares die „Aufnahme Maria" dar-
stellt, keinen Zweifel, daß nur der Historien-
maler Gerhard Seghers, nicht aber der Blumen-
maler Daniel Seghers gemeint sein kann. Die
Rundbilder im Giebelaufsatz geben Maria mit
dem Leichnam ihres göttlichen Sohnes und
Maria Krönung wieder. Den Anlaß, an Daniel
Seghers zu denken, mögen die zwei Tafeln mit
Blumenstücken gegeben haben, welche neben

dem Muttergottesaltar vor zwei Wandnischen
angebracht sind, die ursprünglich als Reliquien-
schränkchen gedacht zu sein scheinen. Es
sind gute Arbeiten, etwas weicher, als die
Segherschen Blumenstücke. Von Daniel Seghers
sind sie auf keinen Fall, da sie ersichtlich aus
der Zeit stammen, da die Wände der Mutter-
gotteskapelle ihre Marmorbekleidung erhielten,
dem Jahre 1653. Den Meister dieser Tafeln
haben wir vielmehr im Hause selbst in der
Person des Laienbruders Sebastianus Assenberg,
eines tüchtigen Blumenmalers, zu suchen.

Wir schließen mit dem Wunsche, daß der
Tag nicht mehr ferne sein möge, an dem auch
die Gemälde der Mariä-Himmelfahrtskirche der
verdienten Restauration unterzogen werden
können, nachdem der Bau und das Mobiliar
durch den Eifer des Pfarrers eine so vorzüg-
liche Wiederherstellung gefunden haben.

Luxemburg. J. Braun S. J.

Bücherschau.

Monographie de la Chathedrale d'Angers.
En quatre Volumes in quarto et un Album in folio
Par Louis de Farcy. Chez Terrien, 14 place
de la Republique ä Angers.
Der berühmte Verfasser des in dieser Zeitschrift
-wiederholt aufs wärmste empfohlenen großen Werkes
„La Broderie du XI Siede jusqu'a nos jours", sowie
wahlloser sonstiger archäologischer Schriften und
Abhandlungen, die ihm längst einen Ehrenplatz unter
-den eisten französischen Forschern gesichert haben,
schreibt eine große Monographie über seine, dem
hl. Mauritius geweihte Dom- und Pfarrkirche zu
Angers. —Von den 4 Bänden, die sie umfassen soll:
I. La Construction et les Reparations (20 fr.), II. Les
Immeubles par destination (20 fr.), III. Le
Mobilier (25 fr.), IV. Les Personnes et les C6re-
monies (20 fr.); Album Reproductions de Dessins
anciens etautres (15 fr.), ist Bd. II bereits vor 4 Jahren
erschienen, Bd. III mit dem Album vor kurzem. —
Bd. I, der die gründlichsten Ausgrabungen im Dom
zur Voraussetzung hatte und deren kostbare Ergeb-
nisse eingehend schildern wird, soll im laufenden
Jahre erscheinen, Bd. IV bald demselben folgen. —
Alsdann wird ein Werk seinen Abschluß gefunden
haben, das hinsichtlich der Vielseitigkeit der im
engsten Zusammenhang mit dem einen Baudenkmal
behandelten Kunstgegenstände, wie hinsichtlich der
Gründlichkeit ihrer Prüfung kaum seines Gleichen hat.
Für dieses Ziel vereinigen sich hier zwei Eigen-
schaften, die selten gepaart sind: die außerordentliche
Mannigfaltigkeit des Monumentes in seiner Ent-
wicklung und Ausstattung, wie die fast beispiellose
Vertrautheit mit demselben. Als das glänzende Er-

gebnis dieser Kombination ist dieses Werk auf das
wärmste zu begrüßen, zumal es nicht nur dieses
einzelne Denkmal beschreibt, sondern die wertvoll-
sten Beiträge liefert zur allgemeinen Kunstgeschichte,
insoweit sie sich namentlich auf Gewebe, Stickereien,
Metallgeräte, Glocken, Orgel usw. beziehen. — Schon
die Kapitelüberschriften des III. Bandes verraten
den enormen Reichtum der beschriebenen und zu-
meist auch abgebildeten beweglichen Gegenstände:
Stickereien und Gewebe, die Tapisserien, eine bei-
spiellose Reihe der kostbarsten Wandbehänge von
1428 bis 1792; der alte Schatz, der neue Schatz,
die Archivalien und Manuskripte; der Beleuchtungs-
apparat ; die Möbel und Geräte usw. — Die
größeren festen Ausstattungsgegenstände wie die
Altäre, die ganze in ihrer Entwickelung höchst merk-
würdige Choreinrichtung, die Kanzel, Orgel, Grab-
denkmäler usw. werden im IL Bande vorgeführt an
der Hand zahlreicher Abbildungen. Insoweit letztere
wegen ihrer Größe mit dem Text nicht verbunden
werden konnten, haben sie in einem besonderen
Album Unterkunft gefunden. — Als das Resultat
vieljähriger, unter den günstigsten Umständen und in
unvergleichlicher Hingebung, auf Grund der urkund-
lichen Nachrichten, der lokalen Untersuchungen, der
vergleichenden Beobachtungen gepflegter Studien er-
scheint dieses großartige Werk, das gerade wegen der
ganzen ernsten und gründlichen Methode, mit der es
durchgeführt ist, zugleich einen hohen vorbildlichen
Wert hat. Daß dieser in Deutschland, wo systema-
tische Forschung besondere Anerkennung zu finden
pflegt, voller Würdigung begegnen wird, ist nicht
zu bezweifeln. Schnütgen.
 
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