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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Kisa, Anton Carel: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1904, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0113

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Abhandlungen.

Die kunsthistorische Ausstellung in
Düsseldorf 1904.

VIII.

Per sogen. Lütticher Meister im Suer-

mond t-Museum.

(Mit Abbildung, Tafel VI.)
nter den Primitiven der Düssel-

•^ dorfer Ausstellung von 1904 be-
fand sich (Kat.-Nr. 141) ein Ge-
mälde des Aachener Museums,
das in etwa halblebensgroßen Figuren Christus als
Erlöser und Beherrscher der Welt, als Salvator
mundi, zwischen den Heiligen Augustinus,
Johannes B., Quirinus und Andreas darstellt.
Es ist in Ölfarbe auf Eichenholz gemalt, 1,13 m
hoch und 1,16 m breit. Im Kataloge der Aus-
stellung ist die mittlere Gestalt zwar als Gott-
vater bezeichnet, aber das jugendliche, von
braunem Vollbarte umrahmte Antlitz beweist,
daß hier ebenso wie auf dem Genter Altar-
werke der Sohn dargestellt ist, der als Herr
der Christenheit die päpstliche Tiara auf dem
Haupte trägt. Die drei Kronen sind aus spät-
gotischem Maßwerke gebildet und von einer
kleinen Taube als Sinnbild des hl. Geistes überragt.
Wie in Gent trägt Christus ein rundes, mit Perlen
und Edelgestein besetztes Pectorale, das den
perlenbesäten Saum des Purpurmantels zusam-
menhält. Während seine Rechte segnet, hält die
Linke eine gläserne Weltkugel, in welcher sich
eine reiche Flußlandschaft spiegelt; zwischen stei-
len, zerklüfteten Felsmassen zwängt sich der mit
Fahrzeugen belebte Fluß hindurch, rechts im
Vordergrunde an den Häusern einer Stadt vorbei,
hinter welcher sich ein Fels erhebt, auf dessen
flacher Kuppe drei Frauen in langen Gewändern
stehen, eine Anspielung auf die Dreijungfrauen-
felsen der Sage, die sich in den Ardennen mehr-
fach vorfinden. Die Landschaft hat deutlich den
Charakter der oberen Maaßgegenden. Dem
Lackrot des Mantels Christi steht das hellere Rot
des inneren Futters zur Seite, das Untergewand
ist dunkelblau. Das bärtige Antlitz des Täufers
neigt sich zu dem Lämmchen herab, das er
auf dem Buchdeckel in seiner Linken trägt,
während er mit dem Zeigefinger der Rechten
darauf hinweist. Über seine braune härene
Tunika legt sich ein grüner Mantel, der den
rechten Unterarm und die Beine vom Knie ab-
wärts bloß läßt. Die Magerkeit der Glied-
maßen ist bei dem fastenden Wüstenbewohner

besser begründet als die Abnormität der Fuß-
bildung, welche die übliche spätgotische Zu-
spitzung häßlich übertreibt. Der scharf geschnit-
tene Profilkopf St. Augustins ist mit weißer,
perlengeschmückter Mitra bedeckt; dasPluviale
hat ein Granatapfelmuster auf dunkelblauem
Grunde, besetzt mit einer breiten, farbigen Borte
in flandrischer Goldstickerei, auf welcher, bis ins
kleinste durchgeführt, drei männliche Heilige
in goldenen Nischen und der Anfang einer
vierten erscheinen. Die Schließe hat die eigen-
artige Form eines dreiseitigen Baidachines mit
einer Statuette des Eccehomo darin. Der Krumm-
stab, welchen der Heilige in der Linken hält,
kann sich an Zierlichkeit der Durchbildung mit
den Stickereien des bischöflichen Mantels nicht
messen. Er ist von derselben ungeschickten
Hand ergänzt worden, welche den glatten Gold-
grund restaurierte und dabei nicht nur die ge-
punzten Nimben verdeckte, deren Spuren teil-
weise noch heute durchschimmern, sondern
sogar an mehreren Stellen auch noch den Umriß
der Gestalten überschmierte. Die Zeichnung
des Restaurators gibt mit braunen Pinselstrichen
die mit Krabben besetzte Krümmung wieder,
in ihr Maria Verkündigung, unter ihr Baldachine
mit bärtigen Propheten. Rechts von dem Er-
löser steht St. Quirinus, kenntlich an seiner
ritterlichen Rüstung und dem Wappen, den
weißen Kugeln im roten Schilde und der gleich-
farbigen Lanzenflagge. Den Kopf mit den
kräftigen Zügen, den großen, etwas stieren Augen,
der starken Nase, dem dichten, kurz zugestutzten
Barte, bedeckt eine hellbraune, vorn aufgeschla-
gene Pelzmütze mit Nackenschutz, ein in den
Niederlanden beliebtes Kostümstück, jenem ähn-
lich, mit welchem einige Reiter unter den Rich-
tern und Streitern Christi auf den Flügeln des
Altarwerkes von St. Bavo versehen sind. Über
dem Kettenpanzer trägt er ein pelzverbrämtes
Wams aus rotem Goldbrokat, an den mit Johannes
B. an Magerkeit wetteifernden Beinen Stahl-
schienen, die in Schnabelschuhe auslaufen. Sein
Nachbar, St. Andreas, schöpft aus einem frommen
Buche Erbauung, wobei unter seinem linken Ar-
me die Balken seines Kreuzes sichtbar werden.
Haar und Bart fließen in weißen, grau gestrichel-
ten Strähnen herab; über dem lackroten Unter-
kleide, das ein Riemen umgürtet, liegt ein dunkel-
grüner Mantel. Grüner, üppiger Rasen bedeckt
den Boden, belebt mit einer Fülle zierlich gedif-
 
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