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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Graus, Johann: St. Ambed, Vilbed, Gwerbed zu Meransen in Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0105
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149

1906.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

150

eingeweiht worden .." Gebetserhörungen, insbe-
besonders Kindersegen und Erleichterung der
Geburten betreffend, sind in dieser Inschrift
bemerkt samt der Angabe, daß es 1837 renoviert
worden sei. Ein zwei tes Bild, ein Altarblatt,
zeigt die drei Jungfrauen sitzend und knieend,
den Ölzweig haltend und über ihnen ein sich
schlingendes Spruchband mit den Worten:
s. Einbeth, Warbeth und Wilbeth aus d. gesel.
s. Ursula A. 1758.

Derselbe Altar trägt auch die Statuen der
dreiJungfrauen,l72Fuß
hohe Schnitzwerke im
Alter von 200—250
Jahren, mit den auf
den Postamenten an-
gesetzten Namen der
einzelnen (Ambeth,

Warbeth, Wilbeth).
Lange dunkle durch
einen Goldring zusam-
mengehaltene Haupt-
haare, goldene Hais-
und Handringe, das
Tuch in den Händen
charakterisieren ihre
Gestalten. Ein weiteres
im Schiffe der Kirche
vorfindliches Gemälde
„stellt sie zur Seite und
unter der gen Himmel
fahrenden Himmels-
königin dar". An der
Orgel noch hat man
eine alte Inschrift, nach
welcher im Festjahr
1419 „alle, welche sich
nach Schiltorn verlobt haben", von
Epidemie frei blieben.

Von der über Süddeutschland verbreiteten
Verehrung der drei hl. Jungfrauen liest man
im Freiburger Diözesan-Archiv Band V S. 129
ein Beispiel mehr, wo von der Pfarrkirche zu
Adelhausen („in der Würr") erzählt wird,
sie sei wahrscheinlich entstanden auf der Stelle,
„wo ein uraltes Sacellum gelegen, welches einer
der heiligen Jungfrauen Einbete, Warbete und
Vilbete geweiht war. Diese heidnische
Trias galt unter dem Volke als besonders
wohltätig und ging nicht selten in den christlichen
Kultus über. Lange nachdem das Adelhauser
Kirchlein in der Ehre des heiligen Cyriak und
der heiligen Perpetua errichtet worden, hielten

Worms: Steinrelief XV. Jahrh.

dieser

sich die Anwohner immer noch an die alte
Patronin des Ortes und nannten dasselbe nicht
anders als Sant Einbeten Lütkilche. So
zähe lebt in der Überlieferung des Volkes das
Gedächtnis an seine guten und schlimmen Genien
fort. Denn ohne Zweifel gehörten die drei
Jungfrauen ursprünglich der keltischen Welt
an, indem dieselben vom Rheine bis hinab
zur Donau und hinauf bis in die Alpen als
einheimisch erscheinen. Während der römisch-
gallischen Zeit ging ihre Verwandlung vor.
DasChristenvolk dieser
Länder erblickte in
ihnen christliche
Nothelferin nen,
zu denen es, besonders
in den Tagen der Pest,
scharenweise zu wall-
fahren pflegte." Sojos.
Bader in dem Artikel
über das Frauenstift
Güntersthal, dem für
die Zuweisung dieser
drei Jungfrauen ins
vorchristliche Heiden-
tum und ihre Umtaufe
zu Heiligen der Kirche

die Verantwortung
überlassen werden muß.
Die „drei Schwestern",
„drei Jungfrauen", spie-
len freilich in der deut-
schen Volkssage eine
große Rolle und ihre

Ableitung aus den
Schicksals-Nornen der
heimischen Mythologie

hat jedenfalls viel für sich. (Darüber die
Belege bei Panzer Bayr. Sagen Band I und II.)
Übrigens ist an den meisten Orten die Zuge-
hörigkeit dieser Legende an die von der
hl. Ursula und ihren „eintausend Jungfrauen"
schon ausgesprochen. Wie in dem Kirchlein
zu Adelheim, so war die erste der drei Jung-
frauen auch im Kloster A ndechs nicht unbe-
kannt; eine Kronika von 1572 verzeichnet unter
den Klosterschätzen auch: „item hayltumb von
sant Ainbetten." (Panzer I S. 34.)

Die zwei wichtigsten Punkte, an denen die
Erinnerung an die erwähnte Trias von Jungfrauen
festgehalten, ja entschiedener als anderen Orten
eingegründet wurde, sind Worms und Straß-
burg; in diesen beiden Städten wird ihre
 
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