Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

DOI article:
Arntz, Ludwig: Die Pfarrkirche zu Wildenburg
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0035
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
43

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

44

und verzierten steinernen Kamingewänden,
wenn auch nicht durchweg in ursprünglichem
Zustande, erhalten. An den Wirtschaftsbetrieb
des Klosters erinnert noch die Einrichtung
der geräumigen Konventsküche mit ihrem
ansehnlichen auf Pfosten gestützten Rauch-
fang, der an dem
Westabhang des Berges
terrassenartig angelegte
Obst- und Gemüse-
garten und im Leiter-
bachtal das stattliche
Anwesen von drei,
stufenförmig angeord-
neten Stauhweihern,
welchesowohlder Fisch-
zucht wie dem Mühlen-
betriebe gedient haben.

Mit der Aufhebung
des Steinfelder Klosters
im Jahre 1794 wurde
auch das Filialkloster
Wildenburg seiner ur-
sprünglichen Bestim-
mung entzogen; ein
Teil seiner Ausstattung
ging durch Versteigerung
verloren. Erst im Jahre
1825 ist die Pfarrkirche
Wildenburg wieder eingerichtet und der räum-
lich recht ausgedehnte Pfarrbezirk der Diözese
Cöln zugewiesen worden. Letzterer umfaßt
die Orte Bungenberg, Hecken, Heiden, Kreuz-
berg, Linden, Manscheid, Paulushof, Ober-
und Unter-Schömbach, Wildenburg, Winten.
Bei dieser Gelegenheit wurde der Be-
sitz des ehemaligen Klosteranwesens
geteilt: die größere, südliche Hälfte,
die ehemalige Priorei, wurde als Pfarr-
wohnung, die kleinere, nördliche (vgl.
Abb. 8, D1) als Schulhaus mit beson-
derem Zugang und Aufgang an der Nord-
seite bestimmt.

Über das Schicksal der einstigen Pfarr-
kapelle liegt keine zuverlässige Nachricht vor;
möglich, daß sie nach Herstellung der größeren
Klosterkirche außer Gebrauch kam und an
eine Nebenlinie der Familie Pallandt zurück-
fiel, welche, nach dem Aussterben des Haupt-
stammes im Jahre 1602, in den Besitz der
Vorburg gelangte und bis in die Mitte des
IX. Jahrh. noch einen Teil der Baulichkeiten
besaß. Von da ab ging ein Teil in Privat-

Abb. 6.

Abb. 7

besitz (der Familie Weyres), ein Teil in den
des Forstfiskus über.

Mit dem Übergang des ehemaligen Kloster-
bauwesens in den Besitz der Gemeinde er-
wuchs letzterer eine nicht unbedeutende Unter-
haltungspfiicht, die bei dem Rückgang der
Bevölkerung und ihrer
Erwerbstätigkeit unver-
hältnismäßige Aufwen-
dungen beanspruchte.
Es wurde der Gemeinde
sehr schwer, die über-
kommenen Baulichkei-
ten ordnungsmäßig zu
unterhalten. Die Mittel
reichten kaum zur not-
dürftigen Instandhal-
tung der Hauptdächer.
Im besonderen Maße
waren die, der Benut-
zung entzogenen Bau-
teile, zumal der nord-
östliche Wohnturm (A)
(vergl. Abb. 3, 4, 8 u. 9)
in seinen drei oberen
Geschossen bei einem
ganz unzureichenden
Dachschutz dem zu-
nehmenden Verfalle
preisgegeben. Erst im Jahre 1903 gelang es
dem eifrigen Bemühen des Ortspfarrers, Dr.
Breitenbend, die staatlichen und kirchlichen
Aufsichtsbehörden zur Hilfeleistung bei den
notwendigen Wiederherstellungsarbeiten anzu-
regen. Das erzbischöfliche Generalvikariat, die
Provinzialverwaltung sowie die König-
liche Regierung gewährten ansehnliche
Beihilfen, um dem baufälligen Zustand
der Pfarrkirche zu Wildenburg wirk-
samen Einhalt zutun. Die planmäßigen
Bauarbeiten, welche sich auf eingehende
Untersuchung des überlieferten Bestandes
stützten, bezweckten im wesentlichen
einmal, das Kirchengebäude gegen
schädigende Angriffe der Witterung soweit als
nötig zu schützen, sodann die notwendigen
Maßnahmen zu treffen, das Bauwerk in seinem
kultur- und kunstgeschichtlichen Werte dauernd
zu sichern. Unter den ersten Gesichtspunkt
fiel die Umdeckung des Kirchenschiffes, sowie
die Neubedachung des Hauptturmes, eine
Blitzschutzanlage und die Reparatur der schad-
haften Kirchenfenster. Um den Raum unter
 
Annotationen