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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Oidtmann, Heinrich: Die Glasgemälde des Obergadens im Hochchor des Kölner Domes, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0078
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1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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sich der Bräutigam der letzteren, Gerhard
Overstoltz von Effern, zugesellt hatte5).
Neben dem vermutlich im Platz vertauschten
Schilde der Overstoltz kniet betend die Stif-
terin, Sophia Hardevust, in weißer Kopfhülle,
grünem Kleid und violettem Mantel, ihr gegen-
über der Mann mit gelb angebleitem Haar;
aus dem weiten, gelben, mit weißem Pelz
verbrämten Mantel lugen enge, grüne Ärmel
hervor, den gevierteten Schild6) des dritten
Fensters führte Ritter Hildeger oder Hilger
Kleingedank von der Stessen, Schöffe
und Schultheiß der Stadt Köln, dessen hervor-
ragende Verdienste Eltester eingehend darlegt.
Das vierte Fenster, eine städtische Schenkung,
zeigt die geteilten Schilde der Stadt Köln,
oben drei goldene Kronen in Rot, unten ein
silbernes Feld, ohne Hermelinflecken, dagegen
in quadratischer Einteilung grau gemustert 7).
Im fünften Glasgemälde stehen die Zeichen
der Grafen von Kleve8) die schon früher
mit den Grafen von Jülich und von Holland
das Gotteshaus der Minoriten, die sogenannte
Ritterkirche, mit Glasgemälden ausgestattet
hatten. Otto Graf von Kleve war mit der
Nichte des Erzbischofs vermählt, jedoch 1311
verstorben; sein jüngster Bruder Johann, der
1324 zum Domdechant befördert wurde, dürfte
wohl als der Spender anzusprechen sein. Das
gegenüberstehende Fenster der Südwand ent-
hält zweierlei Schilde, wie Eltester mit Wahr-
scheinlichkeit annimmt, die Wappen eines
bergischen Ritters von Schönrode und seiner
Gemahlin, einer geborenen von Langel oder
von dem Botteln berg 9). — Im zweiten
Glasgemälde prangt das stolze Ehrenzeichen
des mächtigen Geschlechtes der Overstoltz,
drei goldene Turnieikragen in Rot; zwei andere

s) In den silbernen Schilden a, c und d sind die
Arme rot; über den goldenen Fäusten ein schwarzer
Stern; das zweite Wappen b, in Silber drei schwarze
Turnierkragen, i<t neu.

6) In a und d auf Gold ein eingebleiter, doch schwarz
gedeckter Mohrenkopf in roter Krone und rotem Hals-
band, mit hell eingefügten Augen und Lippen; in b
und c ein silberner geschobener Balken auf Rot.

7) Die Wappen, in der untern Hälfte verschiedentlich
durch Blei geteilt, sind stark ergänzt.

8) In Rot ein silberner Herzschild, auf dem ein
goldenes, achtspeichiges Lilienszepterrai mit grüner
Nabe, die klevische Lilienhaspel, aufliegt.

9) Die einen von Blau und Gold geteilt, darüber
ein silberner Schrägrechtsbalken mit drei roten Plätzen,
die andern mit schwarzem Zinnenbalken in Silber; die
beiden letzten Schilde sind erneuert.

Stämme dieses vornehmsten der kölnischen
Geschlechter haben sich durch die Stiftung
von Glasfenstern in der Johannes-, sowie in
der Marien- oder Dreikönigenkapelle verewigt.
Das folgende Fenster möchte Eltester dem
kölnischen Ritterstamm von der Salzgasse
zuerkennen10); im vierten gehören die goldenen
Schilde mit dem schwarzen geschobenen
Balken den Kleingedank (parvae mentis),
genannt von Mommersloch, während für
das letzte Fenster am Querschiff die Stifter,
die einen schräg gevierteten, oben und unten
roten, beiderseits goldenen Schild führten,
nicht ausfindig zu machen sind.

So strahlen denn die farbenfunkelnden
Glasgemälde aus ferner Vergangenheit in die
Gegenwart und erzählen, selbst eine herrliche
Verkörperung reicher Pracht, von dem Glanz
und von der Größe jener Tage; für den
Kundigen ein inhaltvolles Blatt altkölnischer
Geschichte.

Bestand. Die zweiteiligen Fenster des
Chorabschlusses haben eine Felderbreite von
einem Meter; die durch Eisen abgetrennten
Borten messen je 20 cm. Die anderen Gruppen,
fünf auf der Nordseite, fünf in der Südwand,
sind durch einen breiten Mittelstab und zwei
dünnere Pfosten in vier Längsabteilungen ge-
spalten. Die Gesamthöhe einschließlich des
Maßwerks schätze ich auf etwa 16,70 m, wovon
12 auf die Langbahnen entfallen; die ganze
Breite berechnet sich auf 5,30 m, die eines
jeden Gefaches mit geringfügigen Schwankungen
auf 1,20 m, die Höhe auf 82 cm, bei den
Sockel- und den obersten Feldern unterhalb
der Spitzen auf 67 cm. Die beiden Fenster
vor der Schrägung (V und XI) sind schmäler,
nur 94 bis 95 cm breite Lichter. Die außer-
ordentliche Breite der Langbahnen erforderte
eine weitere senkrechte Teilung durch Eisen,
welche die äußeren Viertel (30 cm, bei V und
XI nur 17) von der mittlem Hälfte scheiden.
Die Deckschienen der senkrechten und der
wagerechten Eisen sind mit langen Splinten
befestigt; außerdem wird jede Tafel auf der
Innenseite durch drei Windruten versteift.

Dem Stein- und Eisengerüst hat der ein-
sichtige Glasmaler sich gar trefflich anzupassen
verstanden, indem er die Zeichnung seiner
Anlage der gegebenen Einschränkung willig

l0) Zwei rote, geschobene Schrägreclitsbalkcn, so-
genannte Treppen, in Silber; auf den Schilden b und <1
mit schwarzem, fUnfzinklgem Turnlerkragen belegt.
 
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