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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Braun, Joseph: Mittelalterliche Paramente zu Neustift bei Brixen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0084
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1909.

ZEITSCHRIFT TÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 4.

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vorhanden ist. Das goldgelbe tafftseidene
Futter erhielt die Mitra bei einer in jüngerer
Zeit vorgenommenen Restauration. Interessant
sind die 5 cm breiten, 41 cm langen Behänge.
Sie bestehen, wie die vorhingenannten Borten
aus drei Streifen, die alle in echtem Gold mit
Flechtwerk gemustert sind. Auf den beiden,
die Einfassung bildenden äußeren Streifchen
ist demselben, eine allerdings fast ganz zer-
störte und nur noch in einzelnen Buchstaben
lesbare Inschrift eingewebt, auf dem breiten

Brixen (t Ende 1164) zugeschrieben. Da
Neustift unter dem Seligen, der selbst den
Augustinerchorherren angehört hatte,gegründet
wurde und zu Neustift sich schon früh eine
hohe Verehrung desselben entwickelte — be-
reits um 1200 entstand daselbst eine Vita
Hartmanns — erscheint die Tradition, welche
die Gewänder mit ihm in Verbindung bringt,
nicht unbegründet. Aus den Gewändern
heraus, d. i. aus ihrer stofflichen Beschaffenheit
und ihrer Form läßt sich gegen eine solche

Abb. 3.

mittleren aber sind ihm runde Medaillons
eingefügt, welche abwechselnd das Lamm
Gottes und einen symbolischen Löwen auf-
weisen, jenes mit AGNVSDEI-\-, dieser mit
LEO FORTIS + als Umschrift. Medaillons
wie Buchstaben der Einfassung sind in weißer
Seide ausgeführt. Unten schließen die Be-
hänge mit einem kurzen Endstück ab, das
aus einer quergestellten, geometrisch in Gold
und Seide gemusterten Borte gemacht und
mit rotseidenen Fransen von 10 cm Länge
besetzt ist.

Alle drei bisher besprochenen Gewänder
werden dem seligen Bischof Hartmann von

Zuweisung jedenfalls ein ernster Einwand nicht
hernehmen. Im Gegenteil stimmen Form und
Beschaffenheit sehr wohl mit der Tradition
überein; denn sie weisen unseres Erachtens
genügend deutlich auf die zweite Hälfte des
XII Jahrh. als Entstehungszeit der Gewänder hin.
Das Pluviale, die Kasel und die Mitra
wurden bereits seit alters zu Neustift auf-
bewahrt, nicht jedoch das vierte Gewand, das
Superpelliceum (Abb. 2), das sich bis in die
jüngere Zeit hinein in einer dem Kloster inkor-
porierten Pfarrei befand, materiell zwar nur
das geringste von allen vier, als Gewand
aber das hervorragentdse und interessanteste,
 
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